Jeremias Gotthelf Spinne - GIGERs.COM
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Die schwarze <strong>Spinne</strong><br />
Sie hörten, wie Christine nicht von der Türe wich; es fühlte das ar-<br />
me Weib seiner wilden Schwägerin feurige Augen durch die Türe<br />
hindurch, und sie brannten es durch Leib und Seele. Da wimmerte<br />
das erste Lebenszeichen eines Kindes durch die Türe, unterdrückt so<br />
schnell als möglich, aber zu spät. Die Türe flog auf von wütendem,<br />
vorbereitetem Stosse, und wie auf seinen Raub der Tiger stürzt,<br />
stürzt Christine auf die arme Wöchnerin. Die alte Frau, die dem<br />
Sturm sich entgegenwirft, fällt nieder, in heiliger Mutterangst rafft<br />
die Wöchnerin sich auf, aber der schwache Leib bricht zusammen, in<br />
Christines Händen ist das Kind; ein grässlicher Schrei bricht aus<br />
dem Herzen der Mutter, dann hüllt sie in schwarzen Schatten die<br />
Ohnmacht.<br />
Zagen und Grauen ergriff die Männer, als Christine mit dem geraub-<br />
ten Kinde herauskam. Das Ahnen einer grausen Zukunft ging ihnen<br />
auf, aber keiner hatte Mut, die Tat zu hemmen, und die Furcht vor<br />
des Teufels Plagen war stärker als die Furcht vor Gott. Nur Christine<br />
zagte nicht, glühend leuchtete ihr Gesicht, wie es dem Sieger leuch-<br />
tet nach überstandenem Kampfe, es war ihr, als ob die <strong>Spinne</strong> in<br />
sanftem Jucken ihr liebkose; die Blitze, die auf ihrem Wege zum<br />
Kilchstalden sie umzüngelten, schienen ihr fröhliche Lichter, der<br />
Donner ein zärtlich Grollen, ein lieblich Säuseln der racheschnau-<br />
bende Sturm.<br />
Hans, des armen Weibes Mann, hatte sein Versprechen nur zu gut<br />
gehalten. Langsam war er seines Weges gegangen, hatte bedächtig<br />
jeden Acker beschauet, jedem Vogel nachgesehen, den Fischen im<br />
Bache abgewartet, wie sie sprangen und Mücken fingen vor dem<br />
einbrechenden Gewitter. Dann juckte er vorwärts, rasche Schritte<br />
tat er, einen Ansatz zum Springen nahm er; es war etwas in ihm,<br />
das ihn trieb, das ihm die Haare auf dem Kopfe emportrieb: es war<br />
das Gewissen, das ihm sagte, was ein Vater verdiene, der Weib und<br />
Kind verrate, es war die Liebe, die er doch noch hatte zu seinem<br />
Weibe und seiner Leibesfrucht. Aber dann hielt ihn wieder ein ande-<br />
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