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Auszüge zum Download - Medien Tenor

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190 Integrations-Index 2012<br />

Eigentlich funktioniert das Zusammenleben der Menschen in<br />

Deutschland, unabhängig von ihren Herkunftsorten, religiösen<br />

Orientierungen oder ethnischen Selbstzuschreibungen im Alltagsleben<br />

relativ unaufgeregt und gut. Das haben die verschiedenen<br />

Jahresberichte des SVR in den letzten Jahren immer<br />

wieder auch auf der Basis repräsentativer Befragungen<br />

zeigen können. Auf der Ebene der politischen und intellektuellen<br />

Eliten ist inzwischen ebenfalls – etwa seit dem neuen<br />

Jahrhundert – ein recht stabiler Grundkonsens erreicht, dass<br />

Deutschland Einwanderung braucht und sich dem Thema Migration<br />

und Integration unverkrampft stellen muss. Auch in<br />

der öffentlichen Meinung dominiert inzwischen nicht mehr nur<br />

eine Defizitperspektive, wenn das Thema Migration und Integration<br />

angeschnitten wird. Die Chancen von Wanderungsprozessen<br />

werden vielmehr im Zusammenhang von Demographie,<br />

hochqualifizierter Wissensarbeit oder auch Entwicklungszusammenarbeit<br />

breit erörtert.<br />

Das heißt aber nicht, dass das Thema Migration und Integration<br />

nicht mehr in politischen Auseinandersetzungen für kurzfristige<br />

Ziele instrumentalisiert würde. Dies zeigt sich etwa an<br />

den Begriffen ‚Multikulti‘ und ‚Leitkultur‘. Noch im Oktober<br />

2010 erklärte die Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Der Ansatz<br />

für Multikulti ist gescheitert, absolut gescheitert”. Damit unterstützte<br />

sie den bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer,<br />

der kurz zuvor wiederholt hatte, dass Deutschland auch<br />

trotz drohenden Fachkräftemangels kein Zuwanderungsland<br />

und dass die ‚deutsche Leitkultur‘ von christlich-jüdischen<br />

Wurzeln geprägt sei. Zweifelsohne muss zwischen Multikulturalität<br />

oder Multikulturalismus als normativ-politischem Programm<br />

einerseits und als gesellschaftlich gelebter Alltagswirklichkeit<br />

andererseits unterschieden werden. ‚Multikulti‘ als<br />

normatives Konzept könnte man unter Umständen als gescheitert<br />

ansehen (wobei auch dies wissenschaftlich erst zu zeigen<br />

wäre). Das alltägliche Zusammenleben der Menschen in<br />

Deutschland aber ist von ‚Multikulti‘ geprägt. Hinsichtlich Migration<br />

und Integration haben sich der öffentliche Diskurs, die<br />

gesellschaftliche Selbstwahrnehmung und auch die rechtliche<br />

sowie institutionelle Rahmenordnung im letzten Jahrzehnt<br />

durchaus positiv weiterentwickelt. Gleichwohl bleibt noch viel<br />

zu tun.

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