Nr. 39, Januar - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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INTERNET<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> und<br />
Internet-Mailing-Liste<br />
Die Benutzer der <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Mailing-Liste kennen<br />
das Gefühl. Man schaltet den Computer an, neugierig,<br />
freudig, sich mit den „Cyberfriends“ auszutauschen.<br />
Wer hat geschrieben? Um was geht es heute?<br />
Welchen Stellenwert hat der Austausch über das Internet?<br />
Über was wird „gechattet“? Wie brauchbar sind die<br />
Informationen? Was bedeutet die Mailing-Liste für die<br />
einzelne Familie? Einige Ergebnisse aus einer englischen<br />
Studie möchten wir hier weitergeben.<br />
Während der letzten Jahre hat sich<br />
die Menge an medizinischen Information,<br />
die man im World Wide Web<br />
finden kann, vervielfacht. Nicht nur zu<br />
vielen Krankheiten, auch zum Thema<br />
Behinderung findet sich eine unvorstellbare<br />
Menge Wissenswertes, aber auch<br />
viel Verwirrendes und Widersprüchliches.<br />
Viele Internetseiten sind dem <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> gewidmet. Diese Seiten werden<br />
hauptsächlich von Eltern genutzt.<br />
Das Deutsche <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>InfoCenter</strong><br />
bekommt zunehmend mehr Anfragen<br />
von Menschen, die durch die Homepage<br />
auf das Center aufmerksam geworden<br />
sind. Diese Anfragen kommen<br />
nicht nur aus Deutschland, auch Deutsch<br />
sprechende Familien und Fachleute im<br />
Ausland sowie Studenten weltweit finden<br />
so den Weg zu uns.<br />
Außer den tausenden Informationsseiten<br />
zu speziellen Themenbereichen<br />
gibt es viele hundert Mailing-Listen, deren<br />
Ziel es ist, Probleme zu diskutieren<br />
und Unterstützung zu bieten. Die Mitglieder<br />
einer solchen Liste geben Erfahrungen<br />
und Tipps weiter, trösten bei<br />
Kummer, stärken bei Ärger und freuen<br />
sich mit, wenn es Freudiges gibt.<br />
Studie: Mails wurden ausgewertet<br />
In letzter Zeit hat es verschiedene Studien<br />
gegeben, die die Kommunikation<br />
auf solchen Mailing-Listen untersucht<br />
haben. Eine Studie (Robert S.P. Jones<br />
und Heledd Lewis, University of Wales)<br />
schaute nach dem Inhalt der Kommunikation<br />
der <strong>Down</strong> <strong>Syndrom</strong>e Discussion<br />
Group in England. Diese Mailing-Liste<br />
46 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>39</strong>, Jan. 2002<br />
beschreibt sich als „eine Gruppe mit<br />
hunderten, wenn nicht tausenden Lesern<br />
und vielen aktiven Teilnehmern,<br />
wo jedes denkbare Thema in Zusammenhang<br />
mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> irgendwann<br />
diskutiert wird“.<br />
Sechs Monate lang wurden alle<br />
Nachrichten, die über diese Liste gingen,<br />
festgehalten und analysiert. Man<br />
stellte fest, dass sich die Themen mit gewissem<br />
Regelmaß wiederholten und<br />
dass man nach einem Monat eine Einteilung<br />
in fünf Kategorien vornehmen<br />
konnte, in denen man dann auch fast alle<br />
Nachrichten der folgenden fünf Monate<br />
unterbringen konnte. Außerdem<br />
wurde bei einer Stichprobe von 77 Hilfe-Anfragen<br />
innerhalb dieser sechs Monate<br />
und zu einem etwas späteren Zeitpunkt<br />
von noch einmal fünf Monaten<br />
untersucht, zu welcher Tageszeit die<br />
Anfragen gesendet worden waren:<br />
während der normalen Arbeitszeit (wochentags<br />
von 9 bis 17 Uhr oder außerhalb<br />
der Arbeitszeit).<br />
Außerdem wurde nach einem Jahr<br />
während zwei Wochen noch einmal<br />
überprüft, ob die fünf Kategorien der<br />
Nachrichten weiterhin gültig waren.<br />
Schnelle Hilfe, auch außerhalb der<br />
Bürozeiten<br />
Was den Zeitpunkt betrifft, wann die<br />
Anfragen um Rat und Hilfe gesendet<br />
wurden, konnte man feststellen, dass<br />
73 % dieser Anfragen außerhalb der üblichen<br />
Bürozeiten verschickt wurden, also<br />
zu einer Uhrzeit, wo man sonst kein<br />
Hilfeangebot mehr vorfindet. In einem<br />
Beispiel fragte ein Vater an, wie er sich<br />
bei dem nächsten Testtermin in zwei<br />
Tagen verhalten sollte. Es ging um den<br />
Einschulungstest seines Sohnes, wovon<br />
der erste Teil sehr frustrierend verlaufen<br />
war. In den nächsten 24 Stunden<br />
reagierten 16 Personen mit Ratschlägen<br />
und Tipps und im Verlauf der weiteren<br />
Wochen wurden 40 Nachrichten zu diesem<br />
Thema geschickt.<br />
Diese schnelle Möglichkeit, Hilfe zu<br />
bekommen, ist ein wesentlicher Bestandteil<br />
der Liste und wird von den<br />
Teilnehmern sehr geschätzt. So schrieb<br />
eine Mutter: „Ich möchte allen danken,<br />
die auf meine Frage reagiert haben. So<br />
viele Tipps, so viele gute Anregungen.<br />
Ich bin platt.“ Oder ein Vater: „Ihr (Cyperfriends)<br />
kommt gleich nach dem guten<br />
Nachbarn!“<br />
Inhalt der Mails<br />
Die Teilnehmer der Diskussionsgruppe<br />
tauschten Informationen aus über medizinische<br />
Fragen, über die Erziehung<br />
und die Entwicklung der Kinder, über<br />
neue Behandlungsmethoden und Lernmaterialen,<br />
über die verschiedensten<br />
Dienstleistungen, über Fachleute im<br />
medizinischen und pädagogischen Bereich,<br />
über Diskriminierung gegenüber<br />
Menschen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>, über<br />
Termine, Bücher, Videos und Computer,<br />
über Stress und Frust und über persönliche<br />
Krisen. Diese Informationen konnten<br />
in die folgenden fünf Kategorien eingeteilt<br />
werden:<br />
Ratschläge<br />
Teilnahme<br />
Information<br />
Unterstützung<br />
Meinungen<br />
Im Vordergrund standen häufig das gegenseitige<br />
Mutmachen, um sich gegen<br />
Missstände zu wehren, das Gefühl, etwas<br />
mit den anderen feiern zu wollen,<br />
und der Wunsch, Hoffnung und Optimismus<br />
zu verbreiten. Auch das Anliegen<br />
zu vermitteln, das Kind zu sehen<br />
und nicht in erster Linie die Behinderung,<br />
war oft wichtig. Über den Wert<br />
oder die Rolle der Diskussionsgruppe<br />
machte man sich ebenfalls Gedanken.<br />
Die Mailing-Listen bieten ihren Mitgliedern<br />
eine Reihe positiver Hilfen, die<br />
man im eigenen Umfeld so nicht finden<br />
kann. Es ist eine Plattform, wo Eltern Informationen<br />
abfragen, Erfahrungen austauschen<br />
und Ratschläge holen können.<br />
Das Gemeinschaftsgefühl kann man gut<br />
spüren. Was besonders auffallend war,