Jeremias Gotthelf Spinne - GIGERs.COM
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Die schwarze <strong>Spinne</strong><br />
So erzählte Christine, und die Herzen der Männer bebten, und lange<br />
wollte keiner reden. Nach und nach kamen aus den angstgepressten<br />
Kehlen abgebrochene Laute hervor, und wenn man sie zusammen-<br />
setzte, so meinten sie gerade, was Christine meinte, aber kein ein-<br />
zelner hatte seine Einwilligung gegeben in ihren Rat. Nur einer stund<br />
auf und redete kurz und deutlich: das beste schiene ihm, Christine<br />
totzuschlagen; sei einmal die tot, so könnte der Grüne an der Toten<br />
sich halten, hätte keine Handhabe mehr an den Lebendigen. Da<br />
lachte Christine wild auf, trat ihm unter das Gesicht und sagte: er<br />
solle zuschlagen, ihr sei es recht, aber der Grüne wolle nicht sie,<br />
sondern ein ungetauft Kind, und wie er sie gezeichnet, ebensogut<br />
könne er die Hand zeichnen, die an ihr sich vergreife. Da zuckte es<br />
in des Mannes Hand, der allein geredet, er setzte sich und hörte<br />
schweigend dem Rate der andern. Und abgebrochen, wo keiner alles<br />
sagte, sondern jeder nur etwas, das wenig bedeuten sollte, kam<br />
man überein, das nächste Kind zu opfern, aber keiner wollte seine<br />
Hand bieten dazu, niemand das Kind an den Kilchstalden tragen, wo<br />
man die Buchen hingelegt hatte. Zum allgemeinen Besten, wie sie<br />
meinten, den Teufel zu brauchen, hatte keiner sich gescheut, aber<br />
persönliche Bekanntschaft mit ihm zu machen, begehrte keiner. Da<br />
erbot sich Christine willig dazu, denn hat man einmal mit dem Teufel<br />
zu tun gehabt, so konnte es das zweite Mal wenig mehr schaden.<br />
Man wusste wohl, wer das nächste Kind gebären sollte, aber man<br />
redete nichts davon, und der Vater desselben war nicht zugegen.<br />
Verständigt mit und ohne Worte, ging man auseinander.<br />
Das junge Weib, welches in jener grauenvollen Nacht, wo Christine<br />
Bericht vom Grünen brachte, gezaget und geweinet hatte, es wusste<br />
damals nicht, warum, erwartete nun das nächste Kind. Die frühern<br />
Vorgänge machten es nicht getrost und zuversichtlich, eine unnenn-<br />
bare Angst lag auf seinem Herzen, es konnte sie weder mit Beten<br />
noch Beichten wegbringen. Ein verdächtiges Schweigen schien es zu<br />
umringen, niemand sprach von der <strong>Spinne</strong> mehr, verdächtig schie-<br />
nen ihm alle Augen, die auf ihm ruhten, schienen ihm zu berechnen<br />
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