Isabelle Hetzler könnte man einmal einladen - Lehrstuhl für Didaktik ...
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• Ein reales Casino verfügt nur über beschränkte Geldvorräte. Damit ist auch die Zahl<br />
der Spielrunden beschränkt - und damit der zu erwartende Gesamtgewinn. Beträgt<br />
der Maximalgewinn, den das Casino auszuzahlen bereit ist, z.B. 220 (alsoetwaeine<br />
Million) Rubel, so sind maximal 20 Spielrunden möglich, und der Erwartungswert <strong>für</strong><br />
den Gesamtgewinn sinkt von ∞ auf 20 Rubel. Dennoch werden die meisten nicht bereit<br />
sein, auch nur diese 20 Rubel als Teilnahmegebühr zu akzeptieren, denn die Chance,<br />
mehr als den Einsatz zurückzuerhalten, beträgt in diesem Fall lediglich 1<br />
16 .<br />
• Der (unendlich) hohe Erwartungswert ist eigentlich nur bei häufiger, nicht aber bei <strong>einmal</strong>iger<br />
Teilnahme an dem Spiel von Bedeutung. Bei zu hoher Teilnahmegebühr besteht<br />
jedoch die Gefahr, dass die finanziellen Möglichkeiten des Spielers aufgebraucht sind,<br />
bevor er zum ersten Mal einen der „sehr hohen“ (aber auch sehr unwahrscheinlichen)<br />
Gewinne erzielt.<br />
• Die meisten Menschen verhalten sich risikoavers und sind daher bereit, eine Option<br />
mit geringerer Gewinnaussicht zu akzeptieren, wenn sich dadurch auch ihr Verlustrisiko<br />
verringert (vgl. hierzu die mit dem sog. Nobelpreis <strong>für</strong> Wirtschaftswissenschaften<br />
ausgezeichneten Arbeiten von Daniel Kahne<strong>man</strong> und Amos Tversky).<br />
• Größere Geldbeträge unterliegen dem Gesetz vom sinkenden Grenznutzen (erstes Gossensches<br />
Gesetz). 1 Hohe Gewinne werden daher als weniger wertvoll bewertet werden<br />
als es ihre nominelle Höhe angibt.<br />
3. Das Umtauschparadoxon<br />
Am Abend eines heißen Julitages bekommt Katharina Besuch von einer guten Fee. Sie gibt<br />
ihr zwei verschlossene Briefumschläge, in denen sich jeweils ein gewisser Geldbetrag befindet,<br />
im einen doppelt so viel wie im anderen. Sie darf nun einen der beiden Umschläge öffnen<br />
und dann entscheiden, welchen der beiden Umschläge sie nimmt.<br />
Katharina öffnet zufällig einen der beiden Umschläge, findet darin 100 Euro und überlegt,<br />
dass sie, wenn sie den Umschlag umtauscht, mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% 200 Euro<br />
und mit der gleichen Wahrscheinlichkeit 50 Euro gewinnen wird. Der Erwartungswert ihres<br />
Gewinns beträgt also 125 Euro.<br />
Nach dieser Überlegung würde sich das Tauschen lohnen. Dies gilt aber offensichtlich <strong>für</strong><br />
jeden beliebigen Geldbetrag, so dass es unnötig wäre, den Umschlag überhaupt zu öffnen;<br />
sie <strong>könnte</strong> von vornherein den zweiten Umschlag wählen. Dies widerspricht aber der Tatsache,<br />
dass beide Umschläge vor dem Öffnen offensichtlich gleichwertig sind und es zunächst gar<br />
keine Reihenfolge der beiden Umschläge gibt. Wo liegt der Gedankenfehler?<br />
Lösung: Die Annahme, dass im zweiten Umschlag 50 oder 200 Euro mit gleicher Wahrscheinlichkeit<br />
liegen, ist voreilig und unbegründet. Diese Wahrscheinlichkeiten sind nicht bekannt;<br />
es ist eine unzulässige Vereinfachung, sie <strong>man</strong>gels genauerer Informationen als gleich<br />
anzusehen.<br />
4. Das Triell<br />
Drei Schützen Anton, Bernd und Claus schießen nacheinander so lange aufeinander, bis nur<br />
noch einer von ihnen lebt. Dabei ist Claus der perfekte Schütze und trifft immer, Bernd<br />
, und Anton trifft nur mit einer Wahrscheinlichkeit<br />
trifft mit einer Wahrscheinlichkeit von 2<br />
3<br />
1 Allerdings wird von Ökonomen häufig bestritten, dass das Gesetz vom sinkenden Grenznutzen <strong>für</strong> Geld überhaupt<br />
gültig ist, und zwar aufgrund der Rolle des Geldes als universelles Tauschmittel. Demnach seien zusätzliche<br />
1000 Euro <strong>für</strong> einen Millionär genauso wertvoll wie <strong>für</strong> einen Bettler. Wie realitätsnah diese Ansicht ist, sei dahingestellt.<br />
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