Nr. 39, Januar - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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Übersicht über die Instrumente<br />
Feuerstein verwendet in seinem Material<br />
14 verschiedene „Instrumente“, die<br />
unterschiedliche Ziele verfolgen:<br />
1. Organisation der Punkte<br />
2. Orientierung im Raum I<br />
3. Orientierung im Raum II<br />
4. Erfassung zeitlicher Beziehungen<br />
5. Familiäre Beziehungen<br />
6. Erfassung nummerischer Beziehungen<br />
7. Analytische Wahrnehmung<br />
8. Vergleichen<br />
9. Kategorisierung<br />
10. Syllogismus (Schluss vom Allgemeinen<br />
aufs Besondere)<br />
11. Übertragung von Beziehungen<br />
(Transitive Beziehungen)<br />
12. Instruktionen (Anweisungen)<br />
13. Farbige Schablonen<br />
14. Bilderrätsel<br />
1. Organisation der Punkte<br />
Die Organisation der Punkte wird als<br />
erstes Instrument gelehrt, hauptsächlich,<br />
weil die Aufgaben nichts mit dem<br />
üblichen Schullehrstoff zu tun haben<br />
und einen stark motivierenden Charakter<br />
besitzen.<br />
Bei diesem Instrument besteht die<br />
Aufgabe in der Organisierung einer<br />
amorphen, unstrukturierten Wolke von<br />
Punkten durch die Projektion einer Anzahl<br />
von Modellfiguren. Darüber hinaus<br />
besteht jedoch das Ziel darin, in dem<br />
Schüler das Bewusstsein zu erzeugen,<br />
dass es der Mensch ist, der Ordnung und<br />
Struktur auf der Grundlage verinnerlichter<br />
Regeln und Beziehungen einem<br />
Universum auferlegt, dessen Gegenstände<br />
und Ereignisse nicht organisiert<br />
sind.<br />
Viele kognitive Funktionen und Operationen<br />
sind in der erfolgreichen Erfüllung<br />
der Aufgabe verwickelt. Das Feld<br />
muss gegliedert und die Punkte getrennt<br />
werden. Es muss eine klare Wahrnehmung<br />
der charakteristischen Kriterien<br />
der Modell-Figuren bestehen.<br />
Unter den kognitiven Funktionen,<br />
die bei der Meisterung der Aufgaben mit<br />
einbezogen sind, befinden sich u.a.: die<br />
systematische Suche durch visuelle<br />
Übertragung, die Anwendung räumlicher<br />
Orientierung, die Bezugnahme auf<br />
zwei Informationsquellen, die Präzision<br />
und Genauigkeit sowie planendes Verhalten.<br />
Unter den verschiedenen Gedankenprozessen,<br />
die durch die Organisierung<br />
der Punkte ausgelöst werden,<br />
befinden sich die Darstellung der proji-<br />
Figur 2. Orientierung im Raum<br />
zierten Figuren, hypothetisches und folgerndes<br />
Denken.<br />
Die vollendete Figur muss mit dem<br />
Modell verglichen werden, um die Stimmigkeit<br />
zu überprüfen, Impulsivität und<br />
das Versuch-und-Irrtum-Verhalten müssen<br />
beherrscht werden. Die spontane<br />
Anwendung all dieser kognitiven Funktionen<br />
wird durch Ausbildung von Gewohnheiten<br />
ermutigt, indem sie wiederholt<br />
angewandt werden (vgl. Figur 1).<br />
2. Orientierung im Raum (I)<br />
3. Orientierung im Raum (II)<br />
Der Zweck der beiden Instrumente „Orientierung<br />
im Raum“ besteht darin, ein<br />
stabiles System von Bezügen für die Beschreibung<br />
räumlicher Beziehungen zu<br />
entwickeln.<br />
Das erste Instrument führt ein persönliches<br />
System von räumlichen Bezügen<br />
ein, während das zweite mit dem<br />
universellen Bezugssystem von Himmelsrichtungen<br />
und Koordinaten arbeitet.<br />
Im ersten Instrument wird die Position<br />
eines Gegenstandes als relativ zu einem<br />
anderen Gegenstand beschrieben,<br />
sodass sie sich ändert, wenn die eigene<br />
Position oder die des anderen Gegenstandes<br />
sich ändert. Im zweiten Instrument<br />
sind die Positionen fixiert und konstant;<br />
sie benötigen keine Bezüge, um<br />
Position, Lage oder Orientierung zu beschreiben.<br />
Beide Instrumente erfordern bildliche<br />
Vorstellungen und die Fähigkeit,<br />
„sich in anderer Leute Schuhe zu versetzen“.<br />
Die transzendente Funktion der<br />
Aufgabe besteht im Verständnis und in<br />
der Toleranz für Ideen und Haltungen,<br />
die aus anderen Perspektiven stammen<br />
und von den eigenen abweichen (Figur<br />
2).<br />
FÖRDERUNG<br />
4. Erfassung zeitlicher Beziehungen<br />
Das Instrument „Erfassung zeitlicher<br />
Beziehungen“ lehrt Begriffe und Bezugssysteme,<br />
mit deren Hilfe die Schüler<br />
die Zeit als Objekt und als Dimension<br />
begreifen können. Vom ursprünglichen<br />
Begriff der Zeit als messbares, stabiles<br />
Intervall aus wird die Aufmerksamkeit<br />
erweitert, und zwar derart, dass sie die<br />
Relativität von Zukunft, Gegenwart und<br />
Vergangenheit und den irreversiblen<br />
Fluss von einer Zeitform zu einer anderen<br />
einschließt.<br />
Es gibt Aufgaben, die der subjektiven<br />
Wahrnehmung objektiver Zeitabschnitte<br />
gewidmet sind. Die Beziehungen<br />
zwischen Ursachen und Wirkungen<br />
und Mitteln werden erforscht. Zeit und<br />
Raum werden in einer Einheit zusammengefasst,<br />
die sich mit Geschwindigkeit<br />
abfasst. Eine der Funktionen der<br />
zeitlichen Beziehungen besteht darin,<br />
divergierende Antworten und die Erforschung<br />
von Alternativen zu ermutigen.<br />
Die Betonung liegt in diesem Instrument,<br />
wie in allen anderen des IE-Programms,<br />
mehr auf dem Vorgang, auf<br />
dem „Warum“ und „Wie“ einer Antwort.<br />
Indem die Schüler ermutigt werden,<br />
die vorgegebenen Daten danach zu<br />
bewerten, ob sie ausreichend sind, um<br />
die gestellte Frage zu beantworten, lernen<br />
sie, dass es Fälle gibt, in denen die<br />
Unfähigkeit zu antworten nicht beschämend,<br />
sondern durchaus angemessen<br />
sein kann und daher zu einer Suche<br />
nach der Information führen sollte, die<br />
eine Antwort ermöglichen wird.<br />
5. Familiäre Beziehungen<br />
Das Instrument „Familiäre Beziehungen“<br />
ist ein gutes Beispiel für die inhaltsfreie<br />
Natur der Instrumente und ih-<br />
Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>39</strong>, Jan. 2002 25