Nr. 39, Januar - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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ist der meist positive Ton. Neuen Mitgliedern<br />
wird zur Geburt ihres Kindes<br />
gratuliert und sie werden unmittelbar<br />
verbunden mit einem Netzwerk von positiven<br />
Eltern, die Mut machen möchten<br />
und bereit sind, ihre eigenen Erfahrungen<br />
weiterzugeben.<br />
Umgangston nicht immer freundlich<br />
Manchmal können die Reaktionen auf<br />
der Liste aber auch ziemlich schroff<br />
sein. Auf die Frage einer Studentin (die<br />
Diskussionsgruppe ist auch eine Informationsquelle<br />
für Schüler und Studierende):<br />
„Ich muss eine Arbeit über<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> schreiben. Wer kann<br />
mir Informationen über diese Krankheit<br />
geben?“, kam sofort die Antwort: „Das<br />
Erste, was Sie sich merken sollten, ist,<br />
dass <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> keine Krankheit<br />
ist!“<br />
Ab und zu geht es hoch her und wird<br />
heftig über ein Thema gestritten. Dann<br />
werden auch mal Höflichkeits- und Toleranzgrenzen<br />
verletzt. Persönliche An-<br />
Wir, d.h. unsere beiden großen<br />
Töchter sowie mein Mann und<br />
ich, sind seit ca. fünf Jahren Nutzer des<br />
World Wide Web. Dies gestaltete sich<br />
zunächst recht mühselig, es war viel zu<br />
teuer, zu schwierig, zu undurchsichtig.<br />
Irgendwann haben wir angefangen,<br />
über das <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> nachzulesen,<br />
haben uns Homepages herausgesucht,<br />
Fachberichte gelesen und viele interessante<br />
Dinge gefunden, die unseren Blick<br />
erweitern. Es fing an, uns richtig Spaß<br />
zu machen.<br />
Wir fanden dann auch einen Chat-<br />
Room, an dem sich Personen beteiligten,<br />
die in irgendeiner Art an dem Thema<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> interessiert waren.<br />
Wir haben uns eingeklinkt und uns mit<br />
einigen Eltern unterhalten, die kleinere<br />
Kinder mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> hatten. Es<br />
fand ein reger Austausch fachlicher wie<br />
auch privater Art statt. Es wurden Erziehungsprobleme<br />
besprochen, einfa-<br />
griffe und Anfeindungen können vorkommen.<br />
Dies wird von manchen Lesern<br />
kritisiert und sehr enttäuscht wahrgenommen<br />
und kann sogar der Grund<br />
dafür sein, die Liste zu kündigen. Aber<br />
dies ist selten, meistens sehen sich die<br />
Teilnehmer der Diskussionsgruppe als<br />
eine große Familie, in der man um Toleranz<br />
und Respekt wirbt.<br />
Auch Fachleute können von einer<br />
solchen Mailing-Liste etwas lernen<br />
Viele Fachleute sehen diese Art von Informationsweitergabe<br />
sehr kritisch und<br />
warnen immer wieder davor, nicht alles<br />
zu glauben, vor allem wenn es um medizinische<br />
Themen geht. Statt Eltern<br />
aber zu entmutigen, die neuen Technologien<br />
zu nützen, wäre es vielleicht sinnvoller,<br />
dazu beizutragen, gute und verlässliche<br />
Informationen ins Netz zu stellen.<br />
Eine Mailing-Liste bietet nicht nur<br />
viele Vorteile für Eltern, sie ist auch eine<br />
reiche Informationsquelle für Stu-<br />
Internet-Chat-Room<br />
Modeerscheinung oder Chance?<br />
Marion Broeker<br />
che Freuden – meine Frau ist wieder<br />
schwanger, hurra, mein Kind hat das<br />
erste Mal vom Löffel gegessen, mein<br />
Kind darf in den Regelkindergarten etc.<br />
– mitgeteilt und manchmal auch moralisch<br />
das Händchen gehalten, wenn mal<br />
wieder was völlig gegen den Strich gegangen<br />
war mit Ämtern, Behörden,<br />
Krankenkassen oder der Weltschmerz<br />
einen überrollte.<br />
Snakken statt chatten<br />
Es entstand – ohne festen Plan – die<br />
Idee, sich einmal zu treffen, sich persönlich<br />
kennen zu lernen, zu wissen, mit<br />
wem man zum Teil doch schon private<br />
Dinge besprach.<br />
Da das Wetter sich gut anhörte, haben<br />
wir dann am 28. Juli 2001 unseren<br />
Garten hergerichtet und auf die Familien<br />
gewartet, die da kommen wollten,<br />
aus Viersen, Vechta, Rotenburg (Weser),<br />
Kiel und Magdeburg. Die anderen Chat-<br />
INTERNET<br />
denten. Außerdem könnte es nicht schaden,<br />
wenn Fachleute solche Mailing-Listen<br />
ab und zu durchschauen würden.<br />
Als Mitleser könnten sie hier noch eine<br />
Menge dazulernen.<br />
Diese Studie wurde ausgeführt durch<br />
Dr. Robert Jones, Senior Lecturer in Clinical<br />
Psychology, University of Wales.<br />
Ein ausführlicher Bericht über die Studie<br />
wurde veröffentlicht in <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>e<br />
research und practise, Volume 6, Issue 3,<br />
July 2001, eine Publikation der<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Educational Trust.<br />
Interesse an der DS-Mailing-Liste<br />
in Deutschland?<br />
Schicken Sie die Nachricht:<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Briefkasten Start<br />
(unter Betreff/Subject) an die E-Mail-<br />
Adresse:<br />
Mailingliste@<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>.de<br />
Teilnehmer wohnten zu weit weg oder<br />
waren selbst im Urlaub, leider. Voller<br />
Nervosität empfingen wir die ersten Gäste<br />
und wurden immer entspannter. Für<br />
unser Büfett hatte jeder etwas mitgebracht,<br />
die bereitgestellten Grills waren<br />
in voller Arbeit, die Kinder hatten einen<br />
riesigen Spaß auf der Wasserrutsche,<br />
wir Erwachsenen unterhielten uns. Es<br />
war einfach riesig. Solche Tage gehen<br />
leider viel zu schnell zu Ende und so<br />
mussten sich Pasquale (fast 2 J), Patrick<br />
(5 J), Melanie (10 J), Celina (11 J), Stefanie<br />
(15 J) und Daniel (29 J) viel zu früh<br />
wieder voneinander verabschieden, allerdings<br />
mit dem festen Versprechen, so<br />
etwas im nächsten Jahr wieder zu starten.<br />
Wir können nur jedem, der die Möglichkeit<br />
hat, mit dem PC im Internet zu<br />
arbeiten, anraten, sich in diese Art der<br />
Kommunikation und Informationssuche<br />
einzuschalten. Es lohnt sich, man lernt<br />
Menschen kennen, die man ohne sein<br />
Kind mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> niemals erreicht<br />
hätte, und das wäre schade gewesen.<br />
Aus allen Dingen des Lebens,<br />
und wenn sie einen erst noch so niedergeschlagen<br />
haben, kann man positive<br />
Erfahrungen ziehen, dies ist ein guter<br />
Weg dazu.<br />
Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>39</strong>, Jan. 2002 47