kurzgeschichte - SpecFlash
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Kopfbewegung mitzukommen. Ich schnappte<br />
mir schnell ein paar Utensilien und ging mit.<br />
Draußen parkte ein schwarzer gepanzerter Audi<br />
A 12 ITG High Command. Ein Chauffeur in<br />
Wagenfarbe lehnte auch dran. Als er uns sah,<br />
nahm er die Mütze ab und riss Plischke artig den<br />
Schlag auf. Bis er zu mir herübergeastet kam,<br />
war ich schon selber eingestiegen. Ohne Mütze<br />
sah er aus wie Bruce Darnell. Bestimmt war das<br />
der Pflichtlook im L������. Ob Priss auch so ein<br />
kleiner Kugelblitz war?<br />
*<br />
Das L������ war eine Wucht. In der Halle hing<br />
ein mindestens zwei Meter fünfzig hoher<br />
Rückenakt von Plischke. Im wahrsten Wortsinne<br />
ein Ölschinken. Sie zeigte dem Betrachter ihre<br />
Kehrseite und ließ die eingeölten Muskeln<br />
spielen. Netten Arsch hatte sie.<br />
»Willste hier anwachsen, ¡Harlowe?«, blaffte<br />
sie, weil ich staunend stehen geblieben war.<br />
Höflichkeitshalber sah ich mir alles mal an, aber<br />
die Fratzen machten gerade Mittagspause.<br />
Niemand online aus dem Jenseits. Sonst war<br />
alles okay. Überall standen Bilder von Priss<br />
herum. Keine Glatze. Blonde Locken.<br />
Ich hängte den einen Teil meines Spiegels ganz<br />
unten an den Weihnachtsbaum. »Hängen<br />
lassen, Lady, verstanden? Unbedingt hier<br />
hängen lassen. Sonst klappt’s nicht mit der<br />
Zustellung deines kleinen Rauschgoldengels.«<br />
Sie nickte, und ich machte mich auf den Weg.<br />
Vorweihnachtlicher Fallout fieselte leicht<br />
fluoreszierend herab. Sah irgendwie verzaubert<br />
aus. War auch kaum ungesund.<br />
Zu allererst klapperte ich mal die üblichen<br />
Verdächtigen ab, wie die dumme Loreley. Die<br />
Hexe, die sich blöderweise selbst verhext hatte.<br />
<strong>kurzgeschichte</strong> 27<br />
Klaus-Peter Walter - ¡HARLOWE<br />
Musste jeden Tag dasselbe erleben. Wusste<br />
angeblich von nichts. Ich ließ es mal so stehen.<br />
Dann ging ich zu Lusitania. Das war ein Vampir-<br />
Junkie vom Prenzlauer Berg. Ich wuchtete ohne<br />
Mühe mit der Schulter die Tür zu ihrer stinkigen<br />
Bude auf. Lusitania ritt auf einem kleinen<br />
blutarmen Junkie und versuchte verzweifelt,<br />
zum höchsten Glück zu galoppieren. Ihr Hengst<br />
war allerdings schon ziemlich fußlahm. Trabte<br />
wie Flasche wenn leer. Kein Wunder, war auch<br />
fast schon leer. War mir egal. Nicht mein Ding.<br />
Jedenfalls nicht heute. Ich machte Licht, packte<br />
sie am Hals und sagte freundlich:<br />
»Gunnaaabend!«<br />
Sie bekam kaum die Augen auf. Ihre bleiche,<br />
picklige Nacktheit machte ihr nichts aus. Blut lief<br />
aus ihrem Mund. Ich klopfte freundlich ihre<br />
Backen ab, das weckt die Lebensgeister.<br />
»¡Harlowe?«<br />
»Life und in Farbe!«<br />
»Was willst`n?«<br />
Ich erklärte es ihr.<br />
»Frag Loreley. Die kennt sich in solchen Sachen<br />
aus. Ich will immer nur das eine.« Sie lachte<br />
bellend.<br />
»Lüg mich nicht an!“, drohte ich.<br />
»Ehrlich, Mann! Und jetzt hau ab! Wir wollten<br />
gerade kommen.«<br />
»Dann geh ich mal besser. Aber ich komme<br />
wieder. Kommt ihr mit?«<br />
»Arsch!«<br />
Als ich wieder bei Loreley ankam, stimmte etwas<br />
nicht. Die Tür zu ihrem Hexenhaus war nur<br />
angelehnt. Ich zog ein Paar Handschuhe an und<br />
die 975er aus dem Holster. Ich mach's kurz:<br />
Loreley stand mitten im Raum an den Labortisch<br />
gelehnt, den Kopf merkwürdig zurückgeworfen.<br />
Jemand hatte ihr den Stiel ihres Besens zwischen<br />
den Beinen hindurch bis zum Hals durch den<br />
Körper hindurch getrieben und sie an den Tisch