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D E R S T O C K S A M M L E R - Injuka Kunst

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zu versetzen; da Karl V. aber sehr einfach angezogen<br />

war, so wurde er nicht erkannt und empfing von dem<br />

empörten Kerl empfindliche Hiebe mit der Peitsche.<br />

Zur Strafe schnitt man dem Kutscher die Nase ab,<br />

der sich noch manches Jahr rheinauf, rheinab damit<br />

berühmte, wie er die römische kaiserliche Majestät<br />

verhauen habe.<br />

Soweit derartige Kommandostäbe aus<br />

alter Zeit erhalten sind, reichen sie auch nicht weiter<br />

hinauf als in das 16. Jahrhundert. Im Schlosse<br />

Rosenborg in Kopenhagen bewahrt man den<br />

Marschallstab König Friedrichs II. von Dänemark. Er<br />

ist von Holz mit Metalleinlagen, die Schloß Kronborg<br />

und Jagdszenen darstellen. Unten des Königs<br />

Namenszug mit dem Datum 1587 und die Anfangsbuchstaben<br />

seines Wahlspruches MHZGA * TIW, die<br />

bedeuten: Meine Hoffnung zu Gott allein. Treue ist<br />

Wildbret. Im Nachlaß des Deutschmeisters<br />

Erzherzog Karl fand sich 1626 sein Marschallstab<br />

von Meerrohr, unten und oben mit Gold beschlagen<br />

und mit Türkisen und Rubinen besetzt. Er wurde auf<br />

18 Dukaten geschätzt. Das Historische Museum in<br />

Dresden besitzt die Regimentsstäbe von Tilly und<br />

Graf Pappenheim, der bei Lützen seine tödliche<br />

Wunde empfing. Das Exemplar, das Tilly gehört<br />

hatte, muß er in der für ihn so verhängnisvollen<br />

Schlacht bei Breitenfeld verloren haben, es ist auf<br />

dem Schlachtfeld gefunden worden. Der Stab ist<br />

schuppenartig mit Perlmutter belegt und mit massiv<br />

goldenem Beschläge versehen, das bunt emailliert<br />

ist. Auf einer der beiden Kappen sieht man das<br />

Wappen des böhmischen Kanzlers, Grafen Wilhelm<br />

Slawata, der ihn Tilly wahrscheinlich geschenkt hat.<br />

In der Kaiserlichen Schatzkammer in Wien war 1750<br />

der Kommandostab Kaiser Ferdinands III. Er war aus<br />

gewunden gedrehtem Elfenbein mit einem goldenen<br />

emaillierten Porträtmedaillon und besetzt mit 93<br />

Rubinen. Er diente dem Besitzer zugleich als<br />

Fernrohr. Kaiserin Marie Eleonore hatte ihn ihrem<br />

Gatten geschenkt. Bei dem Tode des Erzherzogs<br />

Leopold Wilhelm im Jahre 1660 fanden sich 6 Generalsstäbe<br />

von Schildpatt und indianischem Rohr, teils mit<br />

Gold, teils mit Silber beschlagen, einer von Elfenbein<br />

mit Goldfassung, besetzt mit Diamanten. Der<br />

Kommandostab des Belagerers von Wien, Kara<br />

Mustapha, war aus Achat und Chalzedon zusammengesetzt,<br />

die Goldfassung mit Türkisen besetzt.<br />

Der Kommandostab König Christians V. von Dänemark<br />

trug an seinen beiden Enden goldene Knöpfe mit<br />

Diamanten. Im Wiener Hofmuseum ist ein solcher<br />

Befehlshaberstab dieser Zeit von Holz, basset gedreht,<br />

an den Enden mit vergoldeten Beschlägen von<br />

Bronze, auf die Waffentrophäen graviert sind. Der<br />

Regimentsstab des Großen Kurfürsten, mit blauem<br />

Samt überzogen und mit Gold und Silber reich<br />

gestickt, diente am 12. September 1688 bei dem feierlichen<br />

Leichenbegängnis des Brandenburgers und<br />

ging dann in die preußischen Kroninsignien über.<br />

Die Sitte der Marschallstäbe ist im 19. Jahrhundert<br />

neu belebt worden, weniger zum Gebrauch<br />

im Felde gedacht, denn als Ehrung des damit<br />

Beschenkten. Kaiser Wilhelm II. erließ eine Verordnung<br />

darüber, bei welchen Gelegenheiten der Monarch<br />

mit dem Marschallstab zu erscheinen habe,<br />

Vorschriften, die ja nur für ihn selbst Geltung haben<br />

konnten. Einige Wochen nach Veröffentlichung dieser<br />

wichtigen Anordnung begab er sich zur Enthüllung<br />

des Bismarck-Denkmals in Berlin mit der Reitpeitsche<br />

in der Hand.<br />

Seit Aufkommen und Ausbildung der<br />

stehenden Heere führten Offiziere und Unteroffiziere<br />

neben ihrem Degen auch den Stock, den Sponton. Er<br />

saß ihnen locker in der Hand und wurde ohne<br />

Barmherzigkeit über den Unglücklichen geschwun-<br />

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