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600 Jahre St. Sebastianus Schützenbruderschaft 1402 vom Heister zu Schönste<strong>in</strong> e. V.<br />
Das Johanniskreuz – überkommenes Brauchtum <strong>in</strong> unserer Heimat –<br />
Bruno Wagner<br />
Von den alten Volksbräuchen, die noch nicht <strong>in</strong><br />
Vergessenheit geraten s<strong>in</strong>d, lebt <strong>in</strong> Schönste<strong>in</strong> aus<br />
den Tagen der Vorzeit e<strong>in</strong> „Johannisbrauch“ nach:<br />
Am Schützenfest zieren aus Buchsbaum gebundene und mit<br />
Blumen geschmückte „Johanniskreuze“ die Hause<strong>in</strong>gänge.<br />
Oftmals ist nach dem „Woher“ und „Seit-Wann“ dieses überkommenen<br />
Brauchtums gefragt worden.<br />
Die Entstehung der Johannisbräuche – das Johannisfeuer, der<br />
Johanniskranz bzw. das Johanniskreuz, das Teesammeln an<br />
Johanni und Bauernregeln um den Johannistag (24. Juni) –<br />
lässt sich zurückführen auf „altheidnische Re<strong>in</strong>igungsbräuche“,<br />
die schützen sollten vor Missernten und Seuchen,<br />
wie sie im Sommer <strong>in</strong> früheren Zeiten häufig auftraten.<br />
Nachdem die Kirche das Geburtsfest Jesu Christi auf den 25.<br />
Dezember verlegt hatte, musste sie den Geburtstag des<br />
Johannes des Täufers, der nach Lukas 1, 26-36 e<strong>in</strong> halbes<br />
Jahr älter war als Jesus, <strong>in</strong> den Juni verlegen. Um dieselbe<br />
Zeit wie der Geburtstag des Täufers fiel das heidnische<br />
Sommerre<strong>in</strong>igungsfest z. Zt. der Sommersonnenwende.<br />
Welches christliche Fest konnte auf diesen Tag besser passen<br />
als das des Johannes, der se<strong>in</strong> Verhältnis zu Jesu mit den<br />
Worten kennzeichnete: „Er muss wachsen, ich aber abnehmen.“<br />
So wäre der Heilige <strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvolle Beziehung gebracht<br />
zum Kreislauf des Jahres, und es ist ke<strong>in</strong>e schwere Aufgabe<br />
mehr, altheidnische Bräuche auf se<strong>in</strong> Fest zu beziehen.“ (zitiert<br />
aus „Deutsche Feste und Volksbräuche“ aus Natur und<br />
Geisterwelt Nr. 518, 1916 von E. Fehrle)<br />
Das sog. Johanniskreuz ist wohl mit dem Sonnenwendbrauchtum<br />
und dem keltisch germanischen Götterkult unse-<br />
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rer Heimat <strong>in</strong> ursprüngliche Verb<strong>in</strong>dung zu br<strong>in</strong>gen. Das<br />
Heilszeichen der Gött<strong>in</strong> Swastika – e<strong>in</strong> sich zur Sonnenscheibe<br />
drehendes gehaktes Kreuz (vorchristliche Zeit) –<br />
wurde wohl nach E<strong>in</strong>führung des Christentums <strong>in</strong> unserer<br />
Region <strong>in</strong> der Zeit zwischen 700–750 n. Chr. von dem hl.<br />
Suitbertus und dem hl. Bonifatius sowie deren Missionare<br />
durch das Johanniskreuz ersetzt. Das Johanniskreuz ist demnach<br />
e<strong>in</strong> vorchristliches Heilssymbol e<strong>in</strong>es Götterkultes aus<br />
keltisch-germanischer Zeit (Literatur: Wissener Beiträge, Heft<br />
8 „Die Kreuzerhöhungskirche zu Wissen“ von Christian<br />
Ebach).<br />
E<strong>in</strong>e andere Erklärung des Ursprungs dieses heimatlichen<br />
Brauches führt der frühere Schönste<strong>in</strong>er Heimatforscher Dr.<br />
He<strong>in</strong>rich Holschbach <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Volkskunde des<br />
Kreises Altenkirchen“ im Jahre 1928 an: „Bekannt ist das Johanniskreuz<br />
(-kranz) <strong>in</strong> 25 Schulbezirken. Die Annahme ist<br />
berechtigt, dass es sich <strong>in</strong> diesem Schmücken der Häuser um<br />
e<strong>in</strong>e Fortführung des Maien handelt und der Johanniskranz<br />
etwa mit dem Weihnachtsbaum <strong>in</strong> gleicher L<strong>in</strong>ie steht. Der<br />
Tag, an dem die ganze Natur <strong>in</strong> Üppigkeit und Blumenpracht<br />
prangt, gibt Anlass die Bräuche, die sich auf das Heranbr<strong>in</strong>gen<br />
der sommerlichen Fruchtbarkeit von Feld und Wald<br />
an bzw. <strong>in</strong> die menschliche Wohnung und dadurch auf die<br />
Insassen beziehen, zu wiederholen.“<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Herleitung für die Entstehung des Johanniskreuzes<br />
wird wohl im Dunkel der Geschichte verborgen<br />
bleiben. Die vorgenannten Erklärungsversuche lassen jedoch<br />
den Schluss zu, das Johanniskreuz als e<strong>in</strong> Heilszeichen keltisch-germanischer<br />
Götterverehrung anzusehen, das se<strong>in</strong>e<br />
Fortführung e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> der christlichen Glaubenssymbolik