Eine Brücke ... - Adolf-Reichwein-Verein
Eine Brücke ... - Adolf-Reichwein-Verein
Eine Brücke ... - Adolf-Reichwein-Verein
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Schulvorstand hat für dieses Konzept bereits grünes Licht gegeben.<br />
Geklärt werden muss noch die Finanzierung.<br />
Bereits jetzt arbeitet die Grundschule sehr intensiv und unglaublich<br />
erfolgreich mit differenzierenden Unterrichtsformen.<br />
Diese Art von Unterricht erfordert Lehrkräfte mit weit überdurchschnittlichem<br />
Engagement. Fast jede Woche finden<br />
Konferenzen und Dienstbesprechungen statt, die der Reflexion,<br />
Planung und Koordination dienen. Die Grundschulkolleginnen<br />
und -kollegen planen oft gemeinsam Unterrichtsprojekte,<br />
Ausflüge und Schullandheimaufenthalte, besuchen sich<br />
gegenseitig im Unterricht und bereiten sich miteinander vor.<br />
Mehrmals im Jahr werden angehende Lehrkräfte aus<br />
Deutschland zur Ableistung von Praktika vom Kollegium herzlich<br />
aufgenommen. Aufgrund von Pensionierungen und der<br />
natürlichen Fluktuation am Standort Washington sucht die<br />
Schule immer wieder Lehrkräfte, die bereit sind, das Abenteuer<br />
einer Tätigkeit im Ausland einzugehen und in einem professionellen<br />
und sympathischen Team an diesem Konzept<br />
mitzuwirken.<br />
Die Grundschule der DSW, dahinter die weiterführende Schule<br />
Die neue Grundschule ist inzwischen ein Stück Alltag geworden.<br />
Gelegentlich gibt es sogar Besuch aus der �großen<br />
Schule�, der besonders die Schulküche zu schätzen weiß. Die<br />
Kooperation zwischen Grundschule einerseits und weiterführender<br />
Schule mit gymnasialem Schwerpunkt andererseits<br />
macht zusehends Fortschritte. Feste Konferenzen und gegenseitige<br />
Hospitationen werden durchgeführt. Auch der Kindergarten,<br />
der bisher wirtschaftlich autonom ist, bindet sich<br />
stärker an die Schule, und wir sind dabei, gemeinsam mit den<br />
anderen Deutschen Schulen in Nordamerika (New York, Boston,<br />
Montreal, Silicon Valley) ein pädagogisches Konzept zu<br />
entwickeln, das vom Kindergarten bis zum bald zwölfjährigen<br />
Abitur durchgeht.<br />
Wegen der langen Anfahrten in einem unserer neun Schulbusse<br />
beginnt der Unterricht für die Grundschüler um 8.30<br />
Uhr, er endet aber auch erst um 15 Uhr. Die Kinder essen in<br />
der schuleigenen Kantine zu Mittag. Am Nachmittag finden<br />
Arbeitsgemeinschaften und von Elternvolontären geleitete<br />
Freie Kurse statt. Ein Viertel unserer Eltern arbeitet an der<br />
Grundschule als Volontäre. Gegenwärtig bieten das Kollegium<br />
und Volontäre Chor, Werken, Sport, Schwimmteam, Fußball<br />
für Anfänger und Fortgeschrittene, Kreatives Schreiben, Reading<br />
Club, Fotografie, Technik, Werken, internationale Küche,<br />
Gesellschaftsspiele, Töpfern, Vogelkunde, jahreszeitliches<br />
Basteln, Instrumentalkreis, Flöten und zwei Theatergruppen<br />
an. Hausaufgabenbetreuung gibt es für Grundschüler jeden<br />
5<br />
Nr. 4 / April 2004<br />
Nachmittag. Die hohe Elternbeteiligung hat sehr positive<br />
Auswirkungen auf die gesamte Arbeit an der Schule. Noch nie<br />
habe ich eine so starke "Corporate Identity", ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
aller an der Schule Beteiligten erlebt wie<br />
an dieser Schule. Kräfte werden nicht gegeneinander oder mit<br />
"Krisenmanagement" verzehrt, sondern in gemeinsamer Verantwortung<br />
gebündelt in die Arbeit für die Kinder investiert.<br />
Mit den anderen Deutschen Schulen in Nordamerika arbeiten<br />
wir nach der Verabschiedung eines gemeinsamen pädagogischen<br />
Leitbilds z. Zt. an einem gemeinsamen Qualitätsleitbild,<br />
das alle Bereiche von Schule einschließen wird, von Unterricht<br />
über die Verwaltung bis zur Instandhaltung. Außerdem<br />
organisieren die Schulen weiterhin gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen.<br />
Im Dezember 2003 führte unser Schulchor in Washington und<br />
New York zusammen mit dem Chor der Deutschen Schule<br />
New York das Weihnachtsoratorium auf, und ich war froh,<br />
wieder einmal mitgesungen zu haben.<br />
Der Schulweg ist für mich oft Erholung, vor allem auf dem<br />
Heimweg, wenn weniger Verkehr ist. Gern benutze ich mein<br />
24 Jahre altes, aus Deutschland mitgebrachtes Motorrad. Für<br />
die 11 Meilen brauche ich etwa eine Viertelstunde. Der Hinweg<br />
morgens kann je nach Verkehr allerdings schon einmal<br />
40 Minuten dauern. Da Washington auf dem Breitengrad von<br />
Sizilien liegt (im Winter merkt man aufgrund des kontinentalen<br />
Klimas davon allerdings wenig!), hat das Sonnenlicht hier südliche<br />
Kraft. Die Sonne scheint hier auch häufiger als in<br />
Deutschland, und die Heimfahrt kann ein wirklicher Genuss<br />
sein. Der Weg von der Schule geht aus �Potomac-Village�,<br />
dem Nobel-Vorort Washingtons hinaus durch eine sanft hügelige<br />
Landschaft Richtung Westen, am Potomac die River<br />
Road entlang durch den Wald, der nur von riesigen Grundstücken<br />
unterbrochen wird, auf denen Pferde weiden und entfernt<br />
von der Straße prächtige Landhäuser stehen. Der Ort<br />
Potomac ist hinter einem New Yorker Vorort die reichste Siedlung<br />
der gesamten USA.<br />
Das Leben hier hat aber auch andere Seiten. Ein Jahr ist es<br />
her, dass die "Sniper" die ganze Region in einen Belagerungszustand<br />
zwangen. Unsere Schüler konnten zwei Wochen<br />
lang nicht aus ihren abgedunkelten Klassenzimmern in<br />
die Pausen. Gerade läuft das Verfahren gegen die beiden<br />
Mörder. Unter anderem wegen der Bedrohung durch privaten<br />
Waffenbesitz, eine sehr hohe Verbrechensrate, Terroristen,<br />
Wirbelstürme, feindliche Mächte mit Massenvernichtungswaffen<br />
und BSE ist das Land in permanenter Angst. Dann kamen<br />
die Anschläge des 11. September 2001 und der Irakkrieg mit<br />
all den wirtschaftlichen und politischen Folgen. So können innenpolitische<br />
Probleme zur Nebensache werden. Viele Amerikaner<br />
joggen in den gigantischen Einkaufszentren, den<br />
"Malls", da ist es sicherer, und man kann anschließend shoppen<br />
gehen. Auch wir als Schule mussten zwangsläufig verschiedene<br />
Sicherheitscodes einführen und entsprechende<br />
Maßnahmen durchplanen und trainieren. Nichts ist mehr wie<br />
vorher. Die ehemals offene Schule ist seit langem nur noch<br />
nach Anmeldung zu betreten. Wir haben Funkgeräte, Notrationen<br />
an Wasser und Lebensmitteln. Aber auch daran hat man<br />
sich gewöhnt und das Leben hat sich wieder normalisiert.<br />
III. Persönliche Erfahrungen in den USA<br />
Was zuerst auffiel: In Amerika ist alles größer. Das Land ist<br />
unglaublich weit, viele �Interstates�, die Autobahnen, sind breit<br />
und oft sechs- bis achtspurig. Der Verkehr fließt weitgehend<br />
aggressionslos, viel entspannender als in Deutschland. Auf<br />
Landstraßen wird fast nie überholt. Viele Kreuzungen sind mit