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kurzgeschichte - SpecFlash

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<strong>kurzgeschichte</strong><br />

gelehnt. Als ich sie berührte, fiel sie um.<br />

Selbstmord war das jedenfalls keiner.<br />

Anderenfalls würde ich ihren Besen fressen.<br />

Ohne Salz und Senf.<br />

Ich wandte mich ab und rief meinen Freund<br />

Major i.P.D. McCauly DeWitt vom Staatsschutz.<br />

I.P.D. heißt im Polizeidienst, denn der Major<br />

arbeitet seit seinem Abschied aus der Armee bei<br />

der Kripo, hat aber seinen Militärrang behalten.<br />

Er freute sich unbändig, schon so früh am Abend<br />

einen Mord an der Backe zu haben.<br />

»Du rührst dich nicht von der Stelle, Kumpel«,<br />

knurrte er.<br />

»Nimm gefälligst die Füße vom Tisch, wenn du<br />

mit mir redest. Kumpel!«, antwortete ich.<br />

»Und viel Glück beim Mörderfangen! Muss noch<br />

in die Metaphysik.«<br />

Bevor er noch mehr sagen konnte, hatte ich das<br />

Gespräch unterbrochen. Ich musste ihn gleich<br />

wieder anrufen, weil ich auch Lusitania gepfählt<br />

in ihrer Bude vorfand. Der kleine Junkie war<br />

derweil seiner akuten Anämie erlegen. Wieder<br />

griff ich zum Telefon.<br />

»Du bist verhaftet«, bellte der Major. »Komm<br />

sofort ins Präsidium.«<br />

»Du mich auch, Kumpel!«<br />

*<br />

Ich fuhr erst mal mit der Linie 1 zu Dr. Wassum,<br />

meinem richtigen Kumpel. Er verabscheut<br />

Telefone, Computer und all den modernen<br />

Kram. Einen Briefkasten hat er auch nicht.<br />

Er saß in seinem großen Lehnstuhl vor dem<br />

flackernden Kamin, ein Buch auf den Knien.<br />

Wahrscheinlich wie immer Conan Doyle.<br />

Natürlich! Bei meinem Eintreten legte er den<br />

Sherlock-Holmes-Omnibus weg.<br />

<strong>SpecFlash</strong> - das Portal in eine parallele Realität<br />

Ich trank ein Glas von Kants kategorischem<br />

Aperitif mit ihm, dann durfte ich endlich<br />

besprechen, was ich vorhatte. Irgendjemand<br />

musste ja wissen, wo ich abgeblieben war, wenn<br />

mir etwas zustieß.<br />

Wassum nickte, als ich alles hergebetet hatte.<br />

»Hast du den Spiegel dabei?«, fragte er.<br />

»Ist aber der von voriger Woche!«<br />

»Ha, ha. Sehr witzig! Nimm das mit!«<br />

»Mann! Bo, ey!«<br />

Er reichte mir ein altes Gurkenglas. Mit einem<br />

echten Marakir darin. Wo hatte er denn den her?<br />

»Es war eine … Okkasion. Ich geb ihn dir, obwohl<br />

ich ihn nicht zurückbekommen werde.«<br />

»Ich hab dir noch immer …«, protestierte ich.<br />

»Er stirbt nach der Nahrungsaufnahme.«<br />

»Ach so. Starker Abgang.«<br />

Ich bedankte mich und machte ebenfalls einen<br />

Abgang.<br />

Berlin ist 'ne große Stadt. Sagte ich schon, oder?<br />

Wenn man in die Metaphysik will, ist das kein<br />

Problem. Es gibt da eine bestimmte U-Bahn, die<br />

um Mitternacht vom Alex nach Osten fährt.<br />

Normalerweise fährt man bis zur Endstation,<br />

dann ist Sense. Eingeweihte freilich steigen nicht<br />

aus, sondern wählen eine bestimmte<br />

Handynummer und der Zug fährt weiter. Nur ein<br />

paar Minuten, und er hält hinter den Dingen.<br />

Drüben. Der Nachteil: Er nimmt einen nicht<br />

wieder mit zurück. Dort gibt es keine<br />

Netzdeckung.<br />

Kurz nach Mitternacht stieg ich aus der U-Bahn.<br />

Auf allen vieren hockte er unter der Treppe nach<br />

oben. Es war wirklich der größte Ghoul, den ich<br />

je gesehen hatte. Sein Kahlkopf erinnerte mich<br />

irgendwie an Plischke. Er glaubte, ich könne ihn<br />

nicht sehen, aber ich brauchte nur über das

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