Lebensmittel - Verpackungs-Rundschau
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Elektronische Nasen<br />
Sensorsysteme zur Qualitätssicherung von Verpackungen<br />
Die Kombination von schneller<br />
Analytik und intelligenten Auswerteverfahren<br />
eröffnet völlig neue<br />
Möglichkeiten für die Qualitätssicherung<br />
von <strong>Verpackungs</strong>materialien.<br />
Aufgrund der relativ einfachen<br />
Matrix von Verpackungen<br />
und den in der Regel gut bekannten<br />
Problemstoffen können Sensorsysteme<br />
mit geringem Aufwand<br />
trainiert und so zur Qualitätssicherung<br />
herangezogen werden. Die<br />
Voraussetzungen im <strong>Verpackungs</strong>bereich<br />
sprechen dafür, dass Sensorsysteme<br />
hier viel erfolgreicher<br />
eingesetzt werden können als bei<br />
der Qualitätskontrolle von <strong>Lebensmittel</strong>n,<br />
da bei <strong>Lebensmittel</strong>n ein<br />
sehr viel komplexeres Substanzmuster<br />
analysiert werden muss.<br />
Vor allem das Erkennen von Restlösemitteln,<br />
Störgerüchen durch<br />
Bedrucken, Störsubstanzen durch<br />
Siegeln oder Verarbeiten und Restmonomeren<br />
sind vielversprechende<br />
Applikationen von Sensorsystemen.<br />
Viele <strong>Verpackungs</strong>materialien oder<br />
Vorprodukte werden hinsichtlich ihrer<br />
migrierfähigen Inhaltsstoffe<br />
oder ihrer sensorischen Eigenschaften<br />
bewertet. Dies ist wesentlicher<br />
Bestandteil der Qualitätssicherung,<br />
um die lebensmittelrechtliche Konformität<br />
zu garantieren. Meist beruht<br />
diese Qualitätssicherung auf<br />
humansensorischen oder laboranalytischen<br />
Ergebnissen. Der Geruchssinn<br />
des Menschen unterliegt jedoch<br />
naturgemäß äußeren Einflüssen<br />
und liefert daher ein subjektives<br />
Geruchsbild, das sich auch<br />
durch Einsatz eines professionellen<br />
Sensorik-Teams nur begrenzt objektivieren<br />
lässt. Dagegen liefert die<br />
hochauflösende Laboranalytik wie<br />
die Gaschromatographie oder die<br />
Massenspektroskopie, die sich bei<br />
der Qualifizierung und Quantifizierung<br />
von leichtflüchtigen Substanzen<br />
bewährt hat, in der Regel eine<br />
objektive Einschätzung. Diese Analytik<br />
trennt jedoch eine Analysen-<br />
<strong>Verpackungs</strong>-<strong>Rundschau</strong> 3/2000<br />
probe in Einzelsubstanzen auf und<br />
ist daher sehr zeit- und kostenintensiv.<br />
Solch personal-, kosten- und<br />
zeitintensiven Methoden sind nicht<br />
mehr mit heutigen Anforderungen<br />
an eine Qualitätssicherung vereinbar.<br />
Neue Sensortechnologien ermöglichen<br />
es, flüchtige Komponenten<br />
wie Lösemittel oder Aromastoffe<br />
objektiv zu bewerten.<br />
Schnelle Analyse von Gasen<br />
und Dämpfen<br />
Diese Sensorsysteme werden häufig<br />
- in Anlehnung daran, dass sie<br />
hauptsächlich flüchtige und damit<br />
auch geruchsaktive Substanzen detektieren<br />
können - als „elektronische<br />
Nasen“ oder Chemosensoren<br />
bezeichnet. Ursprünglich wurden<br />
diese Sensoren zum Überwachen<br />
von Atemluft bei bemannten Raumflügen<br />
oder zum Erkennen von Giftgasen<br />
im militärischen Bereich entwickelt.<br />
Mit zunehmender Verfügbarkeit<br />
preiswerter Sensorsysteme<br />
entfalten sie nun auch ihre Anwendungen<br />
im Umfeld der <strong>Verpackungs</strong>branche.<br />
Sensorsysteme eignen sich zur<br />
schnellen Gas- und Dampfraumanalytik,<br />
da im Gegensatz zur hochauflösenden<br />
Laboranalytik das zeitaufwändige<br />
Auftrennen eines Substanzgemisches<br />
in seine Einzelkomponenten<br />
entfällt. Dies ermöglicht<br />
kurze Messzeiten und damit kann<br />
auch bei einem hohen Probendurchsatz<br />
eine lückenlose Qualitätskontrolle<br />
durchgeführt werden. Es kön-<br />
nen komplexe Geruchsmuster bestehend<br />
aus einem Gemisch an<br />
leichtflüchtigen Substanzen erlernt<br />
und wiedererkannt werden – das<br />
Geruchsmuster entspricht einem<br />
eintrainierten Standard. Bei der<br />
Auswertung handelt es sich um eine<br />
vergleichende Methode, die keine<br />
Identifizierung von Einzelkomponenten<br />
erlaubt. Die in der Regel<br />
kleine Anzahl an abgelehnten Proben<br />
muss weiter mit herkömmlicher<br />
Laboranalytik untersucht werden,<br />
um den Grund des abweichenden<br />
Verhaltens vom eintrainierten Standard<br />
zu ergründen.<br />
Das Herzstück eines Sensorsystems<br />
bildet eine Anordnung von sechs<br />
bis 32 sensitiven chemischen Sensoren.<br />
Die dabei verwendeten<br />
Sensoren reagieren mit unterschiedlichen<br />
Empfindlichkeiten auf<br />
flüchtige Substanzen, die im Kopfraum<br />
(Headspace) oberhalb einer<br />
Probe enthalten sind. Jeder dieser<br />
Sensoren erzeugt eindeutige Einzelsignale<br />
und die Beziehung zwischen<br />
den einzelnen Signalen ergeben<br />
charakteristische Signalmuster.<br />
Dieses Signalmuster zeigt<br />
für eine bestimmte Probe ein typisches<br />
Bild, das mit modernen<br />
Verfahren der Mustererkennung<br />
analysiert und klassifiziert wird. In<br />
gewisser Weise ist die Vorgehensweise<br />
der Mustererkennung bei<br />
Sensorsystemen der Natur nachempfunden.<br />
Aus diesem Grunde<br />
werden diese Sensorsysteme auch<br />
als „elektronische Nasen“ bezeichnet<br />
(Tabelle 1).<br />
Tabelle 1<br />
Menschliche und elektronische Nasen riechen unterschiedlich<br />
Sensorik Musterextraktion Musterklassifizierung<br />
Menschliche Nase Rezeptoren<br />
(nur geruchsaktive<br />
Substanzen)<br />
Riechkolben Gehirn<br />
Sensorsysteme Sensor<br />
(alle leichtflüchtigen<br />
Substanzen)<br />
Chip Computer