Nr. 39, Januar - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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Internationaler DS-Mosaik-<br />
Verein gegründet<br />
Die neu gegründete internationale „<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Mosaic Association“ (IDSMA) mit Sitz in Texas, USA<br />
möchte weltweite Kontakte mit interessierten Familien<br />
und Fachleuten knüpfen. Der Verein hat jetzt ca. 150<br />
Online-Mitglieder.<br />
Ein erster Kongress ist für das Jahr 2003 geplant.<br />
Wir möchten in diesem Zusammenhang kurz auf die<br />
zwei am häufigsten gestellten Fragen zum <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-Mosaik eingehen.<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Mosaik<br />
Was bedeutet das?<br />
Man nimmt an, dass bei etwa 2 bis 3 %<br />
der Menschen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> eine<br />
Mosaikform vorliegt. Fachleute aus Medizin<br />
und anderen Wissenschaften haben<br />
diesen Begriff der Kunst entnommen.<br />
In der Kunst ist ein Mosaik eine<br />
Dekoration, hergestellt aus verschiedenen<br />
Einzelteilen, z.B. aus unterschiedlich<br />
farbigen Steinchen. Bei Menschen<br />
umschreibt das Wort Mosaik eine Kondition,<br />
wobei die betreffende Person<br />
zwei oder mehr Zelllinien hat, die sich in<br />
ihrer genetischen Ausstattung unterscheiden.<br />
Die Mosaikform kann man, wie bei<br />
anderen Chromosomenstörungen, durch<br />
eine Blutuntersuchung feststellen. Es<br />
zeigt sich dann, dass eine Gruppe Zellen<br />
mit dem normalen Satz von 46 Chromosomen<br />
und dass eine weitere Gruppe<br />
Zellen mit einem Extra-Chromosom 21,<br />
also mit 47 Chromosomen, ausgestattet<br />
ist. Es kommt jedoch nur selten vor,<br />
dass eine Person zwei unterschiedliche<br />
Zelllinien (eine trisome und eine disome)<br />
hat.<br />
Wenn man Mosaik entdeckt, wird<br />
häufig ein bestimmter Prozentsatz genannt,<br />
der angibt, in wie vielen der Zellen<br />
das Extra-Chromosom 21 vorkommt.<br />
So wird z.B. bei einem Neugeborenen,<br />
das die charakteristischen<br />
Merkmale des <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>s aufweist,<br />
eine Chromosomenuntersuchung<br />
gemacht. In der Regel werden die Chromosomen<br />
von 20 Blutzellen analysiert.<br />
Wenn man fünf Zellen findet mit dem<br />
normalen Satz von 46 Chromosomen<br />
und 15 mit dem zusätzlichen Chromosomenmaterial<br />
liegt <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />
Mosaik vor. In diesem Beispiel haben<br />
25 % (5/20) der Zellen kein zusätzliches<br />
Chromosom, aber 75 % der Zellen<br />
(15/20) weisen Extra-Genmaterial auf.<br />
So wird die Diagnose des Babys auf Mosaik-<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
mit 75 % lauten.<br />
Es hat sich gezeigt, dass der prozentuale<br />
Anteil innerhalb der Zellen in den<br />
verschiedenen Geweben des Körpers<br />
sehr unterschiedlich sein kann. So<br />
könnte beispielsweise die Anzahl trisomer<br />
Zellen in den Muskeln anders sein<br />
als die in den Blut- oder Gehirnzellen. Es<br />
wird angenommen, dass dieser Unterschied<br />
zusammenhängt mit dem jeweiligen<br />
Moment, in dem die beiden Zelllinien<br />
entstehen.<br />
Ab und zu lassen Menschen mit einem<br />
Mosaik z.B. im Rahmen einer Studie<br />
auch andere Gewebe des Körpers<br />
untersuchen. Dies betrifft dann meistens<br />
die Haut oder das Rückenmark.<br />
Auch kann es vorkommen, dass gelegentlich,<br />
wenn die Person operiert wird,<br />
noch andere Gewebeproben entnommen<br />
und dann untersucht werden. Obwohl<br />
der Prozentsatz, inwieweit die<br />
Hirnzellen betroffen sind, einen Hinweis<br />
geben könnte auf die intellektuellen<br />
Fähigkeiten von Personen mit dem Mosaik,<br />
ist es schwierig, dieses Material zu<br />
testen.<br />
Wie wird sich das Kind entwickeln?<br />
Jedes Kind kommt zur Welt mit einer<br />
einmaligen Ausstattung mit Talenten<br />
und Fähigkeiten. Es ist jedoch unmöglich<br />
vorherzusagen, welche Talente und<br />
MEDIZIN<br />
Fähigkeiten dies sein werden und wie<br />
dieses Potenzial entwickelt und eingesetzt<br />
werden kann. Dies gilt für ein Kind<br />
mit 46 wie für eines mit 47 Chromosomen<br />
gleichermaßen und gilt selbstverständlich<br />
genauso für ein Kind mit einem<br />
Mosaik. Nur ganz allgemein kann<br />
man sagen, dass der Intelligenzquotient<br />
bei Personen mit dem <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />
Mosaik durchschnittlich höher (10 bis<br />
30 Punkte) liegt als bei Menschen mit<br />
Trisomie 21.<br />
Lässt sich nun aus der prozentualen<br />
Verteilung der Zellen mit 46 oder 47<br />
Chromosomen ableiten, wie gut jeweils<br />
die Entwicklung eines Kindes verlaufen<br />
wird? Verständlicherweise möchten Eltern<br />
dies gerne wissen. Dies ist jedoch<br />
nicht ohne Weiteres möglich. Normalerweise<br />
werden die Blutzellen analysiert.<br />
Die Zahl der hier gefundenen disomen<br />
Zellen muss aber nicht unbedingt übereinstimmen<br />
mit der Verteilung in den<br />
Herz-, Hirn- oder Hautzellen.<br />
Ausführliche Studie im Internet<br />
Auf der Homepage des Vereins findet<br />
sich u.a. eine interessante, ausführliche<br />
Studie zu diesem Thema, die von Dr.<br />
Colleen Jackson-Cook vom Department<br />
of Human Genetics der Virginia Commonwealth<br />
University stammt.<br />
Ebenfalls kann man über diese Homepage<br />
Kontakt aufnehmen zu anderen<br />
Familien, in denen ein Kind mit <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-Mosaik lebt, und in Berichten<br />
von erwachsenen Menschen mit Mosaik<br />
lesen, wie sie ihr Leben bewältigen, welche<br />
Schwierigkeiten und Möglichkeiten<br />
sie haben.<br />
Die Adresse der Homepage lautet:<br />
www.mosaicdownsyndrome.com<br />
Verein sucht weltweit Kontakt<br />
Bill Green, der Vize-Präsident der IDS-<br />
MA, möchte in möglichst vielen Ländern<br />
Kontakte aufbauen. Bis jetzt gibt es ca.<br />
150 Online-Mitglieder. Sie stammen aus<br />
den USA und den Niederlanden, Australien,<br />
Malaysia, Rumänien, Norwegen,<br />
England, Schweden, Belgien und Kanada.<br />
Der Verein möchte gern in jedem<br />
Land eine Anlaufstelle einrichten, an die<br />
sich betroffene Familien wenden können.<br />
Ein erster internationaler Kongress<br />
ist für 2003 geplant.<br />
Interessierte Familien und Fachleute<br />
können mit Bill Green Kontakt aufnehmen:<br />
E-Mail: bill.green@blueyonder.co.uk<br />
Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>39</strong>, Jan. 2002 21