Auszüge zum Download - Medien Tenor
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272 Integrations-Index 2012<br />
2.3. Welche Praxisansätze haben die Integration (nicht)<br />
befördert?<br />
Zehn Fragen an Günter Piening<br />
Von 2003 bis Sommer 2012 Beauftragter für Integration<br />
und Migration des Berliner Senats. Nachfolger von<br />
Barbara John, der seinerzeit ersten Berliner „Ausländerbeauftragten”.<br />
1. Herr Piening, nach fast einem Jahrzehnt als „Beauftragter<br />
für Integration und Migration” in einer auf den ersten Blick<br />
im besten Wortsinne multikulturellen Stadt wie Berlin: Wie<br />
fällt im Großen und Ganzen Ihre Bilanz aus? Was wurde erreicht,<br />
woran hapert es (noch)?<br />
Es waren Jahre, in denen auf Bundes- und auf Landesebene<br />
versucht wurde, Integrationspolitik als Querschnittsaufgabe zu<br />
institutionalisieren. Aus meiner Sicht ist das in Berlin besser<br />
gelungen als auf Bundesebene. Dabei spielte eine große Rolle,<br />
dass die beiden Koalitionspartner SPD und Die Linke in Berlin<br />
in Kernfragen der Gesellschaftspolitik eine ähnliche Position<br />
vertraten. Absurde Grundsatzdiskussionen, wie sie in Koalitionen<br />
unter Beteiligung der CDU gang und gäbe sind – <strong>zum</strong> Beispiel,<br />
ob Deutschland ein Einwanderungsland ist oder ob der<br />
Islam zu Deutschland gehört - hat es in der rot-roten-Koalition<br />
nie gegeben. Aufgrund der Übereinstimmungen konnte der Senat<br />
viele positive Entwicklungen in Gang setzen. So wurde die<br />
Asyl- und Flüchtlingspolitik seit 2003 vollkommen neu ausgerichtet.<br />
Berlin hat die geringen Möglichkeiten, die man als<br />
Bundesland hat, extensiv und erfolgreich genutzt. Geduldete<br />
erhielten zügig einen Aufenthaltstitel und das Chipkartensystem<br />
wurde abgeschafft. So können sich Flüchtlinge schnell<br />
mit dem Leben hier vertraut machen.<br />
Von erheblicher, auch integrationspolitischer Bedeutung war<br />
die Reform des Bildungssystems, die darauf ausgerichtet ist,<br />
allen Kindern unabhängig von der sozialen Lage gleiche Chancen<br />
zu gewährleisten. Dazu gehört die Einbeziehung der frühkindlichen<br />
Erziehung in das Bildungssystem und die Abschaffung<br />
der Hauptschule. Auch die strukturellen Veränderungen<br />
im öffentlichen Dienst selbst, also die Maßnahmen zur interkulturellen<br />
Öffnung und die gezielte Einstellung von Menschen<br />
mit Migrationshintergrund, tragen der gesellschaftlichen Reali-