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Jeremias Gotthelf Spinne - GIGERs.COM

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Die schwarze <strong>Spinne</strong><br />

säumen, sondern kommen, droben werde wohl noch etwas sein für<br />

den, der den Durst hier unten nicht gelöscht. Da sprach Hans, des<br />

harrenden Weibes Mann, es eile nicht so sehr, bei seinem Weibe ge-<br />

he jede Sache schwer. Und alsobald flammte ein Blitz in die Stube,<br />

dass alle geblendet waren, und ein Donner brach los überm Hause,<br />

dass jeder Pfosten am Haus, jedes Glied im Hause bebte. Da sprach<br />

der Sigrist, als er seinen Segenspruch vollendet: „Hört, wie es<br />

macht draussen, und der Himmel hat selbst bestätigt, was Hans ge-<br />

sagt, dass wir warten sollen, und was nützte es, wenn wir gingen,<br />

lebendig kämen wir doch nimmer hinauf, und er selbst hat ja ge-<br />

sagt, dass es bei seinem Weibe nicht solche Eile habe.“<br />

Und allerdings stürmte ein Gewitter daher, wie man in Menschenge-<br />

denken nicht oft erlebt. Aus allen Schlünden und Gründen stürmte<br />

es heran, stürmte von allen Seiten, von allen Winden getrieben über<br />

Sumiswald zusammen, und jede Wolke ward zum Kriegesheer, und<br />

eine Wolke stürmte an die andere, eine Wolke wollte der andern Le-<br />

ben, und eine Wolkenschlacht begann, und das Gewitter stund, und<br />

Blitz auf Blitz ward entbunden, und Blitz auf Blitz schlug zur Erde<br />

nieder, als ob sie sich einen Durchgang bahnen wollten durch der<br />

Erde Mitte auf der Erde andere Seite. Ohne Unterlass brüllte der<br />

Donner, zornesvoll heulte der Sturm, geborsten war der Wolken<br />

Schoss, Fluten stürzten nieder. Als so plötzlich und gewaltig die<br />

Wolkenschlacht losbrach, da hatte der Priester dem Sigristen nicht<br />

geantwortet, aber sich nicht niedergesetzt, und ein immer steigen-<br />

des Bangen ergriff ihn, ein Drang kam ihn an, sich hinauszustürzen<br />

in der Elemente Toben, aber seiner Gefährten wegen zauderte er.<br />

Da ward ihm, als höre er durch des Donners schreckliche Stimme<br />

eines Weibes markdurchschneidenden Weheruf. Da ward ihm plötz-<br />

lich der Donner zu Gottes schrecklichem Scheltwort seiner Säumnis,<br />

er machte sich auf, was auch die beiden andern sagen mochten. Er<br />

schritt, gefasst auf alles, hinaus in die feurigen Wetter, in des Stur-<br />

mes Wut, der Wolken Fluten; langsam, unwillig kamen die beiden<br />

ihm nach.<br />

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