11.02.2013 Aufrufe

Jeremias Gotthelf Spinne - GIGERs.COM

Jeremias Gotthelf Spinne - GIGERs.COM

Jeremias Gotthelf Spinne - GIGERs.COM

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die schwarze <strong>Spinne</strong><br />

Schlangenaugen funkelten sie seine Augen an, und ein greulich La-<br />

chen stand in beiden Mundwinkeln, als er ihn voneinander tat und<br />

sagte: „Wie ich gesagt, ich begehre nicht viel, nicht mehr als ein<br />

ungetauftes Kind.“<br />

Das Wort zuckte durch die Männer wie ein Blitz, wie eine Decke fiel<br />

es von ihren Augen, und wie Spreu im Wirbelwinde stoben sie aus-<br />

einander.<br />

Da lachte hellauf der Grüne, dass die Fische im Bache sich bargen,<br />

die Vögel das Dickicht suchten, und grausig schwankte die Feder am<br />

Hute, und auf und nieder ging das Bärtchen. „Besinnet euch oder<br />

suchet bei euren Weibern Rat, in der dritten Nacht findet ihr hier<br />

mich wieder!“ so rief er den Fliehenden mit scharf tönender Stimme<br />

nach, dass die Worte in ihren Ohren hängen blieben, wie Pfeile mit<br />

Widerhaken hängen bleiben im Fleische.<br />

Blass und zitternd an der Seele und an allen Gliedern stäubten die<br />

Männer nach Hause; keiner sah nach dem andern sich um, keiner<br />

hätte den Hals gedreht, nicht um alle Güter der Welt. Als so verstört<br />

die Männer dahergestoben kamen wie Tauben, vom Vogel gejagt,<br />

zum Taubenschlag, da drang mit ihnen der Schrecken in alle Häu-<br />

ser, und alle bebten vor der Kunde, welche den Männern die Glieder<br />

also durcheinanderwarf.<br />

In zitternder Neugierde schlichen die Weiber den Männern nach, bis<br />

sie dieselben an den Orten hatten, wo man im stillen ein vertraut<br />

Wort reden konnte. Da musste jeder Mann seinem Weibe erzählen,<br />

was sie im Schloss vernommen, das hörten sie mit Wut und Fluch;<br />

sie mussten erzählen, wer ihnen begegnet, was er ihnen angetra-<br />

gen. Da ergriff namenlose Angst die Weiber, ein Wehgeschrei ertön-<br />

te über Berg und Tal, einer jeden ward, als hätte ihr eigen Kind der<br />

Ruchlose begehrt. Ein einziges Weib schrie nicht den andern gleich.<br />

Das war ein grausam handlich Weib, eine Lindauerin soll es gewesen<br />

sein, und hier auf dem Hofe hat es gewohnt. Es hatte wilde, schwar-<br />

27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!