Auszüge zum Download - Medien Tenor
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1.1. „Ausländer“/„Migranten“ und „Ausland“ in den <strong>Medien</strong> 15<br />
wohnheiten vier Jahre beibehalten zu können, wenn der<br />
schlimmste denkbare Fall einträte: Von heute auf morgen<br />
kommt alles <strong>zum</strong> Erliegen und weitere Einkünfte sind erst<br />
einmal nicht in Sicht? Wenn sich selbst in diesem Land über<br />
ein Drittel von billigsten ausländerfeindlichen Parolen nicht<br />
nur angesprochen fühlen, sondern deren Parteivertretern immer<br />
wieder bei Abstimmungen offen Anerkennung geben, dann<br />
sind die Herausforderungen an eine gelungene Integration<br />
oder Interkultur umfassender, als bislang vermutet. Das Erinnern<br />
an die Stimmung vor 100 Jahren hätte Lippmann vorsichtig<br />
gemacht.<br />
Im Fremden wird selten das Bereichernde gesehen<br />
Die Nicht-Realisierung eines Buchprojektes des New Yorker<br />
Autors Tuvia Tenenbom durch den Rowohlt-Verlag illustriert<br />
als Einstieg vielleicht im Kleinen den unveränderten Spannungsbogen<br />
in Deutschland: Der Hamburger Verlag hatte den<br />
für seinen schwarzen Humor bekannten Autor gewinnen können,<br />
kreuz und quer durch Deutschland zu reisen und das Erlebte<br />
mit seinem Witz zu präsentieren. Daraus wurde zwar ein<br />
400 Seiten starkes Manuskript, jedoch nicht allein der Autor<br />
verlor seinen Humor: Statt bei Rowohlt erscheint der Band<br />
„Allein unter Deutschen” Mitte Dezember 2012 nun bei Suhrkamp.<br />
Obwohl Deutschland nicht zuletzt durch die weltoffene Art als<br />
Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 für sich und die<br />
Außenwelt endgültig das Bild des verbiesterten Gauwarts<br />
glaubte abgestreift zu haben, vernimmt der New Yorker auf<br />
seinen Reisen 2011 zunehmend Signale, die ihm den Eindruck<br />
vermitteln, im Sommermärchen tauchen mehr unliebsame Gesellen<br />
auf, als die gängigen Erhebungen der OECD vermitteln:<br />
Die jüngste Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung „Die Mitte im<br />
Umbruch – Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2012“<br />
geht nahezu unverändert von jedem sechsten in Deutschland<br />
aus, der die Behauptung, Juden haben in Deutschland „zu viel<br />
Einfluß“, unterstützen würde – wer Tenenbom liest, gewinnt<br />
den Eindruck, die Quote ist höher. Prozentzahlen erhalten bei<br />
ihm ein Gesicht. Und diese Gesichter sind nicht allein die bekannten,<br />
hässlichen Fratzen von Mitgliedern rechtsextremer<br />
Randgruppen, sondern bürgerlich anmutende Erscheinungen in