Orthopädie - kvwl-consult

welche Erkrankungen haben in den letzten
Jahren zugenommen?
André walkowiak: Die zahl der Adipösen, also der
krankhaft fettleibigen Menschen (BMi über 35),
nimmt zu. Das Problem fängt schon im Kindesalter
an und führt dann zwangsläufig zu verschiedenen
erkrankungen im erwachsenenalter.
Anette wiegand: Fettleibigkeit ist mittlerweile tatsächlich
ein weltweites Problem geworden. Als ich
1993 zum ersten Mal in China war, habe ich keinen
einzigen dicken beziehungsweise fettleibigen Menschen
gesehen. Heute sieht das ganz anders aus.
Die zunehmende westliche Lebensweise und die
ein-Kind-Politik führen dazu, dass in das eine Kind,
das Familien noch haben dürfen, im wahrsten Sinn
des Wortes alles hineingestopft wird.
Dr. Angela Moewes: Amerikanische Lebensverhältnisse,
also die Verfettung der einwohner, führt zu
allerlei zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck
und Diabetes Mellitus Typ ii. Daneben sehe ich aber
auch eine stetige zunahme unterschiedlicher erkrankungen
der Wirbelsäule, vor allem im Bereich
der Halswirbelsäule, speziell verursacht durch Bildschirm-
und Büroarbeitsplätze. Deutlich zugelegt
haben auch als Folge geänderter gesellschaftlicher
und arbeitsmarktpolitischer Rahmenstrukturen
psychische erkrankungen.
Vincent Bradley: ich glaube nicht, dass psychische
erkrankungen ein größeres Thema sind als vor zehn
oder 15 Jahren. Sie werden heutzutage nur leichter
diagnostiziert, und man spricht offener darüber.
Anette wiegand: ich denke schon, dass psychische
erkrankungen zunehmen, weil sich, wie Frau Moewes
bereits erwähnte, die gesellschaftlichen Strukturen
verändern. Das Arbeitsleben hat sich verändert. es
gibt weniger Kollegialität und Wertschätzung untereinander,
dafür mehr zeit- und Leistungsdruck. Hinzu
kommt die steigende zahl von Alleinerziehenden.
Viele von ihnen befinden sich in problematischen Lebenslagen
und sind dadurch belastet.
einBLiCK geSUnDe STADT
hat sich das Gesundheitsverhalten der Menschen
in den letzten Jahren verändert?
Katrin Krinke: Viele der 45- bis 65-Jährigen gehen
bewusster mit dem Thema gesundheit um als noch
vor ein paar Jahren. Sie wünschen entsprechende
Bewegungsprogramme unter qualifizierter Anleitung.
ihnen ist bewusst, dass sie länger im Beruf
tätig sein müssen. Sie möchten zwar nicht unbedingt
länger arbeiten, aber sie wollen ihren Arbeitsplatz
behalten und einigermaßen fit und gesund aus
dem erwerbsleben ausscheiden.
André walkowiak: Da gebe ich ihnen vollkommen
recht. Aber die meisten Menschen, die anfangen,
sich bewusster mit dem Thema gesundheit auseinandersetzen,
haben schon gesundheitliche Probleme
gehabt. Trotz eines vielfältigen Angebots
– auch an vorbeugenden Kursen – kommen sie erst
dann zu uns, wenn sie schon Rücken- oder gelenkschmerzen
haben.
Christoph Eising: Richtig, der Patient, der mit Rückenschmerzen
zu uns kommt, kommt, weil er
Schmerzen hat und nicht, weil er aus eigenem Antrieb
etwas verändern möchte. Die adipösen Menschen
sehen wir auch erst dann, wenn sie akute
Schmerzen haben und der Arzt ihnen ein Training
verordnet hat.
Diskussionsteilenehmer:
• Vincent Bradley, geschäftsführer Fitwell gmbH
• Christoph Eißing, Leitender Physiotherapeut Ruhr-
SportReha Bochum gmbH
• Katrin Krinke, geschäftsführerin Ortho-Mobile
• Anette Wiegand, Leitende Fachärztin für Orthopädie,
Ortho-Mobile
• Helge Lensing, geschäftsführer SMz
• Dr. Angela Moewes, Fachärztin für Orthopädie,
Orthopädie am Stadtpark
• André Walkowiak, geschäftsführer novotergum
Bochum
Gesund in Bochum | 95