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D E R S T O C K S A M M L E R - Injuka Kunst

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Albrecht von Bayern<br />

benutzte ein Stöckchen<br />

aus vier Stücken Elfenbein,<br />

die mittels 9 goldener<br />

Reifen zusammengehalten<br />

waren.<br />

Diese Reifen waren<br />

mit 64 antiken, geschnittenen<br />

Steinen,<br />

kleinen Diamanten<br />

und gold-emaillierten<br />

Röschen besetzt. Als<br />

Knopf diente eine<br />

runde Sonnenuhr von<br />

Gold. Dieses Prachtstück,<br />

das Philipp<br />

Hainhofer 1611 in der<br />

<strong>Kunst</strong>kammer der<br />

Münchner Residenz<br />

bewunderte, befindet<br />

sich noch heute in<br />

der Schatzkammer<br />

der Wittelsbacher.<br />

Kaiser Max II. hinterließ<br />

1578 dem Erzherzog<br />

Wenzel "ain<br />

steckl von Kaiser<br />

Ferdinand mit dem<br />

Königlichen und östreichischen<br />

Wappen".<br />

Es wurde auf 40 fl.<br />

geschätzt.<br />

In Frankreich soll<br />

Heinrich IV. den<br />

ersten als Luxusgegenstand anzusprechenden Stock<br />

besessen haben, unter den letzten Valois wurde er<br />

nicht gebraucht. Ludwig XIII. benützte einen einfachen<br />

Stock von Ebenholz mit Griff von Elfenbein,<br />

aber zu seiner Zeit fing man schon an, auf kostbar<br />

verzierte Spazierstöcke großen Wert zu legen. Das<br />

Inventar der kaiserlichen Schatzkammer in Wien aus<br />

dem Jahre 1619 beschreibt köstliche Exemplare. Da<br />

war ein Stab von indianischem Holz mit einem Griff<br />

von Bernstein, aber das war auch der bescheidenste.<br />

Ein anderer von Persillenholz (Brasilien?) trug als<br />

Griff einen orientalischen Jaspis, in Gold gefaßt, die<br />

Spitze von Silber; ein dritter von Ebenholz war mit<br />

Gold beschlagen und mit Rubinen und Türkisen<br />

besetzt; ein vierter war mit Perlmutter eingelegt, mit<br />

8 Rubinen und 17 Türkisen geschmückt; ein fünfter<br />

bestand aus indianischem Rohr mit Goldbeschlag, in<br />

den19 große Türkise und 18 Rubine gefaßt waren.<br />

Das Hauptstück war ein Stab von indianischem<br />

Fischbein, oben mit Gold beschlagen, mit dem ein<br />

Ring verbunden war, der außer mit einem schönen<br />

Diamanten und einem schönen Rubin noch mit je<br />

einem Karneol, Saphir, Smaragd, Opal, Amethyst,<br />

Topas und Chrysolith besetzt war.<br />

Nach Kenntnisnahme dieses Inventars<br />

kann man eigentlich Ludwig XIV. nicht mit Recht<br />

beschuldigen, daß er es gewesen sei, der den Luxus<br />

in Spazierstöcken so besonders gefördert habe. Er<br />

soll allerdings schöne Stöcke geliebt haben und ließ<br />

sich hinreißen, eines Tages im Zorn einen solchen<br />

von Rosenholz auf dem Rücken eines Lakaien zu<br />

zerschlagen. 1695 wurde ihm vom Hofjuwelier ein<br />

Stock mit einem Knopf von Achat, besetzt mit 24 Diamanten<br />

geliefert. Der König zeigte sich nie ohne<br />

Stock in der Öffentlichkeit, eine Gewohnheit, die<br />

sofort in der ganzen Welt von großen und kleinen<br />

Potentaten nachgeahmt wurde. Die Modebilder der<br />

Firma Bonnard aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts,<br />

die den Monarchen so oft dargestellt<br />

haben, geben ihm stets einen Stock in die Hand. Bei<br />

den Untertanen war das etwas anderes, zur Zeit<br />

Ludwigs XIV. hatte außer dem Generalkontrolleur der<br />

Finanzen niemand das Recht, mit dem Spazierstock<br />

vor dem König zu erscheinen. Der Stock Kaiser<br />

Leopolds I. war mit Türkisen und Diamanten besetzt.<br />

König Friedrich III. von Dänemark, der in seinen<br />

Mußestunden Gold machte, besaß einen Stock, dessen<br />

Griff von alchymistischem Golde er selbst präpariert<br />

haben soll. Im Schlosse Rosenborg sieht man noch<br />

mehrere Stöcke dieses ersten dänischen Erbkönigs,<br />

u. a. von Narwalzahn, dessen Handgriff und Zwinge<br />

emailliert und mit Rubinen besetzt sind, einen<br />

“Jakobsstab und Reimstock" aus Silber vom Jahre<br />

1663 u. a. Sein Sohn, der spätere König Christian V.,<br />

der 1699 starb, benützte als Kronprinz einen mit<br />

Silber beschlagenen Spazierstock, der mit einem<br />

Ellenmaß versehen ist und mehrere Instrumente, wie<br />

einen Kaliberstock, Kompaß und Sonnenuhr enthält.<br />

Als der spätere König Friedrich I. von Preußen noch<br />

Kurprinz war, erhielt er von dem Abt von Murbach<br />

einen Stock geschenkt, dessen Knopf von Achat mit<br />

13 Diamanten besetzt war. Dieser Herrscher war, wie<br />

bekannt, außerordentlich prachtliebend. Friedrich<br />

Wilhelm I. entnahm den Juwelen seines Vaters die<br />

mit Diamanten besetzten Stöcke gleich nach dem<br />

Dutzend. 1713 einen Stock mit 5 großen und 23 kleinen<br />

Brillanten; einen anderen mit einem Knopf von<br />

Kokosnuß, oben ein Brillant und 8 Rosen; einen weiteren,<br />

dessen Jaspisknopf mit Rubinen und Rosen<br />

gefaßt war und 1719 nochmals zehn ähnlich ausgestattete<br />

Stöcke. Friedrich I. war für Geschenke von<br />

Stöcken überhaupt sehr empfänglich, seine dritte<br />

Frau Sophie Luise von Mecklenburg machte ihm<br />

einen Stock zum Präsent, in dessen goldenen Knopf<br />

ein großer, rot unterlegter Tafelstein gefaßt war.<br />

Die Stöcke des 17. Jahrhunderts waren<br />

sehr lang, so daß man sie unterhalb ihres Griffes in<br />

die Hand nahm. Der Griff war ein runder Knauf, oft in<br />

Relief gearbeitet. Im Wiener Hofmuseum ist ein solcher<br />

Stockknopf von Silberguß, französische Arbeit,<br />

Herkules im Kampf mit Antäus vorstellend. Im oberen<br />

Teil waren sie durchbohrt, um eine Schnur durchziehen<br />

zu können, deren Enden durch eine Quaste verbunden<br />

waren. Solcher Stöcke bedienten sich auch schon in<br />

dieser Zeit die eleganten Damen.<br />

Wie das 18. Jahrhundert das des<br />

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