Auszüge zum Download - Medien Tenor

2.3. Welche Praxisansätze haben die Integration befördert? 277
rung und Integration positiv bewertet und somit für solche
grundlegende Veränderung offen ist. Aber dieses übersetzt
sich nicht in politische Mehrheiten. Das liegt vor allem an der
CDU/CSU, die bisher keinen wirklichen internen Klärungsprozess
zu Fragen der Einwanderung geführt hat. Im Kern geht es
um die Frage des Deutschseins, der Identität. Hier sind Teile
der CDU in sehr völkischen Vorstellungen verhaftet geblieben.
Dieser interne Riss macht die Konservativen handlungsunfähig.
Ein Teil weiß, dass hier Modernisierung ansteht.
Aber jedes Mal, wenn es konkreter wird, drohen die Anderen
mit Putsch. Die Wirkungslosigkeit eines Armin Laschet in die
CDU hinein spricht hier Bände. Die überfällige Modernisierung
der Einwanderungs- und Integrationspolitik auf Bundesebene
wird also in absehbarer Zukunft nur in einer Regierungskonstellation
jenseits der CDU/CSU möglich sein.
8. Im Grundlagenteil dieses Buches geht es vor allem um die
Rolle und Bedeutung der Medien für eine gelingende (oder
misslingende) Integration. Das wesentliche Ergebnis der empirischen
Medieninhaltsanalyse lautet im Kern: Nicht-Deutsche
spielen in der Berichterstattung der deutschen Meinungsführermedien
praktisch keine Rolle, ihre mediale Präsenz liegt
deutlich unter ihrem Bevölkerungsanteil. Und wenn sie doch
einmal vorkommen, werden sie meist negativ bewertet oder
zumindest mit klassischen Negativthemen wie etwa Kriminalität
konnotiert. Kurz gesagt: Es fehlt an Bildern und Vorbildern.
Könnte das eine Ursache dafür sein, dass über Nicht-
Deutsche oder auch „Menschen mit Migrationshintergrund” in
Deutschland oft eher defizitorientiert diskutiert wird? Warum
werden die Potenziale dieser Menschen so selten herausgestellt?
Warum Medien welche Bilder produzieren und was dieses wiederum
für die Bilder heißt, die die Menschen im Kopf haben,
ist ein in dieser Kürze kaum zu beschreibender Prozess. Was
die Berichterstattung in den Medien angeht, habe ich als Integrationsbeauftragter
zweierlei erlebt: Zum einen eine erschreckende
Unkenntnis vieler Journalistinnen und Journalisten
über die vielschichtigen Lebenswelten der Einwandererfamilien.
Zum anderen spiegeln sich die Ressentiments der
deutschen Mittelschichten gegenüber bestimmten Einwanderergruppen
auch in vielen Redaktionen wider. Mein Ansatz der