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Nr. 39, Januar - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

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FAMILIE<br />

Von oben nach unter: Dominik Fürst mit<br />

Oma Lilli, Theresa Eggenkemper mit<br />

ihrem Uropa und Uli Kanawin mit seiner<br />

Großmutter<br />

34 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>39</strong>, Jan. 2002<br />

Die Rolle der Großeltern<br />

„Mich hat die Begegnung mit Alexander gelehrt, was<br />

unter Behinderung zu verstehen ist. Ich kann sie lediglich<br />

als einen Aspekt seiner Persönlichkeit wahrnehmen,<br />

die so reich ist wie die anderer Kinder. Ich habe<br />

erfahren, dass es sich lohnt, sich auf ihn einzulassen.“<br />

Zitat aus dem Buch „Alexander – Sehe, auch ich lebe“,<br />

in dem Gert Greitemeyer die ersten vier Jahre mit seinem<br />

Enkel, der <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> hat, beschreibt.<br />

Die bevorstehende Geburt eines Babys<br />

wird in der Regel von der<br />

ganzen Familie mit viel Vorfreude erwartet.<br />

Die Hoffnungen und die Freude<br />

werden jedoch jäh zerstört, wenn das<br />

mit Spannung erwartete Baby mit<br />

<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> auf die Welt kommt. Sowohl<br />

die Eltern des Kindes wie auch die<br />

Großeltern erfahren ähnliche Gefühle<br />

von Verwirrung, Schock und Trauer.<br />

Die Reaktion der Großeltern ist allerdings<br />

anders gelagert – sie leiden<br />

nicht nur wegen des Neugeborenen,<br />

sondern auch wegen des Schmerzes ihres<br />

eigenen Kindes. Ein Großvater formulierte<br />

das so: „Ich bin natürlich sehr<br />

besorgt über das Wohlergehen meines<br />

Enkelkindes, aber mein Herz zerbricht<br />

fast, wenn ich an meinen Sohn und meine<br />

Schwiegertochter denke, die dies nun<br />

durchmachen und nicht das ganz normale<br />

Glücksgefühl, Eltern zu werden,<br />

ungetrübt erleben und genießen können.“<br />

Wechselbad der Gefühle<br />

Oft scheinen alle nach der Geburt eines<br />

Babys mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> erst einmal<br />

wie betäubt. Dies ist jedoch eine ganz<br />

natürliche Reaktion, um sich gegen den<br />

unerträglichen Schmerz zu schützen, es<br />

schafft außerdem Zeit, einen Weg zu finden,<br />

mit dem „Schicksal“ umzugehen.<br />

Häufig folgen Gefühle von Ablehnung<br />

oder des Nicht-Wahrhaben-Wollens.<br />

Alles scheint unwirklich, „dies<br />

kann nicht wirklich passiert sein“ oder<br />

„es liegt bestimmt ein Irrtum vor“, sind<br />

Beispiele solcher Verweigerungsstrate-<br />

gien. Großeltern halten daran oft fest,<br />

entgegen aller Vernunft hoffen sie, dass<br />

die Diagnose über ihr Enkelkind nicht<br />

richtig war. Es kommt sogar vor, dass<br />

Großeltern sich weigern, in die Klinik zu<br />

kommen oder anzurufen, um nicht mit<br />

der schmerzlichen Wahrheit konfrontiert<br />

zu werden.<br />

Leider kann ein solches Verhalten<br />

als Desinteresse angesehen werden, das<br />

die Trauer der Eltern noch verschlimmert<br />

und das ihnen die Unterstützung,<br />

die sie so sehr brauchen, raubt. Es ist<br />

wichtig einzusehen, dass, so lange man<br />

sich weigert, die Wahrheit zu akzeptieren,<br />

man auch nicht trauern kann. Sich<br />

weigern, dieses Schicksal anzunehmen,<br />

wie verständlich dies auch ist, hilft einem<br />

nicht weiter. Um aus diesem emotionalen<br />

Loch zu kommen, muss man<br />

durch eine Phase des Trauerns gehen.<br />

Trauer ist der natürlichste Ausdruck aller<br />

Emotionen, die wir erfahren, wenn<br />

wir mit Dingen konfrontiert werden, die<br />

uns verletzen. Den Schmerz nicht zugeben<br />

zu wollen, den man empfindet,<br />

kann stressbedingte Krankheiten, Depressionen,<br />

Schlaflosigkeit etc. bewirken.<br />

Nur indem an diesem Schmerz „gearbeitet“<br />

wird, wenn Tränen zugelassen<br />

sind, wenn darüber gesprochen wird<br />

mit Freunden und Verwandten, kann<br />

die Trauer allmählich überwunden werden.<br />

Wenn Großeltern versuchen,<br />

„stark“ zu bleiben, ihre Gefühle zu unterdrücken,<br />

wird es ihnen unmöglich<br />

sein, positive Hilfe anzubieten.<br />

Oft fühlen sich Großeltern und Eltern<br />

nicht in der Lage, miteinander über

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