Die Angst vor dem Fremden kommt auch in den Reaktionen auf vorformulierte Aussagen zumAusdruck. Der Aussage „Ich fürchte mich sehr vor dem Verlust nationaler Identität und Kultur“stimmen über 80% der Befragten zu, dicht gefolgt von der (häufig d<strong>am</strong>it verbundenen) Angst,dass es den kommenden Generationen in Deutschland schlechter gehen wird. Vor allem dieAngst vor nationalem Identitäts- und Kulturverlust ist erstaunlich, zieht man den geringen Anteilvon AusländerInnen in Dresden und Sachsen in Betracht.Wir haben die Befragten schätzen lassen, wie hoch der prozentuale Anteil der Muslime an dersächsischen Bevölkerung ist. Es wurden Zahlen von 0% (dreimal genannt) bis 40% (einmalgenannt) angegeben. Am häufigsten wurde jedoch 1% (29), 2% (19) und 5% (12) geschätzt. Dasbedeutet, dass auch in der subjektiven Wahrnehmung der Anteil von Muslime nicht sehr hocheingestuft wird. Laut Auskunft der sächsischen Landesregierung lag der Anteil der Muslime inSachen im Jahr 2010 bei weniger als 0,1%; der AusländerInnenanteil insges<strong>am</strong>t betrug zwischen2 und 3%. Seit 2007 ziehen mehr AusländerInnen fort als nach Sachsen kommmen. 15Die Angst um die eigene Person, z.B. Angst davor, Opfer eines Terroranschlages zu werden, oderdie Angst vor eigenem sozialem Abstieg sind hingegen weniger verbreitet als die oben genanntediffuse Angst vor dem Verlust nationaler Identität und Kultur. Zumindest für die Gruppe derBefragten wird somit nicht die in der öffentlichen Debatte vertretende Meinung gestützt, dieAnhänger von Pegida würden überwiegend durch Abstiegsängste angetrieben.Einstellungen zu Demokratie, Institutionen und politischer PraxisEin zentraler Ausgangspunkt für politische Einschätzungen und Bewertungen ist dieWertschätzung von Demokratie als der normativen Grundlage, auf der konkrete politischeInstitutionen, Akteure und Prozesse beurteilt werden. Die Befragten sollten auf einersechsstufigen Skala angeben, was sie „im Vergleich zu anderen Staatsideen, zur Idee derDemokratie sagen“, wobei ausdrücklich betont wurde, dass es nicht um die Beurteilung dertatsächlich bestehenden Demokratien gehe (Tabelle 7).Tabelle 7: Aussagen zur Idee der Demokratie (Angaben in Prozent)Was würden sie, imVergleich zu anderenStaatsideen, zur Ideeder Demokratiesagen?SehrdafürZiemlichdafürEtwasdafürEtwasdagegenZiemlichdagegenSehrdagegenWeißnicht56,5 29,6 4,3 2,6 1,7 0 5,2Die Idee der Demokratie genießt bei den Befragten eine hohe Wertschätzung (90,4% sind sehroder ziemlich dafür), die nur leicht unter der Zustimmung der Ges<strong>am</strong>tbevölkerung liegt (nachder Leipziger Mitte-Studie 2014: 91,3%). Es ist bemerkenswert, dass keine/r der Befragten dieIdee der Demokratie kategorisch ablehnt. Eine andere Sache ist die Beurteilung der politischenRealität.15 http://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/15837225
Vertrauen in InstitutionenDas Vertrauen in gesellschaftliche und politische Institutionen bzw. Gruppen haben wir miteiner ganzen Reihe von Fragen ermittelt. Zum ersten ging es um das Vertrauen ingesellschaftlich relevante Akteure und Institutionen. Die Befragten sollten auf einer vierstufigenSkala den jeweiligen Grad ihres Vertrauens angeben. Neben den Positionen „sehr viel“, „ziemlichviel“, „wenig“ und „überhaupt kein Vertrauen“ bestand noch die Antwortmöglichkeit „weißnicht“.Auffällig ist, dass allen abgefragten Institutionen bzw. Akteuren sehr wenig Vertrauenentgegengebracht wird. Abbildung 15 weist vor diesem Hintergrund nur die Anteile für „wenig“oder „überhaupt kein Vertrauen“ aus. Im Ges<strong>am</strong>tbild zeigt sich ein enorm hohes Maß anMisstrauen. Die Summe der beiden Kategorien „wenig Vertrauen“ und „überhaupt keinVertrauen“ liegt mit wenigen Ausnahmen nahe bei 100%. Das bedeutet im Umkehrschluss, dassnur wenige der Befragten diesen Akteuren „ziemlich viel“ oder gar „sehr viel“ Vertrauenschenken. Die Bundesregierung, Bundestag und Banken weisen besonders hohe Anteile für„überhaupt kein Vertrauen“ auf (89% bzw. 64%). Bemerkenswert ist auch das hohe Misstrauengegenüber den Medien (Fernsehen und Zeitungen), wie es auch bei der häufig skandiertenParole „Lügenpresse“ zum Ausdruck kommt. Aber auch Kirchen, Banken und Großkonzerneschneiden schlecht ab, während Gerichten, Bürgerinitiativen und vor allem der Polizei wenigermisstraut wird.1009080706050403020100Wenig VertrauenÜberhaupt keinVertrauenAbbildung 15: Vertrauen in Institutionen (Angaben in Prozent)26