D E R S T O C K S A M M L E R - Injuka Kunst
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Der Stock<br />
Der älteste Kulturbesitz der Menschheit<br />
ist der Stock. Der Mann, der die Kraft seiner Arme<br />
verstärken wollte, zu Angriff oder Verteidigung, muß<br />
zum Stock gegriffen haben. So wurde er zur ersten<br />
Waffe, und demnächst in übertragener Bedeutung<br />
zum ersten Hoheitszeichen, er ist das Symbol von<br />
Kraft, Würde und Macht. Fast erscheint es überflüssig,<br />
den Nachweis im einzelnen zu führen, so sehr drängt<br />
er sich von selbst auf.<br />
Die Könige und die Priester, die sich in<br />
die Herrschaft teilen, sind denn auch die ersten, die<br />
den Stab als Zeichen ihrer hohen Stellung führen. Auf<br />
persischen Flachreliefs aus Persepolis sieht man den<br />
thronenden König, der in der rechten Hand den langen<br />
Stab mit rundem Knopf hält. So haben die Griechen<br />
ihre höchsten Götter gebildet, Zeus mit dem Stab,<br />
Poseidon mit dem Dreizack, Hermes mit dem<br />
Caduceus, Dionysos mit dem Thyrsos. Diese<br />
Attribute der Gottheit gingen auf den Priester über, so<br />
als vermittelten sie ihm einen Teil der Autorität, welche<br />
jenen innewohnte. Im Alten Testament bedient<br />
sich Jehova des Stabes Aarons, um seinen Willen<br />
kundzutun und die Ereignisse, die im 17. Kapitel des<br />
4. Buches Mose vom Grünen, Blühen und Fruchttragen<br />
dieses Stabes berichtet werden, sind von der alten<br />
christlichen Kirche auf das Priestertum und seine<br />
Berufung zum Dienste des Herrn im allgemeinen<br />
gedeutet worden.<br />
Die Tradition, die den Königen den Stab<br />
als Zepter vermittelte, ist uralt und dürfte bis in die<br />
Anfänge der Menschheitsgeschichte hinaufreichen.<br />
Sie hat den Stab aber allen gegeben, die eine<br />
Autorität auszuüben hatten, außer den Priestern<br />
auch den Richtern, den Marschällen, den Gesandten<br />
und selbst die Zauberer konnte man sich nicht ohne<br />
den Zauberstab denken, in dem ein guter Teil ihrer<br />
magischen Kräfte beschlossen schien. Noch im 18. Jahrhundert<br />
war eine Fee oder Zauberin auf der französischen<br />
Bühne an dem Stöckchen kenntlich, das sie<br />
in der Hand hielt. Den hohen Ständen war der Stab<br />
ein Symbol und er war und blieb den unteren ein<br />
unentbehrlicher Gegenstand des täglichen Gebrauchs.<br />
Hirten, Bauern, Wanderer waren von ihrem Stock<br />
unzertrennlich, er gehörte gewissermaßen zum<br />
Handwerkszeug ihres Berufes. Die griechische Sage<br />
ließ in tiefsinniger Weise den Prometheus das himmlische<br />
Feuer, das er den Göttern entwendet hatte, um<br />
die Menschen damit zu beglücken, in seinem Wanderstab<br />
verbergen.<br />
Das Mittelalter hat sich nicht mit dem<br />
einen Zepter begnügt, es gab seinen Königen ein<br />
zweites, die Hand der Gerechtigkeit. Das Zepter trugen<br />
sie in der rechten, den Stab, der überhöht war von<br />
einer Hand mit der Gebärde des Segensprechens, in<br />
der linken. In Frankreich war dieser Gebrauch seit<br />
Hugo Capet eingeführt. Als Kaiser Karl V. 1539 den<br />
Schatz der Abtei von St. Denis besichtigte, zeigte<br />
man ihm eine solche "Main de Justice", die angeblich<br />
von einem Einhorn herrührte. Die englischen Könige<br />
haben den Gebrauch übernommen. Richard<br />
Löwenherz, der sich zweimal krönen ließ, 1188 und<br />
1194, war jedesmal mit beiden Zeptern ausgerüstet.<br />
Napoleon I., der sich ja als unmittelbaren Nachfolger<br />
Karl des Großen betrachtete, suchte auch äußerlich<br />
den Anschluß an die Tradition. Zu seiner Krönung als<br />
König von Italien in Mailand ließ er 1804 auch eine<br />
Hand der Gerechtigkeit anfertigen. Der Stab ist von<br />
Bronze und vergoldet, die Hand von Elfenbein.<br />
Gekostet hatte sie 28.000Francs.<br />
Die Kirche hat als Rivalin des Königtums<br />
ihre obersten Diener ebenfalls mit dem Hoheitszeichen<br />
des Stabes versehen. Der Bischofstab als Zeichen<br />
der Würde ist seit dem frühesten Mittelalter in<br />
Gebrauch, schon im 6. Jahrhundert galt er als Symbol<br />
der Hirtengewalt der Bischöfe. Diese Anschauung<br />
wurzelte so fest, daß der Amtsstab schließlich die<br />
Kathedrale selbst bedeutete. Zur Zeit der Karolinger<br />
und Ottonen wurde der Stab nach dem Tode des<br />
Bischofs dem König gebracht, der ihn dem Bischof<br />
mit den Worten "Accipe ecclesiam" überreichte. Die<br />
älteste Form ist die eines hohen Krückstockes, der<br />
Stab von Holz, die Krücke von Elfenbein, glatt oder<br />
ornamentiert, manchmal schließt sie eine Reliquie<br />
ein. So sind die Bischofstäbe des hl. Ruprecht im Stift<br />
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