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D E R S T O C K S A M M L E R - Injuka Kunst

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Fächers war, so war es auch das des Stockes, er<br />

fehlte in keiner Hand, und ein hohes Maß von<br />

<strong>Kunst</strong>fleiß und Mühe ist an die Ausgestaltung des<br />

Griffes gesetzt worden. Der Stab selbst war meist<br />

spanisch Rohr, der Handgriff<br />

aber so ziemlich aus<br />

allen Materialien, die sich<br />

bearbeiten lassen. Nur<br />

selten wählte man andere<br />

Stoffe als spanisch Rohr<br />

oder Holz. Im Wiener<br />

Hofmuseum ist ein Spazierstöckchen<br />

von Schildpatt,<br />

auf dem goldenen<br />

Knopf in Piquéarbeit der<br />

gekrönte Doppeladler. Im<br />

Grünen Gewölbe in<br />

Dresden sind Stöcke aus<br />

Schlangenholz von Ceylon<br />

und aus angeblichem<br />

Einhorn, das aber in<br />

Wirklichkeit gegossenes<br />

Schildkrot ist. In der<br />

Wiener Schatzkammer<br />

fanden sich 1731 Spazierstöcke<br />

aus Elfenbein und<br />

Schildkrot; der Stock des<br />

Herzogs Karl August von<br />

Zweibrücken, der 1795<br />

starb, war ebenfalls aus<br />

Schildkrot mit einem goldemaillierten<br />

Kopf, aber<br />

das sind Ausnahmen von<br />

der Regel, wohl schon<br />

aus dem Grunde, weil man<br />

mit diesen gegossenen<br />

Stöcken sehr vorsichtig<br />

umgehen mußte, wenn<br />

sie nicht zerbrechen sollten.<br />

Man hätte niemals<br />

mit ihnen zuschlagen dürfen,<br />

was doch die hohen<br />

Herren dazumal sehr liebten.<br />

Friedrich Wilhelm I. von<br />

Preußen ist ein Beispiel<br />

für diesen Herrschertyp,<br />

er schonte, wenn er seine<br />

Zornanfälle hatte, nicht<br />

einmal seine eigene<br />

Familie und wählte sich<br />

Bürgerliche zu Ministern,<br />

weil sie sich Schläge gefallen ließen.<br />

War die Auswahl des Materials für den<br />

eigentlichen Stock ziemlich eng begrenzt, so gab es<br />

für den Griff hinsichtlich des Stoffes gar keine<br />

Schranken. Mehr dagegen für die Form. Man kannte<br />

im Grunde nur drei Arten von Griffen. Den runden<br />

Knopf, der auch vieleckig sein konnte, so wie er<br />

schon im 17. Jahrhundert im Gebrauch gewesen war,<br />

die Krücke, die man wirklich zum Stützen verwenden<br />

konnte und den leicht gekrümmten Griff, den die<br />

Franzosen à bec de corbin nennen. Diese hat man<br />

aus Edelsteinen, Halbedelsteinen, Gold, Silber,<br />

Bronze, Elfenbein, Perlmutter, Bernstein, Hirschhorn<br />

angefertigt, ja die Porzellanfabriken von Meißen,<br />

Wien, Berlin, Chantilly waren nicht sobald im Gange,<br />

als sie sich mit Eifer an die Herstellung von<br />

Stockgriffen machten und sie mit dem ganzen Reiz<br />

ausstatteten, der der Kleinkunst des Rokoko anhaftete.<br />

Die Porzellanfabrik König Karls III. in Neapel lieferte18<br />

verschiedene Modelle von Stockknöpfen von 1 bis<br />

zu 60 Dukaten das Stück.<br />

Man hat mit den Spazierstöcken einen<br />

ausschweifenden Luxus getrieben, in Frankreich<br />

standen die Bankiers und die Generalpächter an der<br />

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