D E R S T O C K S A M M L E R - Injuka Kunst
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Die Geistlichen vom 6.-19. Jahrhundert unter den<br />
erwähnten Völkern Europas<br />
14. Der Stab, Pastorale<br />
Er gehört zu den ältesten Zeichen der bischöflichen Würde, wie das Szepter zu den Zeichen<br />
der königlichen gehört; schon auf dem Konzil zu Toledo (633) wird er erwähnt. Ursprünglich war er<br />
ein einfacher niedriger Stab, der in der griechischen Kirche oben ein Querstück aus Elfenbein oder<br />
edlem Holz trug, gestaltet wie eine Krücke, so dass er der Hand als Stütze dienen konnte. Dieser<br />
obere Teil wurde verziert durch kunstvolles Schnitz-werk; so endigte z. B. die Krücke jederseits in<br />
einem Tierkopfe oder dergleichen.<br />
In der abendländischen Kirche dagegen waren solche Stäbe, besonders später, seltener als<br />
die, welche in einer Krümmung endigten. Im 9. und 10. Jahrhundert finden sich auch noch die<br />
niederen Krückenstäbe, im 10. aber auch schon die gekrümmten. Auch diese Krümmung ist aus<br />
Elfenbein, später aus Gold und dergleichen und mit allerlei Verzierungen bedeckt. Im 11. Jahrhundert<br />
fing der Stab an, länger zu werden, und gleichzeitig entwickelte sich die Krümmung zu einer künstlichen<br />
Figur. Auch liess man bereits Edelsteine in den Goldbeschlag derselben ein. Die<br />
Krückenstäbe wurden von nun an im Abendlande immer seltener.<br />
Der Stab hat im 11. und 12. Jahrhundert bei einer Länge von 1,50 m drei wesentlich verschiedene<br />
Teile: den Stab mit Fuss, den Knauf mit der Handhabe und die Krümmung.<br />
Der Fuss läuft in einer Metallspitze aus und der Stab wird dann und wann von Metallringen<br />
umschlossen. Der Knauf mit der Handhabe bildet die Verbindung zwischen Stab und Krümme und<br />
dient zur Befestigung beider. Er ist oft von durchbrochener Arbeit und mit reichen Verzierungen,<br />
auch mit Edelsteinen, besetzt. Am Schlusse des 12. und Anfange des 13. Jahrhunderts wurden die<br />
Bischofstäbe von höchster Schönheit angefertigt, deren Krümme gewöhnlich aus Elfenbein<br />
geschnitzt und reich mit goldenen oder silbernen Verzierungen bedacht war. Es wurden in dieser<br />
Zeit und bis in das 14. Jahrhundert hinein in der Krümme, die aus einem Stücke Elfenbein bestand,<br />
öfters ganze Szenen aus der heiligen Geschichte dargestellt.<br />
Im 12. Jahrhundert bereits bog sich die Krümmung zu einer Schneckenlinie zusammen und<br />
in der Höhlung wurden oft Tiergestalten angebracht oder dergleichen. Unterhalb der Krümmung<br />
fand sich jetzt der Knopf.<br />
Seit dem 13. Jahrhundert legte sich die Krümmung winklig an den Stab zurück und wurde<br />
sehr reich verziert, was im 14. und 15. Jahrhundert noch mehr und mehr zunahm .<br />
Vom 14. bis 17. Jahrhundert war an den Hirtenstäben der Bischöfe und Äbte ein feines<br />
viereckiges weisses Tuch, Pannisellus, auch zuweilen yetum, orarium oder sudarium genannt,<br />
unterhalb des Knaufs befestigt, das frei am Stabe bis etwa zu dessen Mitte herabhing. In Italien soll<br />
es nur von den Äbten getragen worden sein als Unterscheidungszeichen von den Bischöfen und<br />
Erzbischöfen. In Deutschland, Frankreich und England aber trugen es auch diese.<br />
Die Bischöfe trugen im Mittelalter den Stab, wenn sie zum Altar gingen, stets in der linken<br />
Hand und zwar,wie manche Schriftsteller behaupten, so, dass die Krümmung nach aussen<br />
gewandt war, zum Zeichen der Herrschaft über die ganze umgebende Diözese. Dagegen trugen<br />
die Äbte den Stab umgedreht mit der Krümmung nach innen, weil ihre Befugnis nicht über die Abtei<br />
hinausreichte. Doch findet diese Behauptung in den Bildern keine Bestätigung.<br />
Die Äbtissinnen führten ebenfalls Hirtenstäbe, ähnlich denen der Äbte. Bis ins 11. Jahrhundert<br />
trugen sie einen Stab, der oben in einen grossen Knopf endigte. Später aber führten sie auch einen<br />
Krummstab, wie die Bischöfe.<br />
An den Stäben der Erzbischöfe findet sich schon seit dem 14. Jahrhundert, vielleicht noch<br />
früher, statt der Krümmung ein Kreuz, und an denen der Patriarchen ein Doppelkreuz mit zwei<br />
Quer-stäben, wie die Päpste sie seit dem 14. und 15. Jahrhundert trugen.<br />
Kretchmer u. Rohrbach, Trachten der Völker. 3. Aufl.<br />
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