Nr. 39, Januar - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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Wir erwarten eine offene,<br />
solidarische Gesellschaft,<br />
die bejaht, dass Menschen<br />
sehr verschieden sind und<br />
sein dürfen. Der soziale<br />
Ausschluss von Menschen<br />
mit Behinderung muss<br />
von Anfang an vermieden<br />
werden.<br />
offene Hilfen und deren rechtliche Absicherung.<br />
Damit meinen wir insbesondere:<br />
Beratungsangebote; Familienunterstützende<br />
Dienste; integrative Angebote<br />
und Plätze in Krippen, Kindergärten,<br />
Schulen, in weiteren Bildungseinrichtungen<br />
und Vereinen; Wahlangebote<br />
für das Wohnen und Arbeiten in<br />
ambulanten und stationären Formen.<br />
Regionale Ungleichheiten sind nicht zu<br />
akzeptieren.<br />
Gut erreichbare, unkompliziert abzurufende<br />
und aufeinander abgestimmte<br />
Hilfeangebote, die sich am Bedürfnis<br />
der Familie und des behinderten Angehörigen<br />
orientieren, und die notwendige<br />
Information darüber.<br />
Hilfen, die für Familien unabhängig<br />
von ihrer sozialen Lage verfügbar sind:<br />
Entbürokratisierung soll grundsätzliches<br />
Misstrauen ablösen, denn niemand<br />
ist freiwillig behindert! Reklamiert eine<br />
Familie beim Zusammenleben mit einem<br />
behinderten Angehörigen Hilfe, so<br />
benötigt sie diese – und entsprechend ist<br />
sie bereitzustellen. Unwürdige Prozeduren<br />
sind zu ersparen.<br />
Bereitstellung von Mitteln für den Ausbau<br />
der Selbsthilfe und des freiwilligen<br />
Engagements von Menschen, die behinderte<br />
Mitbürger beim Zusammenleben<br />
in ihrer Gemeinde unterstützen.<br />
Bildungsangebote für Eltern und Angehörige<br />
mit ausdrücklicher Berücksichtigung<br />
der Geschwister.<br />
Berücksichtigung der Zusammenarbeit<br />
mit Eltern und Familien und deren<br />
Unterstützung in den Lehrplänen der<br />
medizinischen und sozialen Berufe. Be-<br />
reitstellung von Mitteln für die Fort- und<br />
Weiterbildung der Fachleute gerade<br />
auch zu Familienthemen und zur Verbesserung<br />
des Familienbezugs.<br />
Eine stärkere Förderung der Forschung,<br />
die Menschen mit Behinderung<br />
und ihren Angehörigen dienlich ist. Sie<br />
sind an den Prozessen von Beginn an zu<br />
beteiligen.<br />
Wachsamkeit gegenüber medizinischen<br />
und gentechnischen Entwicklungen,<br />
die zur Selektion und Diskriminierung<br />
behinderter Menschen führen.<br />
Vermeidung jeglichen Kosten-Nutzen-<br />
Denkens im Zusammenhang mit behinderten<br />
Menschen. Keine weiteren Sparmaßnahmen<br />
zu Lasten behinderter<br />
Menschen und ihrer Familien.<br />
Dr. Jack Warner<br />
in Deutschland<br />
Bericht von Martina Groß<br />
Dr. Jack Warner behandelt seit etwa 40<br />
Jahren Kinder mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Sein<br />
erfolgreiches Konzept ist eine ganzheitliche<br />
Therapie, die Krankengymnastik,<br />
Frühförderung, Ernährungsberatung,<br />
medizinische Beratung und Untersuchung<br />
beinhaltet.<br />
Darüber hinaus hat Dr. Warner vor<br />
etwa 16 Jahren basierend auf seinen<br />
Forschungen eine Stoffwechselergänzung<br />
(Hap Caps) entwickelt, mit der er<br />
seine Patienten (ca. 12000 Kinder mit<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> innerhalb der letzten 16<br />
Jahre) versorgt.<br />
Seit etwa 40 Jahren ist bekannt, dass<br />
Menschen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> aufgrund<br />
einer Störung im Zellstoffwechsel ein erhöhtes<br />
Niveau an freien Radikalen haben.<br />
Dies hat u.a. eine Schwächung des<br />
Immunsystems zur Folge und wirkt sich<br />
negativ auf den Gesamtorganismus aus.<br />
Die Hap Caps senken nachweislich das<br />
Niveau der freien Radikale.<br />
Sprechstunde und Vortrag<br />
Dr. Warner kam mit seinem fünfköpfigen<br />
Team aus Kalifornien für eine<br />
dreitägige Sprechstunde vom 1. bis 3.<br />
November 2001 nach Pfrondorf bei Tübingen.<br />
29 Eltern hatten sich mit ihren<br />
Kindern angemeldet. Einige, wie auch<br />
wir mit unserem Sohn Moritz, waren<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
bereits zuvor schon bei Dr. Warner in<br />
Amerika gewesen. Für die meisten war<br />
es jedoch das erste Zusammentreffen.<br />
Obwohl viele schon von Dr. Warner und<br />
seiner Arbeit mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Kindern<br />
wussten, war es bisher meist die<br />
weite Reise nach Amerika, die sie von<br />
einer Vorstellung ihrer Kinder abgehalten<br />
hatte.<br />
Die Sprechstunde wurde durch einen<br />
Informationsabend am 1. November<br />
ergänzt. Es waren ca. 50 interessierte<br />
Zuhörer in die Kirnbachschule<br />
nach Pfrondorf gekommen, darunter<br />
auch Kinderärzte und Physiotherapeuten.<br />
Der Vortrag mit anschließender<br />
Diskussion und auch die individuellen<br />
Untersuchungen während der Sprechstunde<br />
wurden vom Englischen ins<br />
Deutsche übersetzt. Daher gab es keine<br />
Verständigungsprobleme, alle Fragen<br />
konnten geklärt werden.<br />
An den drei Tagen wurde jedes Kind<br />
einer Augenärztin und einer Krankengymnastin<br />
vorgestellt. Des Weiteren<br />
wurden der entwicklungsneurologische<br />
Status und alle weiteren wichtigen Daten<br />
(wie z.B. Verlauf der Schwangerschaft,<br />
Krankengeschichte) erfasst. Dr.<br />
Warner beriet jede Familie ausführlich<br />
und individuell in einem persönlichen<br />
Gespräch, das für die Eltern auf einer<br />
Audiokassette aufgenommen wurde.<br />
Die krankengymnastische Beratung<br />
wurde auf einer Videokassette aufgezeichnet,<br />
sodass man zu Hause<br />
nochmals „nachsehen“ kann.<br />
Die Resonanz der Eltern und von Dr.<br />
Warner mit seinem Team war durchweg<br />
sehr positiv, weshalb Dr. Warner<br />
spontan entschied, auch nächstes Jahr<br />
wieder eine Sprechstunde in Deutschland<br />
abzuhalten. Es ist geplant, diese zu<br />
erweitern und neben Tübingen eine<br />
zweite Station weiter im Norden<br />
Deutschlands anzubieten.<br />
Wer mehr über die Arbeit und den Besuch<br />
von Dr. Warner wissen möchte,<br />
kann sich an uns wenden:<br />
Martina und Michael Groß<br />
Tel.: 0 70 71/36 81 33<br />
E-Mail: MMMGROSS@t-online.de<br />
Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>39</strong>, Jan. 2002 57