Auszüge zum Download - Medien Tenor
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3.2. Institutionelle Diskriminierung 145<br />
Erstens werden v.a. die frühen Theorien des institutionellen<br />
Rassismus kritisiert, von simplifizierenden Schwarz-Weiß-<br />
Schemata auszugehen, die die reale Heterogenität der Identitäten<br />
und Lebenslagen von Angehörigen ethnisch oder rassisch<br />
kategorisierter Minderheitengruppen (wie auch von Angehörigen<br />
der Mehrheitsgesellschaft) genauso verkennen wie die individuellen<br />
und kollektiven Widerstandsformen und –potentiale<br />
der von Diskriminierung Betroffenen.<br />
Zweitens werden Theorien bemängelt, die ausgehend von vorfindbaren<br />
Differenzen und Machtverhältnissen bzw. den Effekten<br />
von Diskriminierung pauschal alle Vorgänge, welche beabsichtigter<br />
oder unbeabsichtigter Weise in der fortgesetzten<br />
Ausgrenzung und Unterdrückung minorisierter Gruppe resultieren,<br />
als rassistisch definieren, anstatt die Relevanz von Rassismus<br />
für das Zustandekommen von Ungerechtigkeit und die<br />
Aufrechterhaltung von Ungleichheit im konkreten Einzelfall<br />
empirisch nachzuweisen.<br />
Drittens wird die Auseinandersetzung mit institutionellem Rassismus<br />
oft fälschlicherweise auf isolierte Organisationen und<br />
deren innere Dynamik beschränkt. Dabei werden direkte und<br />
kausale Beziehungen zwischen einer Form der Ungleichheit<br />
(z.B. Disparitäten in den Schulleistungen unterschiedlicher<br />
Gruppen) und den Praktiken im jeweiligen institutionellen<br />
Sektor (dem Bildungssystem) oder sogar in einzelnen Organisationen<br />
(z.B. einzelnen Schulen oder Ämtern) unterstellt. Solche<br />
vereinfachten Kausalzuschreibungen werden jedoch der<br />
Komplexität der Ursachen von Diskriminierung nicht gerecht,<br />
die nicht nur in den Organisationen selbst, sondern in breiteren<br />
politischen, ökonomischen und sozialen Konstellationen zu<br />
suchen sind. Die Bekämpfung von Diskriminierung wird in dieser<br />
Perspektive oft auf ein technisches Problem reduziert. Dagegen<br />
gerät die Rolle von Rassismus oder Sexismus für die Aufrechterhaltung<br />
von Machtstrukturen in der Gesellschaft als<br />
Ganzes gar nicht erst in den Blick.<br />
Viertens wird kritisiert, dass unter dem Begriff des institutionellen<br />
Rassismus die Unterscheidungen zwischen Überzeugungen<br />
und Handlungen sowie zwischen Intentionalität und Nicht-<br />
Intentionalität verwischt würden. Für die Analyse der Mechanismen<br />
von Diskriminierung in Institutionen wie für die Gestaltung<br />
wirksamer Gegenmaßnahmen ist jedoch keineswegs trivi-