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Jeremias Gotthelf Spinne - GIGERs.COM

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Die schwarze <strong>Spinne</strong><br />

ne. Da fuhren Feuerströme von derselben aus, der treuen Mutter<br />

durch Hand und Arm bis ins Herz hinein, aber Muttertreue und Mut-<br />

terliebe drückten die Hand ihr zu, und zum Aushalten gab Gott die<br />

Kraft. Unter tausendfachen Todesschmerzen drückte sie mit der ei-<br />

nen Hand die <strong>Spinne</strong> ins bereitete Loch, mit der andern den Zapfen<br />

davor und schlug mit dem Hammer ihn fest.<br />

Drinnen sauste und brauste es, wie wenn mit dem Meere die Wir-<br />

belwinde streiten, das Haus wankte in seinen Grundfesten, aber fest<br />

sass der Zapfen, gefangen blieb die <strong>Spinne</strong>.<br />

Die treue Mutter aber freute sich noch, dass sie ihre Kindlein geret-<br />

tet, dankte Gott für seine Gnade, dann starb sie auch den gleichen<br />

Tod wie alle, aber ihre Muttertreue löschte die Schmerzen aus, und<br />

die Engel geleiteten ihre Seele zu Gottes Thron, wo alle Helden sind,<br />

die ihr Leben eingesetzt für andere, die für Gott und die Ihren alles<br />

gewagt.<br />

Nun war der schwarze Tod zu Ende. Ruhe und Leben kehrte ins Tal<br />

zurück. Die schwarze <strong>Spinne</strong> ward nicht mehr gesehen zur selben<br />

Zeit, denn sie sass in jenem Loche gefangen, wo sie jetzt noch sitzt.<br />

„Was, dort im schwarzen Holz?“ schrie die Gotte und fuhr eines Sat-<br />

zes vom Boden auf, als ob sie in einem Ameisenhaufen gesessen<br />

wäre. An jenem Holze war sie gesessen in der Stube. Und jetzt<br />

brannte sie ihr Rücken, sie drehte sich, sie schaute hinter sich, fuhr<br />

mit der Hand auf und ab und kam nicht aus der Angst, die schwarze<br />

<strong>Spinne</strong> sitze ihr im Nacken.<br />

Auch den andern waren die Herzen zugeklemmt, als der Grossvater<br />

schwieg. Es war ein grosses Schweigen über sie gekommen. Spott<br />

machte niemand wagen, der Sache beistimmen auch nicht gerne; es<br />

hörte jeder lieber auf das erste Wort des andern, um darnach die ei-<br />

gene Rede richten zu können, so verfehlt man sich am wenigsten.<br />

Da kam die Hebamme, die schon mehrere Male gerufen hatte, ohne<br />

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