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Protestforschung am Limit

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Im Vergleich zu anderen von unserer Gruppe durchgeführten Befragungen ist auffällig, dass dieRücklaufquote besonders gering ist (Tabelle 1). Online-Befragungen haben zwar generell eineniedrigere Rücklaufquote als Fragebögen auf Papier; dennoch war die Quote auch im Vergleichzu der anderen von uns online durchgeführten Befragung („Montagsmahnwache für denFrieden“) sehr gering. Der zugrunde liegende Selektionsprozess wird in Abbildung 1 grafischverdeutlicht.Demonstrierende: 17.000(25.000)Angesprochene: 1.800 /10.6%Annahme derHandzettel: 670 /3.9%Teilnahme an derOnline-Umfrage: 123 /0.7%Abbildung 1: Der Selektionsprozess für die Teilnahme an der Online-UmfrageFür diese starke Selektion gibt es mehrere Gründe: Im Gegensatz zu anderen Befragungenwurde die Annahme der Handzettel häufig verweigert. Um die Gründe dafür zu erfahren, habenunsere HelferInnen direkt im Anschluss an die Verteilungsaktion die Reaktionen derDemonstrierenden notiert. Folgendes ist ihnen aufgefallen: Alle 14 Te<strong>am</strong>s berichteteneinvernehmlich, dass die Mehrheit des Publikums die Handzettel und Gespräche verweigerte.Nach den Schätzungen der Te<strong>am</strong>s wurde in etwa zwei Drittel der Anfragen die Annahmeverweigert (d.h., von ca. 1.800 Angesprochenen haben nur 670 den Handzettel angenommen).Es war eine deutlich ablehnende, teils aggressive Ablehnung bei einem großen Teil derTeilnehmerInnen erkennbar. Die „AblehnerInnen“ setzten außerdem häufig Wissenschaft undUniversitäten mit der „Lügenpresse“ gleich („Ihr werdet doch bezahlt!“, “Ihr seid doch alle vonder Presse!“). Nach der Wahrnehmung der VerteilerInnen haben oft „besonders aggressivAussehende“ die Annahme der Handzettel verweigert. Das lässt vermuten, dass insbesonderedie radikaleren Demonstrierenden (Rechtsextreme, Hooligans) sich nicht an der Befragungbeteiligt haben.Die Hälfte der Te<strong>am</strong>s beobachtete, dass Männer ab Mitte 40 eher aufgeschlossen und interessiertgewesen sind. Zum Teil gab es bei diesen Personen einen offensichtlichen Redebedarf; unsereTe<strong>am</strong>s wurden nach ihrer Meinung und politischen Positionierung zu Pegida gefragt („Und wasdenkt ihr? Sind wir hier alle rassistisch?“).Bezüglich der Reaktionen jüngerer Demonstrierender haben wir eine <strong>am</strong>bivalente Rückmeldungvon den Te<strong>am</strong>s erhalten. Manche haben die junge Generation als verschlossen und aggressiv9

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