Auszüge zum Download - Medien Tenor
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258 Integrations-Index 2012<br />
Oder unentwegt nur eine Norm-Perspektive zu haben; die des<br />
angeblich interessieren Nutzers, der sich am Ende immer als<br />
bildungsbürgerliche Mittelschicht entpuppt? Man muss eben für<br />
verschiedene Gruppen Bilder von Nähe produzieren – Einwanderer<br />
haben keine Lust auf ein Programm, wo sie nur vorkommen,<br />
wenn es eine Debatte <strong>zum</strong> Thema Migration gibt, die<br />
dann mit Kopftuchfrauen illustriert wird, am besten noch von<br />
hinten mit Einkaufstaschen in der Hand. Heute ist jede erfolgreiche<br />
US-amerikanische Serie vor allem eins: multiperspektivisch.<br />
Und diese Flexibilität muss man im deutschsprachigen<br />
Europa noch lernen.<br />
6. Gerne möchte ich noch einmal explizit den Wissenschaftler<br />
Mark Terkessidis ansprechen: Ihre Dissertation ist publiziert<br />
worden unter dem Titel „Die Banalität des Rassismus”. Dazu,<br />
wenn Sie gestatten, drei Teilfragen. Erstens: Was ist und wie<br />
entsteht eigentlich Rassismus? Zweitens: Worin besteht die<br />
„Banalität” des Rassismus im Kern? Drittens: Gehe ich recht in<br />
der Annahme, dass die Ähnlichkeit mit Hannah Arendts berühmtem<br />
Buchtitel von der „Banalität des Bösen” nicht zufällig<br />
ist und warum genau haben Sie diese „Anleihe” gewählt?<br />
Selbstverständlich war die Anlehnung an Hanna Arendt nicht<br />
zufällig. Sie hatte ja auch bei der Beobachtung des Gerichtsprozesses<br />
festgestellt, dass Eichmann eben nicht der Teufel in<br />
Person war, sondern banal: Er ordnete sich ein, befolgte Befehle,<br />
hielt Routinen ein und organisierte ihre Effizienz. Und<br />
den Aspekt wollte ich betonen. In dem Buch geht es darum,<br />
wie Personen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland<br />
geboren sind, Alltagsrassismus erleben. Dabei bin ich – abgeleitet<br />
von meinem anderen Buch über die „Psychologie des<br />
Rassismus” - von folgender Voraussetzung ausgegangen: Es<br />
gibt in der Gesellschaft einen verbreiteten Wissensbestand,<br />
den ich als „rassistisches Wissen” bezeichne. Alle repräsentativen<br />
Untersuchungen zeigen, dass die Mehrheit der Bevölkerung<br />
auf die eine oder andere Weise „Vorurteile” hat. Da<br />
macht es doch keinen Sinn, immer so zu tun, als wären das<br />
wahlweise verirrte oder böse Individuen. Es ist sinnvoller von<br />
einem verbreiteten Wissen auszugehen, dass eine Spaltung<br />
zwischen „uns” und „ihnen” innerhalb der Bevölkerung erzeugt,<br />
erklärt und auch legitimiert. Auf dieses Wissen greifen<br />
Personen zurück, teilweise völlig ohne Absicht, auch solche<br />
mit Migrationshintergrund; gerade wenn sie nicht viel vom