Nr. 39, Januar - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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PSYCHOLOGIE<br />
Auswirkungen auf die Grammatik<br />
Grammatik unterstützt die Fähigkeit, einen<br />
Satz zu verstehen und ihn weiterzuverarbeiten.<br />
Grammatik ist abstrakt<br />
und kann sehr komplex sein und hängt<br />
damit zusammen, ob man in der Lage<br />
ist, einen ganzen Satz zu behalten. Es<br />
bedeutet auch die Fähigkeit, mit längeren<br />
Sätzen umgehen zu können. Hat ein<br />
Kind hiermit Probleme, wird es ebenfalls<br />
größere Schwierigkeiten beim Lernen<br />
und Verstehen von Grammatikregeln<br />
haben. Wenn wir sprechen oder<br />
schreiben, müssen wir uns dauernd an<br />
alle Aspekte eines Satzes erinnern (z.B.<br />
die Zeit, Präpositionen). Einige Kinder<br />
mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> sind zwar imstande,<br />
ihre Grammatikkenntnisse zu verbessern,<br />
ihnen fällt es jedoch sehr<br />
schwer, diese Fertigkeit beim Schreiben<br />
zu übertragen. Darauf wird später in<br />
diesem Aufsatz noch hingewiesen.<br />
Aus Studien geht hervor, dass Kinder<br />
mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> speziell Schwierigkeiten<br />
haben mit:<br />
Präpositionen<br />
dem Benutzen der Vergangenheitsform<br />
der Konjungation eines Wortes<br />
dem Gebrauch von persönlichen Fürwörtern<br />
(er, sie, ihr, euer etc.)<br />
mit aktiven und passiven Satzkonstruktionen<br />
(Der Hund jagt die Katze,<br />
die Katze wurde vom Hund gejagt)<br />
(Kumin, L., 1994).<br />
Wie kann ich die Grammatik<br />
verbessern?<br />
Unterrichten Sie grammatikalische Regeln<br />
in einem interessanten, bedeutungsvollen<br />
Kontext und in praktischen<br />
Situationen.<br />
Machen Sie grammatikalische Regeln<br />
auch „sichtbar“ – benutzen Sie dazu Bilder,<br />
konkrete Gegenstände, Symbole,<br />
Gesten, Gebärden und das geschriebene<br />
Wort.<br />
Schreiben<br />
Einem Kind, das Probleme mit dem auditiven<br />
Kurzzeitgedächtnis hat, wird es<br />
häufig schwer fallen, sich an die einzelnen<br />
Buchstaben und Laute, an die<br />
Rechtschreibung und an die gesprochenen<br />
Sätze zu erinnern und effektiv auf<br />
Geschichten und Gedichte zu reagieren.<br />
Dies hat Auswirkungen auf das Schreiben.<br />
Einen Satz aufzuschreiben, ist eine<br />
höchst komplizierte Aufgabe. Der<br />
Schüler muss in der Lage sein, Wörter<br />
16 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>39</strong>, Jan. 2002<br />
Da muss ich erst einmal<br />
überlegen. Wie schreibt<br />
man das auch wieder?<br />
und Ideen zu verarbeiten, einzuteilen<br />
und zu speichern, gleichzeitig über eine<br />
gute Feinmotorik verfügen, um die<br />
Buchstaben schreiben zu können, und<br />
sich außerdem an die richtige Schreibweise<br />
erinnern.<br />
Wesentlich ist es, dass man sich klar<br />
macht, dass lesen, sprechen und<br />
zuhören helfen können, Schreibfertigkeiten<br />
zu entwickeln. Es ist also äußerst<br />
wichtig, diese Fähigkeiten zunächst zu<br />
üben, bevor man überhaupt mit den<br />
Schreibübungen anfängt.<br />
Es ist ebenfalls von Bedeutung, sich<br />
darüber im Klaren zu sein, dass auch<br />
wenn ein Kind mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> imstande<br />
ist, einen grammatikalisch richtigen<br />
Satz zu sprechen, oft was die<br />
Grammatik betrifft unsicher wird, wenn<br />
es aufgefordert wird, diesen Satz aufzuschreiben.<br />
Für viele Schüler mit <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> ist es schon eine ganze Leistung,<br />
wenn sie überhaupt einen grammatikalisch<br />
richtigen Satz bilden können.<br />
Nun auch noch den Satz so lange<br />
behalten zu müssen, damit man ihn aufschreiben<br />
kann, bedeutet für sie einen<br />
großen Arbeitsaufwand, weil viele der<br />
Kinder auch Schwierigkeiten mit der<br />
Feinmotorik haben und deswegen länger<br />
brauchen, um die Wörter aufzuschreiben.<br />
Es ist also sehr wahrscheinlich, dass<br />
sie die Wortfolge während des Schrei-<br />
bens vergessen. Selbstständig Notizen zu<br />
machen und das Schreiben von Diktaten<br />
sind deshalb häufig sehr problematisch.<br />
Auch die Rechtschreibung kann sehr<br />
schwierig für das Kind sein, weil es das<br />
Erinnern und die auditive Diskrimination<br />
von vielen unterschiedlichen phonetischen<br />
Lauten beinhaltet sowie die Anwendung<br />
von mehreren grammatikalischen<br />
Regeln. Viele Kinder mit <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> werden Wörter rein aus dem<br />
visuellen Gedächtnis heraus schreiben.<br />
Durch gut strukturierten Unterricht mit<br />
vielen Wiederholungen können ihnen<br />
jedoch einfache phonetische Regeln (wie<br />
Groß-Kleinschreibung, übliche Endungen<br />
etc.) beigebracht werden.<br />
Wie kann ich das Schreibenlernen<br />
fördern?<br />
Unterrichten Sie intensiv phonetische<br />
und alphabetische Regeln.<br />
Helfen Sie dem Kind mit so genannten<br />
„Eselsbrücken.“<br />
Verwenden Sie in Ihrem Unterricht<br />
viele sensomotorische und visuelle Materialien;<br />
Buchstaben lassen sich kneten,<br />
mit Fadenlegen, nachlaufen etc.<br />
Heben Sie beim Üben gleiche Buchstabengruppen<br />
(st, sch) mit einer Farbe<br />
hervor.<br />
Benutzen Sie lautunterstützende Gebärden<br />
als motorische Gedächtnisstütze.<br />
Das Kind lernt schnell Laut und die