Jeremias Gotthelf Spinne - GIGERs.COM
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Die schwarze <strong>Spinne</strong><br />
die Stunde, in welcher sie seines Kindes habhaft werden, den Teufel<br />
versöhnen könnten.<br />
So einsam und verlassen fühlte es sich gegen die unheimliche Macht<br />
um sich; keinen Beistand hatte es als seine Schwiegermutter, eine<br />
fromme Frau, die zu ihm stund, aber was vermag eine alte Frau ge-<br />
gen eine wilde Menge? Es hatte seinen Mann, der hatte alles Gute<br />
wohl versprochen; aber wie jammerte der um sein Vieh und gedach-<br />
te so wenig des armen Weibes Angst! Es hatte der Priester verheis-<br />
sen, zu kommen, so schnell und so früh zu kommen, als man ihn<br />
verlange, aber was konnte begegnen vom Augenblicke an, da man<br />
gesandt, bis dass er kam; und das arme Weib hatte keinen zuver-<br />
lässigen Boten als den eigenen Mann, der ihm Schutz und Wache<br />
sein sollte; und das arme Weibchen wohnte dazu noch mit Christine<br />
in einem Hause, und ihre Männer waren Brüder, und keine eigenen<br />
Verwandte hatte es, als Waise war es ins Haus gekommen! Man<br />
kann sich des armen Weibes Herzensangst denken, nur im Beten<br />
mit der frommen Mutter fand es einiges Vertrauen, das alsobald<br />
wieder schwand, sobald es in die bösen Augen sah.<br />
Unterdessen war die Krankheit noch immer da, sie unterhielt den<br />
Schrecken. Freilich, nur hie und da fiel ein Stück, zeigten die Spin-<br />
nen sich. Aber sobald bei jemand der Schreck nachliess, sobald ir-<br />
gendeiner dachte oder sagte: das Übel lasse von selbsten nach, und<br />
man sollte sich wohl bedenken, ehe man an einem Kinde sich ver-<br />
sündige, so flammte auf Christines Höllenpein, die <strong>Spinne</strong> blähte<br />
sich hochauf, und dem, der so gedacht oder geredet, kehrte mit<br />
neuer Wut der Tod in seine Herde ein. Ja, je näher die erwartete<br />
Stunde kam, um so mehr schien die Not wieder zuzunehmen, und<br />
sie erkannten, dass sie bestimmte Abrede treffen müssten, wie sie<br />
des Kindes sicher und sonder Fehl sich bemächtigen könnten. Den<br />
Mann fürchteten sie am meisten, und Gewalt gegen ihn zu brau-<br />
chen, war ihnen zuwider. Da übernahm Christine, ihn zu gewinnen,<br />
und sie gewann ihn. Er wolle um die Sache nicht wissen, wollte sei-<br />
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