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Gesund<br />
alt werden<br />
inspiration aus der Sterne-Küche<br />
Die silbernen Löffel mit nach hinten geschwungenem<br />
Stiel würden bestens an eine feine Tafel passen – versehen<br />
mit einer kleinen nascherei zum Auftakt eines<br />
großartigen Menüs. Doch Burkhard Brandau, stellvertretender<br />
Heimkoch im Bochumer Seniorenzentrum<br />
„Haus an der grabelohstraße“, setzt sie lieber<br />
in seinen Bauchladen, eine Holzbox zum Umhängen.<br />
Schließlich kommen bei ihm die gäste nicht ins Restaurant,<br />
sondern er besucht sie auf ihrem zimmer.<br />
„Für unsere Bewohner gehört essen und Trinken zu<br />
den wichtigsten Punkten im Tagesablauf“, erzählt<br />
Brandau. „Für viele ist es genuss und Abwechslung<br />
zugleich.“ Umso heikler, dass es einem Teil der Bewohner<br />
schwer fällt, feste nahrung zu sich zu nehmen.<br />
Darauf haben die Köche einiger Senioreneinrichtungen<br />
nun reagiert, so auch Brandau und sein Team.<br />
Tief im Westen greift man in die Trickkiste und eifert<br />
hoch dekorierten Kollegen nach. Allerlei Hilfsmittel<br />
für Schäume und gels, sogar ein Werkzeug-Set „Textura<br />
Ferran Adria“ – inspiriert von dem spanischen<br />
Drei-Sterne-Koch – standen vor dem Start auf der<br />
einkaufsliste. ziel: Auch jenen älteren Menschen ein<br />
60 | Gesund in Bochum<br />
Anzeige<br />
Feiner Schaum statt Einheitsbrei: „Espuma“ nennen Kenner die luftig-crèmigen Kreationen, die seit<br />
einiger Zeit in der Spitzengastronomie für Furore sorgen. Manche Senioreneinrichtung hat diese edle<br />
Idee nun übernommen. Dank neuer Küchenkonzepte werden einige Bewohner, die sonst Brei oder<br />
künstliche Nahrung bekämen, mit „Molekularküche“ verwöhnt.<br />
sinnliches ess-erlebnis ermöglichen, die mit klassischer<br />
Kost nicht mehr zurechtkommen. „Bislang<br />
konnte unsere Küche diese Senioren kaum erreichen,<br />
viele von ihnen bekamen nahrung über eine Sonde“,<br />
weiß Burkhard Brandau. „Mit der zeit verkümmert<br />
ihr geschmackssinn. Dagegen wollten wir mit dieser<br />
neuen Form des essens angehen. Wir sprechen hier<br />
von ‚basaler Stimulation‘.“<br />
Hinter diesem Fachbegriff verbirgt sich konkret:<br />
Auch schwer pflegebedürftige Menschen profitieren<br />
von erlebnissen, die alle ihre Sinne stimulieren. Vor<br />
allem der leuchtend grüne „espuma“ kam bei den<br />
Bochumer Senioren, die an dem ersten Test teilnahmen,<br />
super an. „er schmeckt süß, nach Apfel“, verrät<br />
der stellvertretender Küchenchef. „Auch die anderen<br />
Fruchtschäume und -gels fand die Senioren lecker.“<br />
Und die nächste idee für die Senioreneinrichtungen<br />
der Republik liegt bereits auf dem Tisch: pürierte<br />
Kost, wieder in Form gebracht. Dabei wird eine Mahlzeit<br />
zwar zerkleinert, Kartoffeln oder Hähnchenschenkel<br />
erhalten per Förmchen oder Spritztülle jedoch<br />
ihre ursprüngliche, ansprechende Form zurück.