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Protestforschung am Limit

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Die Ausländerfeindlichen (N=54, 69%) lehnen eine multikulturelle Gesellschaft ab und wendensich entsprechend gegen die verschiedenen Aspekte von Multikulturalität. Sie sehen zu höherenAnteilen die deutsche Kultur durch AusländerInnen bedroht; sie machen sich Sorgen um zugeringen Einfluss Deutschlands in der Welt und fordern ein energisches Durchsetzen deutscherInteressen; sie lehnen auch zu höheren Anteilen die Frauenquote ab und finden homosexuelleMänner abstoßend. Eine Minderheit innerhalb dieser Gruppe neigt zu rechtsradikalenEinstellungen mit einer Zustimmung zu der Aussage, dass die Verbrechen desNationalsozialismus übertrieben dargestellt würden, die Juden zu viel Einfluss hätten und derNationalsozialismus seine guten Seiten habe. Dies sind keine dominanten Einschätzungeninnerhalb dieser Gruppe, doch eine Minderheit denkt in dieser Weise.Entsprechend findet sich in dieser Gruppe eine kleine Fraktion von NPD-Wählern. Insges<strong>am</strong>tdominieren allerdings in beiden Gruppen die Wähler der AfD, insbesondere was die zukünftigeWahlabsicht angeht. In dieser Gruppe sind auch die Zugereisten zu finden. 21Die Enttäuschten (N=24, 31%) haben weniger Sorgen vor einem Niedergang der deutschenKultur und sie fühlen sich auch weniger durch AusländerInnen bedroht, wenngleich auch unterihnen Ausländer und der Isl<strong>am</strong> in vielfältiger Weise abgelehnt werden. Deutlicher ausgeprägt istin dieser Gruppe das Misstrauen, insbesondere gegenüber politischen Institutionen undPolitikern. Hinzu kommen etwas stärkere Sorgen bezüglich eines individuellen Abstiegs undeiner Verschärfung sozialer Probleme in Deutschland. Die Quotenregelung für Frauen findetdagegen Zustimmung bei einer deutlichen Mehrheit in dieser Gruppe und Homosexualität ist fürdiese Menschen eine Normalität.Die Enttäuschten haben bei der vergangenen Bundestagswahl und der letzten Landtagswahl zudeutlich höheren Anteilen CDU/CSU, SPD oder FDP gewählt, auch die Linkspartei hat unter denEnttäuschten einen höheren Anteil bei den letzten Wahlen gehabt. Der Frauenanteil ist etwashöher und die Bildung in dieser Gruppe etwas niedriger.Bei den skizzierten Unterschieden gilt allerdings weiter, dass in beiden Gruppen eine Abneigunggegen AusländerInnen, insbesondere Muslime, dominiert, das Vertrauen in politischeInstitutionen und Akteure sowie die Medien ausgesprochen gering ist und Sorgen um eineVerschlechterung der Lage in Deutschland weit verbreitet sind.10 Vergleich von drei Befragungen von Pegida-AnhängerInnenKurz vor bzw. fast zeitgleich zu unserer Befragung mit einer Beteiligung von lediglich 123Personen wurden zwei weitere Befragungen unternommen: zum einen eine Untersuchung derTechnischen Universität Dresden unter Leitung des Spezialisten für politische Theorie HansVorländer (440 Befragte); zum anderen eine Befragung des Göttinger Instituts fürDemokratieforschung unter Leitung des auf Parteienforschung und Demokratiefragenspezialisierten Franz Walter („rund 500“ Befragte). Es liegt nahe, die Ergebnisse aller dreiStudien zu vergleichen, wobei Vorbehalte geltend zu machen sind, die sich aufgrund21 Die Zugereisten sind allerdings nicht dominant die NPD-WählerInnen. Diese finden sich auch unter den Menschenaus Dresden und Umgebung.33

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