10.02.2013 Aufrufe

kurzgeschichte - SpecFlash

kurzgeschichte - SpecFlash

kurzgeschichte - SpecFlash

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

24<br />

<strong>kurzgeschichte</strong><br />

»Steck mir was in den Schlitz für arme Berliner<br />

Kinder«, bitten sie. Oder für »Berliner<br />

Aidskranke« oder »mittellose Banker«.<br />

Egal.<br />

»Hab kein Kleingeld«, behaupte ich immer.<br />

»Kann ich dir bargeldlos was in den Schlitz<br />

schieben?«<br />

Die Cleveren fragen »Master oder Visa?«, die<br />

weniger Cleveren rufen »alte Sau« oder so<br />

etwas. Hübsch anzusehen sind die meisten.<br />

Große Stadt, dieses Berlin! Sagte ich schon, dass<br />

ich Weihnachten hasse?<br />

Am 23. Dezember frischte ich gerade einige<br />

Grundkenntnisse im „Handbuch der<br />

Nekrophilie“ auf, als ich bei einem beiläufigen<br />

Blick in meine Kristallkugel auf dem Schreibtisch<br />

jemand die Treppe zu meinem Büro<br />

heraufstampfen sah! Ich nahm<br />

höflichkeitshalber die Füße von der<br />

Schreibplatte und zerrte aus dem Papierkorb<br />

eine Morgenpost heraus, der man ihr Alter noch<br />

nicht allzu sehr ansah.<br />

Mit eingezogenen Schultern trat eine<br />

hünenhafte Gestalt mit Schlapphut,<br />

Sonnenbrille und Cape, alles in Schwarz, ein und<br />

richtete sich auf.<br />

»Bist du ¡Harlowe?«, raunzte eine tiefe Stimme,<br />

in der etwas irritierend Weibliches lag.<br />

»In persona non grata«, gab ich zurück. »Wer<br />

will’n das wissen?«<br />

Die Gestalt riss sich schwungvoll das Cape auf<br />

und warf den Schlapphut vor mich auf den<br />

Schreibtisch. Es war tatsächlich eine Frau,<br />

obwohl sie’s auf den ersten Blick ganz gut<br />

verbergen konnte. Sie hatte, von einem<br />

geflochtenen quietschgelben Zopf über dem<br />

rechten Ohr abgesehen, eine spiegelblanke<br />

Glatze. Unter dem Cape trug sie ohne was<br />

drunter eine ärmellose Weste ohne Knöpfe.<br />

Zugehalten wurde die in Nabelhöhe von einer<br />

<strong>SpecFlash</strong> - das Portal in eine parallele Realität<br />

riesigen silbernen Fledermausfigur. Gab einen<br />

tollen Ausblick auf eine bombenfeste, im<br />

Sonnenstudio ledrig vergrillte Silikonabteilung<br />

frei und auf Bizepse, dicker als mein<br />

Oberschenkel – ich habe nur noch einen, aber<br />

das ist eine andere Geschichte. Als sie die<br />

Sonnenbrille abnahm, erkannte ich Yellow<br />

Plischke. Ehemaliger Wrestling-Champion im<br />

Schwergewicht. Eine Anabolika-Bombe und die<br />

hässlichste Frau westlich des Ural.<br />

Hatte aber doch noch Arian Katschiragan<br />

geheiratet. Genau, den armenischen Paten.<br />

Obwohl er bei der Hochzeit mindestens<br />

fünfhundert Jahre alt war, brachte er gerade<br />

noch ein Kind mit ihr zuwege, erlebte die Geburt<br />

allerdings nicht mehr. Angeblich Herzinfarkt,<br />

aber wahrscheinlich hatte Plischke ihn beim Sex<br />

einfach versehentlich zerquetscht. Jetzt besaß<br />

die trauernde Witwe das L������, den<br />

teuersten<br />

Nachtclub-Puff Berlins. Im Grunewald, in einer<br />

hochedlen Gründerzeitvilla. Dort geht die Post<br />

ab, alles was Recht ist!<br />

Haben Sie schon mal das „Trio Trivaga“<br />

gesehen? Sollten Sie unbedingt tun! Altindische<br />

Sexualakrobatik mit zwei Männern und einer<br />

Frau. Ein irres Ding! Die kommen rein in<br />

orientalischer Kleidung, machen ein bisschen<br />

Bauchtanz zur Einleitung und so, und machen<br />

sich dabei ganz gemütlich nackig. Dann legt sich<br />

der eine Kerl bequem auf dem Rücken. Nachdem<br />

die Frau für Paarungsbereitschaft gesorgt hat,<br />

lässt sie sich auf ihm nieder und rastet fest ein.<br />

Der andere Kerl besteigt sie dann gut eingefettet<br />

durchs Hinterzimmer. Nun beginnt sich die Frau<br />

auf Finger- und Zehenspitzen rechtsherum um<br />

den Untermann herumzubewegen und der<br />

Obermann bewegt sich in genau der<br />

entgegengesetzten Richtung. Dabei werden die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!