kurzgeschichte - SpecFlash
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<strong>kurzgeschichte</strong><br />
»Steck mir was in den Schlitz für arme Berliner<br />
Kinder«, bitten sie. Oder für »Berliner<br />
Aidskranke« oder »mittellose Banker«.<br />
Egal.<br />
»Hab kein Kleingeld«, behaupte ich immer.<br />
»Kann ich dir bargeldlos was in den Schlitz<br />
schieben?«<br />
Die Cleveren fragen »Master oder Visa?«, die<br />
weniger Cleveren rufen »alte Sau« oder so<br />
etwas. Hübsch anzusehen sind die meisten.<br />
Große Stadt, dieses Berlin! Sagte ich schon, dass<br />
ich Weihnachten hasse?<br />
Am 23. Dezember frischte ich gerade einige<br />
Grundkenntnisse im „Handbuch der<br />
Nekrophilie“ auf, als ich bei einem beiläufigen<br />
Blick in meine Kristallkugel auf dem Schreibtisch<br />
jemand die Treppe zu meinem Büro<br />
heraufstampfen sah! Ich nahm<br />
höflichkeitshalber die Füße von der<br />
Schreibplatte und zerrte aus dem Papierkorb<br />
eine Morgenpost heraus, der man ihr Alter noch<br />
nicht allzu sehr ansah.<br />
Mit eingezogenen Schultern trat eine<br />
hünenhafte Gestalt mit Schlapphut,<br />
Sonnenbrille und Cape, alles in Schwarz, ein und<br />
richtete sich auf.<br />
»Bist du ¡Harlowe?«, raunzte eine tiefe Stimme,<br />
in der etwas irritierend Weibliches lag.<br />
»In persona non grata«, gab ich zurück. »Wer<br />
will’n das wissen?«<br />
Die Gestalt riss sich schwungvoll das Cape auf<br />
und warf den Schlapphut vor mich auf den<br />
Schreibtisch. Es war tatsächlich eine Frau,<br />
obwohl sie’s auf den ersten Blick ganz gut<br />
verbergen konnte. Sie hatte, von einem<br />
geflochtenen quietschgelben Zopf über dem<br />
rechten Ohr abgesehen, eine spiegelblanke<br />
Glatze. Unter dem Cape trug sie ohne was<br />
drunter eine ärmellose Weste ohne Knöpfe.<br />
Zugehalten wurde die in Nabelhöhe von einer<br />
<strong>SpecFlash</strong> - das Portal in eine parallele Realität<br />
riesigen silbernen Fledermausfigur. Gab einen<br />
tollen Ausblick auf eine bombenfeste, im<br />
Sonnenstudio ledrig vergrillte Silikonabteilung<br />
frei und auf Bizepse, dicker als mein<br />
Oberschenkel – ich habe nur noch einen, aber<br />
das ist eine andere Geschichte. Als sie die<br />
Sonnenbrille abnahm, erkannte ich Yellow<br />
Plischke. Ehemaliger Wrestling-Champion im<br />
Schwergewicht. Eine Anabolika-Bombe und die<br />
hässlichste Frau westlich des Ural.<br />
Hatte aber doch noch Arian Katschiragan<br />
geheiratet. Genau, den armenischen Paten.<br />
Obwohl er bei der Hochzeit mindestens<br />
fünfhundert Jahre alt war, brachte er gerade<br />
noch ein Kind mit ihr zuwege, erlebte die Geburt<br />
allerdings nicht mehr. Angeblich Herzinfarkt,<br />
aber wahrscheinlich hatte Plischke ihn beim Sex<br />
einfach versehentlich zerquetscht. Jetzt besaß<br />
die trauernde Witwe das L������, den<br />
teuersten<br />
Nachtclub-Puff Berlins. Im Grunewald, in einer<br />
hochedlen Gründerzeitvilla. Dort geht die Post<br />
ab, alles was Recht ist!<br />
Haben Sie schon mal das „Trio Trivaga“<br />
gesehen? Sollten Sie unbedingt tun! Altindische<br />
Sexualakrobatik mit zwei Männern und einer<br />
Frau. Ein irres Ding! Die kommen rein in<br />
orientalischer Kleidung, machen ein bisschen<br />
Bauchtanz zur Einleitung und so, und machen<br />
sich dabei ganz gemütlich nackig. Dann legt sich<br />
der eine Kerl bequem auf dem Rücken. Nachdem<br />
die Frau für Paarungsbereitschaft gesorgt hat,<br />
lässt sie sich auf ihm nieder und rastet fest ein.<br />
Der andere Kerl besteigt sie dann gut eingefettet<br />
durchs Hinterzimmer. Nun beginnt sich die Frau<br />
auf Finger- und Zehenspitzen rechtsherum um<br />
den Untermann herumzubewegen und der<br />
Obermann bewegt sich in genau der<br />
entgegengesetzten Richtung. Dabei werden die