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Jeremias Gotthelf Spinne - GIGERs.COM

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Die schwarze <strong>Spinne</strong><br />

Ritter wegen, es sollte nicht heissen, er fürchte sich; aber er wusste<br />

nicht um der Bauren Pacht, und wer sich in den Handel mischen<br />

könnte.<br />

Als der Kühersbub den Bescheid brachte, da schwollen die Herzen<br />

noch trotziger auf; die wilde Jugend tanzte im Schattengange, wil-<br />

des Jodeln hallte von Kluft zu Kluft, von Berg zu Berg, hallte an den<br />

Mauren des Schlosses Sumiswald wider. Bedächtige Alte warnten<br />

und baten, aber trotzige Herzen achten bedächtiger Alten Warnung<br />

nicht; wenn dann das Unglück da ist, so sollen es die Alten mit ih-<br />

rem Zagen und Warnen herbeigezogen haben. Die Zeit ist noch<br />

nicht da, wo man es erkennt, dass der Trotz das Unglück aus dem<br />

Boden stampft. Der Jubel zog sich über Berg und Tal in alle Häuser,<br />

und, wo noch eines Fingers lang Fleisch im Rauche hing, da ward es<br />

gekocht, und, wo noch eine Handgross Butter im Hafen war, da<br />

wurde geküchelt.<br />

Das Fleisch ward gegessen, die Küchli schwanden, der Tag war ver-<br />

ronnen, und ein anderer Tag stieg am Himmel auf. Immer näher<br />

kam der Tag, an welchem ein Weib ein Kind gebären sollte; und je<br />

näher der Tag kam, um so dringlicher kam die Angst wieder: der<br />

Grüne werde sich wieder künden, fordern, was ihm gehöre, oder ih-<br />

nen eine Beize legen.<br />

Den Jammer jenes jungen Weibes, welches das Kind gebären sollte,<br />

wer will ihn ermessen? Im ganzen Hause tönte er wider, ergriff nach<br />

und nach alle Glieder des Hauses, und Rat wusste niemand, wohl<br />

aber, dass dem, mit dem man sich eingelassen, nicht zu trauen sei.<br />

Je näher die verhängnisvolle Stunde kam, um so näher drängte das<br />

arme Weibchen sich zu Gott, umklammerte nicht mit den Armen al-<br />

lein, sondern mit dem Leibe und der Seele und aus ganzem Gemüte<br />

die Heilige Mutter, bittend um Schutz um ihres gebenedeiten Sohnes<br />

willen. Und ihr ward immer klarer, dass im Leben und Sterben in je-<br />

der Not der grösste Trost bei Gott sei, denn, wo der sei, da dürfe<br />

der Böse nicht sein und hätte keine Macht.<br />

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