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Protestforschung am Limit

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gesprochen wird. Auch wenn die technische Ausrüstung für die Demonstration augenscheinlichnicht von professionellen Firmen organisiert wird, wirkt der Ablauf diszipliniert undstrukturiert. Hierbei spielen das augenfällig große Engagement seitens der Pegida-AnhängerInnen und die flexiblen Strukturen (wie etwa die spontane Bereitschaft, OrdnerIn zuwerden) eine wesentliche Rolle.BühneBei der Bühne handelt es sich um einen etwa 6x2 Meter großen, begehbaren Autoanhänger mitaufklappbaren Seiten. Auffällig ist, dass jegliche Plakate oder Banner fehlen. Die weiße Bühne,die durch die Beleuchtung in der Dunkelheit zu strahlen scheint, wirkt deshalb besondersschlicht. Die Bühnentechnik ist nicht aufwendig – ein Ordner erklärt, es handle sich einfach „nurum Mikro, Lesel<strong>am</strong>pe und Mischpult“. Auf dem Dach der Bühne sowie rechts und links davonstehen große Lautsprecher. Der Strom wird über einen Generator gewonnen. Die Beleuchtungstellt die Polizei.Der Bühnenablauf orientiert sich nach Aussage der OrdnerInnen nicht an einem festen Plan –das „Mikro wird einfach weitergereicht“. Hinter der Bühne gibt es eine Absperrung von ca. 5x10Metern (verwendet wird ein Band mit der Aufschrift „Volkswagen“, was die Demonstrierendenhumorvoll und wohlwollend kommentieren). In diesem Bereich befindet sich eine ArtVers<strong>am</strong>mlungsort für die OrganisatorInnen. Ein bis zwei Männer mit Warnwesten stehenabwechselnd auf dem Dach der Anhängerbühne und animieren teilweise das Publikum zumKlatschen. Manche OrdnerInnen klettern hinauf, um die Menge zu fotografieren.OrdnerInnenDie OrdnerInnen organisieren sich spontan <strong>am</strong> Abend der Demo. OrdnerIn werde man durchdas Eintragen in eine Liste und durch die Teilnahme an einer kurzen Einweisung 30 Minuten vorder Demonstration. Nach eigener Aussage kennen sich die OrdnerInnen untereinander – vieleübernehmen die Aufgabe kontinuierlich. Einer der angesprochenen Ordner betonte, dass es aberauch viele gäbe, die Angst vor dieser Aufgabe hätten. Als OrdnerIn gibt man sich durch dasTragen einer weißen Armbinde mit der Aufschrift „Ordner“ oder (viel seltener) einerorangefarbigen Weste zu erkennen.Unter den OrdnerInnen gibt es augenscheinlich (und nach Aussage derselben, jedoch ohneDetails zu erläutern) eine Hierarchie. Darauf deutet auch der Umstand hin, dass mancheOrdnerInnen Jacken mit der Aufschrift „Security“ tragen und hier wiederum manche überOhrstecker im Funkkontakt stehen (ob es sich um eine bezahlte Dienstleistung oder umunentgeltliche Hilfe professioneller Wachleute handelt, konnte nicht herausgefunden werden).Die OrdnerInnen bestehen v.a. aus Männern. Frauen finden sich kaum in dieser Gruppe(insges<strong>am</strong>t wurden drei weibliche Ordnerinnen gesichtet). Ein Teil der OrdnerInnen, v.a. derjunge und sportliche, scheint gute Kontakte zu Gruppen junger Männer unter denDemonstrierenden zu haben, die der Hooliganszene zugeordnet werden können. Es wurdebeobachtet, dass sich diese mit den OrdnerInnen teilweise absprechen und während derKundgebungen, insbesondere um die Bühne und an der Spitze des Demonstrationszuges, eineArt zusätzliche Patrouille bilden.38

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