Auszüge zum Download - Medien Tenor
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1.1. „Ausländer“/„Migranten“ und „Ausland“ in den <strong>Medien</strong> 31<br />
strengungen motivieren lassen, wenn sich die vermeintlich<br />
Starken derart unsensibel geben.<br />
Kommen wir <strong>zum</strong> dritten Beispiel: Frankreich. Wer im Sommer<br />
2011 die Tageszeitungen aufschlug und den TV-Nachrichten<br />
folgte, wollte seinen Augen nicht trauen. Innerhalb von wenigen<br />
Tagen veränderte sich das Image des Landes. Wer zuvor<br />
dem Savoir vivre überwiegend eine positive Note gab und am<br />
Leben in Paris, Bordeaux oder Strassbourg nicht nur die Elegance,<br />
sondern auch die Anerkennung bewunderte, die dem<br />
Schönen entgegen gebracht wurde, wurde von einem Tag auf<br />
dem anderen in das Mittelalter zurückgeworfen: Seit Thomas<br />
Hobbes das Verhaltensmuster vor der Aufklärung mit seinem<br />
berühmten „Homo Homini Lupus“ gekennzeichnet hatte (Der<br />
Mensch ist des Menschen Wolf), scheint sich in Frankreich im<br />
Verhältnis Mann zu Frau wenig geändert zu haben. Zumindest<br />
für den, der den Aussagen französischer Frauen und Männer im<br />
Nachgang der Enthüllungen zu Strauss-Kahn in den <strong>Medien</strong><br />
Glauben schenkt.<br />
Der Sex-Skandal des IWF-Chefs DSK bezog sich innert Stunden<br />
nicht allein auf die Vorgänge in New York und seine darauf<br />
folgende Verhaftung. Insbesondere die Aussagen aus seinem<br />
eigenen Umfeld zeichneten das Bild einer kranken Gesellschaft.<br />
Jedem schien bekannt zu sein, daß nicht nur dieser<br />
Vertreter der Finanzwelt ein massives Problem hatte, das Persönlichkeitsrecht<br />
eines anderen zu akzeptieren – speziell,<br />
wenn dieser andere eine Frau ist. Der Verweis auf frühere Präsidenten<br />
und vergleichbare Verhaltensmuster halfen weder<br />
DSK noch der Reputation Frankreichs. Im Scheinwerferlicht der<br />
Weltmedien wurde jedem klar, daß die Grande Nation im Rollenverständnis<br />
von Mann und Frau dem Archaischen noch lange<br />
nicht entwachsen ist. Dabei waren für den Reputations-Gau<br />
Frankreichs weniger die diversen Einzelfälle verantwortlich,<br />
die im Kontext von Skandalen auftreten, sondern das beredte<br />
Achselzucken der französischen Meinungsführer in Politik,<br />
Wirtschaft und den <strong>Medien</strong>, die der Ansicht waren, mit einem<br />
„Das war schon immer so“ zur Anerkennung des Landes im<br />
Ausland beizutragen. Wenn künftig bei der OECD in Paris Stellen<br />
ausgeschrieben werden, wenn die Sorbonne im Ausland<br />
Studentinnen für die zweifellos herausragende Ausbildung zu<br />
gewinnen sucht, wenn Renault seinen Anteil von weiblichen<br />
Führungskräften aus dem Ausland zu erhöhen sucht, dürfte der