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Jeremias Gotthelf Spinne - GIGERs.COM

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Die schwarze <strong>Spinne</strong><br />

auf, fuhr mit der Hand nach dem Kopfe, aber die <strong>Spinne</strong> war nicht<br />

mehr dort, war in ihrer schrecklichen Schnelle den Rittern allen über<br />

ihre Gesichter gelaufen, keiner konnte es wehren; einer nach dem<br />

andern schrie auf, von Glut verzehrt, und von des Pfaffen Glatze<br />

nieder glotzte sie in den Greuel hinein, und mit dem Becher, der<br />

nicht aus seiner Hand wollte, wollte der Pfaffe den Brand löschen,<br />

der loderte vom Kopfe herab durch Mark und Bein. Aber der Waffe<br />

trotzte die <strong>Spinne</strong> und glotzte von ihrem Throne herab in den Greu-<br />

el, bis der letzte Ritter den letzten Schrei ausgestossen, am letzten<br />

Atemzuge geendet.<br />

Im Schlosse blieben nur wenige Diener verschont, die nie Hohn mit<br />

den Bauren getrieben; sie erzählten, wie schrecklich es gegangen.<br />

Das Gefühl, dass den Rittern ihr Recht geschehen, tröstete aber die<br />

Bauern nicht, der Schreck ward immer grösser, grässlicher. Mancher<br />

suchte zu fliehen. Die einen wollten das Tal verlassen, aber gerade<br />

die fielen der <strong>Spinne</strong> zu. Auf dem Wege fand man ihre Leichname.<br />

Andere flohen auf die hohen Berge, aber droben vor ihnen war die<br />

<strong>Spinne</strong>, und wenn sie sich gerettet glaubten, so sass ihnen die Spin-<br />

ne im Nacken oder im Gesicht. Das Untier ward immer boshafter,<br />

immer teuflischer. Es überraschte nicht mehr unerwartet, brannte<br />

nicht mehr unversehens den Tod ein, es sass vor dem Menschen im<br />

Grase, hing über ihm am Baume, glotzte giftig ihn an. Dann floh der<br />

Mensch, so weit seine Füsse ihn trugen, und stund er atemlos stille,<br />

so sass die <strong>Spinne</strong> vor ihm und glotzte giftig ihn an. Floh er aber-<br />

mal, und musste er abermals die Schritte hemmen, so sass sie wie-<br />

der vor ihm, und konnte er nicht mehr fliehen, dann erst kroch sie<br />

langsam an ihn heran und gab ihm den Tod.<br />

Da versuchte wohl mancher in der Verzweiflung Widerstand, und ob<br />

die <strong>Spinne</strong> nicht zu töten sei, warf zentnerige Steine auf sie, wenn<br />

sie vor ihnen im Grase sass, schlug mit Keulen, mit Beilen nach ihr,<br />

aber alles umsonst, der schwerste Stein erdrückte sie nicht, das<br />

schärfste Beil verletzte sie nicht, unversehens sass sie dem Men-<br />

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