Nr. 39, Januar - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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Frühförderprogramm „Kleine Schritte“<br />
Meindert Haveman<br />
Seit einem halben Jahr ist das Frühförderprogramm<br />
Kleine Schritte beim Deutschen <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>InfoCenter</strong><br />
erhältlich und hunderte von Familien und Fachleuten<br />
haben es bereits bestellt. Auch Studenten der Sonderpädagogik<br />
wurden schon damit konfrontiert.<br />
Professor Meindert Haveman von der Fakultät für Rehabilitationswissenschaften<br />
an der Universität in Dortmund<br />
hat es seinen Studenten schon vorgestellt. Für Leben mit<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> hat Professor Haveman nun auch eine<br />
kurze Besprechung dieses Programms geschrieben.<br />
Patentrezepte gibt es nicht in der<br />
Frühförderung. Dies gilt auch für<br />
das Frühförderprogramm Kleine Schritte.<br />
Kleine Schritte ist eng an das Macquarie-Programm<br />
angelehnt und richtet<br />
sich auf Kinder mit Entwicklungsverzögerungen<br />
bis zu einem Alter von vier<br />
Jahren. Das Programm geht von dem<br />
Prinzip aus, dass jedes Kind und jede<br />
Familie anders ist. Auch ist es nur eines<br />
der Hilfsmittel für die Förderung des<br />
Kindes. Es ist kein Lösungsbuch für die<br />
vielfältigen Probleme, die den Eltern eines<br />
geistig behinderten Kindes begegnen.<br />
Wohl ist es eine Schriftenreihe, die<br />
schon zigtausend Eltern mit geistig behinderten<br />
Kindern in vielen Ländern eine<br />
Stütze war bei der gezielten Hilfe,<br />
den Sohn oder die Tochter bei einer Entwicklungsverzögerung<br />
in wichtigen Bereichen<br />
zu fördern.<br />
Es ist übrigens kein Buch im engeren<br />
Sinne, sondern eine Mappe mit acht Arbeitsheften.<br />
Die Texte sind gut verständlich<br />
und direkt in der Praxis anwendbar.<br />
Auch wird vieles mit Beispielen verdeutlicht.<br />
Form und Inhalt dieser Ausgabe<br />
laden zu einem direkten Gebrauch<br />
mit dem Kind ein.<br />
Das erste Heft gibt Hintergrundinformationen<br />
zu dem Macquarie-Frühförderprogramm<br />
und dem Anwendungsbereich<br />
von Kleine Schritte. In dem<br />
zweiten Heft werden Anleitungen gegeben,<br />
wie man das Programm auf die Bedürfnisse<br />
des Kindes einstellen und<br />
durchführen kann. Die Arbeitshefte 3<br />
bis 7 sind jeweils ausgerichtet auf bestimmte<br />
Entwicklungsbereiche wie expressive<br />
Sprache, Grobmotorik, Feinmotorik,<br />
rezeptive Sprache und persönliche<br />
und soziale Fähigkeiten. All diese<br />
Bereiche werden übrigens in ihrem internen<br />
Zusammenhang besprochen. In<br />
dem letzten Arbeitsheft ist eine Reihe<br />
von Prüflisten aufgeführt, die den Eltern<br />
bei dem Überprüfen des Entwicklungsstands<br />
ihres Kindes, dem Evaluieren der<br />
Entwicklungsfortschritte und dem Festlegen<br />
von Lernzielen helfen kann.<br />
Das Macquarie-Programm aus Australien<br />
und das Portage-Programm aus<br />
den USA sind nicht nur im englischsprachigen<br />
Bereich, sondern auch in<br />
Europa und vielen anderen Ländern die<br />
am meisten bekannten und gebrauchten<br />
Frühförderprogramme, die in und mit<br />
Familien mit einem geistig behinderten<br />
Kind angewendet werden. Das Programm<br />
ist jetzt durch das Deutsche<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>InfoCenter</strong> in einer<br />
überarbeiteten Version – Kleine Schritte<br />
– für den deutschen Sprachraum in<br />
einer didaktisch informativen und attraktiven<br />
Form publiziert worden.<br />
Dieses Frühförderprogramm wurde<br />
durch Cora Halder in der Mai-Ausgabe<br />
dieser Zeitschrift schon ausführlich vorgestellt<br />
und beschrieben, nämlich nach<br />
sowohl den Grundlagen, dem Aufbau<br />
des Programms, dem Anschließen an<br />
den Entwicklungsstand des Kindes und<br />
den Bedürfnissen der Eltern als auch<br />
nach den Konsequenzen für die tägliche<br />
AKTUELLES<br />
Arbeit mit dem Kind (Leben mit <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>, <strong>Nr</strong>. 37, Mai 2001, S. 6–10). Da<br />
Kleine Schritte in dieser Publikation viel<br />
ausführlicher präsentiert wurde, werde<br />
ich nicht weiter auf Form und Inhalte<br />
dieses Frühförderprogramms eingehen.<br />
Kleine Schritte bietet den Eltern die<br />
Möglichkeit, um zusammen mit professionellen<br />
Partnern sich in der Frühförderung<br />
bedürfnisgerecht, familienzentriert<br />
und systematisch mit der Weiterentwicklung<br />
des Kindes zu beschäftigen.<br />
Der spontane Kontakt mit dem Kind in<br />
Spiel und Freizeit wird in diesem Programm<br />
stimuliert und gefördert.<br />
Empfehlung<br />
Kleine Schritte ist ein international bewährtes<br />
Programm in der Frühförderung<br />
und ist sehr geeignet für Eltern,<br />
Pädagogen und andere Mitarbeiter, die<br />
in der Frühförderung von Kindern mit<br />
geistiger Behinderung kooperieren.<br />
Prof. Dr. Meindert J. Haveman<br />
Rehabilitation und Pädagogik bei<br />
geistiger Behinderung<br />
Fakultät Rehabilitationswissenschaften<br />
Universität Dortmund<br />
Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>39</strong>, Jan. 2002 5