Jeremias Gotthelf Spinne - GIGERs.COM
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Die schwarze <strong>Spinne</strong><br />
selben in den frömmsten Häusern; an ihrem Gute vergriff sich keine<br />
Hand, obgleich keine Rechnung zu sehen war. Es wurde gemehret<br />
und wohl besorgt, und als die Kinder auferwachsen waren, so waren<br />
sie nicht nur nicht um ihr Gut betrogen, sondern noch viel weniger<br />
um ihre Seelen. Es wurden rechtschaffene, gottesfürchtige Men-<br />
schen, die Gnade bei Gott hatten und Wohlgefallen bei den Men-<br />
schen, die Segen im Leben fanden und im Himmel noch mehr. Und<br />
so blieb es in der Familie, und man fürchtete die <strong>Spinne</strong> nicht, denn<br />
man fürchtete Gott, und, wie es gewesen war, so soll es, so Gott<br />
will, auch bleiben, solange hier ein Haus steht, solange Kinder den<br />
Eltern folgen in Wegen und Gedanken.“<br />
Hier schwieg der Grossvater, und lange schwiegen alle, und die ei-<br />
nen sannen dem Gehörten nach, und die andern meinten, er schöp-<br />
fe Atem und fahre dann weiters fort.<br />
Endlich sagte der ältere Götti: „An dem Scheibentisch bin ich<br />
manchmal gesessen und habe von dem Sterbet gehört, und dass<br />
nach demselben sämtliche Mannschaft in der Gemeinde daran Platz<br />
gehabt. Aber wie punktum alles zugegangen, das konnte mir nie-<br />
mand sagen. Die einen stürmten dies und andere anders. Aber sage<br />
mir, wo hast du denn alles das vernommen?“<br />
„He,“ sagte der Grossvater, „das erbte sich bei uns vom Vater auf<br />
den Sohn, und als das Andenken davon bei den andern Leuten im<br />
Tale sich verlor, hielt man es in der Familie sehr heimlich und<br />
scheuete sich, etwas davon unter die Menschen zu lassen. Nur in<br />
der Familie redete man davon, damit kein Glied derselben vergesse,<br />
was ein Haus bauet und ein Haus zerstört, was Segen bringt und<br />
Segen vertreibt. Du hörst es meiner Alten wohl noch an, wie ungern<br />
sie es hat, wenn man so öffentlich davon redet. Aber mich dünkt, es<br />
täte je länger je nöter, davon zu reden, wie weit man es mit Hoch-<br />
mut und Hoffart bringen kann. Darum tue ich auch nicht mehr so<br />
geheim mit der Sache, und es ist nicht das erste Mal, dass ich unter<br />
guten Freunden sie erzählet. Ich denke immer, was unsere Familie<br />
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