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D E R S T O C K S A M M L E R - Injuka Kunst

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lombardisch-venezianische Oberst-Erbland-Stallmeister<br />

mit schwarzem Stab, dessen vergoldete Beschläge<br />

das Wappen und den Namenszug des Kaisers zeigten.<br />

Im 18. Jahrhundert kamen die langen Zeremonialstöcke<br />

der höheren Hofchargen etwas außer<br />

Gebrauch und wurden nur an den kleinen Höfen beibehalten.<br />

Fürst Khevenhiller begleitete Kaiser Franz I.<br />

und seinen Sohn 1764 nach Frankfurt a. M. und<br />

schreibt über ihren Aufenthalt bei dem Markgrafen<br />

von Ansbach in Crailsheim: "Bei der Tafel servierten<br />

immer ein Ober- und Untermarschall mit langen<br />

Stöcken, womit unsere jungen Herren von der Suite<br />

kein geringes Gespött getrieben." Es muß am<br />

Kaiserhof in Wien also wohl nicht mehr Stil gewesen<br />

sein, sich der Stäbe zu bedienen.<br />

Die Herolde, die bei den Turnieren auftraten,<br />

besaßen als Amtsabzeichen Stäbe. Im Historischen<br />

Museum in Dresden gibt es zwei solche<br />

Turnierheroldstäbe aus Holz geschnitzt und bemalt,<br />

die in Augsburg um 1450 hergestellt worden sind. In<br />

der Schatzkammer des Bayerischen Königshauses<br />

befindet sich der Heroldstab des St.-Hubertus-<br />

Ordens aus grün lackiertem Holz in einer Hülse aus<br />

vergoldetem Silber. Das Schildchen ist von Porzellan,<br />

das Ganze eine Arbeit aus dem Jahre 1708. Bei feierlichen<br />

Aufzügen der Bergleute trug einer von ihnen<br />

den Zeremonialstab, den man die Bergmannsparthe<br />

nennt. Freiherr Carl Rolas du Rosey in Dresden<br />

besaß zwei dieser seltenen Stücke. Sie waren beilförmig<br />

mit prismatischer Spitze, der Stiel von<br />

Birnbaumholz mit Elfenbeinplatten verschiedener<br />

Größe inkrustiert, auf denen Bilder des Kurfürsten<br />

von Sachsen, ein Kruzifix und andere Darstellungen<br />

eingraviert waren. Sie rührten aus den Jahren 1681<br />

und 1686 her.<br />

Die Urbedeutung des Stockes als Waffe<br />

hielt der Pusikan oder Buzogany der Fürsten von<br />

Siebenbürgen fest, der ursprünglich eine Keule, im<br />

Laufe der Zeit zum Zeremonienstück herabgesunken<br />

war, das geschultert getragen wurde. Der Stab von<br />

Holz, mit Samt überzogen, trug am oberen Ende<br />

einen dicken Knauf. In die Wiener Sammlungen sind<br />

durch die vielen Kriege schöne Stücke gelangt, u. a.<br />

ein Buzogany aus verschiedenen Sorten von Jaspis<br />

und Achat zusammengesetzt, die Fassung aus vergoldetem<br />

Silber,andere, bei denen ein rautenförmiges<br />

Netz aus Goldfiligran, besetzt mit Rubinen und<br />

Saphiren, einen Kristallknopf umspannt. Mit der<br />

Kollektion Rolas du Rosey wurde 1863 ein Exemplar<br />

versteigert, dessen breiter Knauf, fast kugelförmig,<br />

aus Bronze bestand. Er zeigte vier chimärische<br />

Maskarons zwischen dreiblättrigen Ornamenten und<br />

godronnierten Bordüren, darüber der hohe Knopf mit<br />

vier Büsten in Hochrelief.<br />

Einst als Waffe benutzt, war der Pusikan<br />

längst nur das Sinnbild einer solchen geworden, der<br />

Kommando-, oder wie wir heute sagen würden, der<br />

Marschallstab in der Hand des höchsten Befehlshabers.<br />

Dieses militärische Ausrüstungsstück scheint<br />

nicht älter zu sein als das 16. Jahrhundert. Man sieht<br />

den Marschallstab zuerst in der Form langer Stäbe,<br />

ohne daß Ober- oder Unterteil kenntlich wäre, in der<br />

Hand hochstehender Personen spanischer Abkunft.<br />

Anthonis Mor hat König Philipp II., den Herzog von<br />

Alba u. a. damit gemalt, Wilhelm von Oranien, Don<br />

Juan d'Austria treten damit auf, alle Bezüge weisen<br />

auf Spanien als Entstehungsort der Sitte hin.<br />

Schon Kaiser Karl V. bediente sich dieses<br />

Stabes. Im Feldzug von 1543 ärgerte er sich einmal<br />

über einen schwäbischen Fuhrknecht, der ein<br />

Geschütz zu transportieren hatte und diesem<br />

Geschäft mit einem Phlegma oblag, das den Kaiser<br />

in Wut versetzte. Er ließ sich in seinem Zorn hinreißen,<br />

dem Manne mit seinem Stock einige Schläge<br />

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