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Protestforschung am Limit

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Die OrdnerInnen sind ein wesentlicher Grund für den disziplinierten Ablauf der ges<strong>am</strong>tenVeranstaltung. So kontrollieren sie während der Kundgebung, ob die DemonstrierendenGlasflaschen, Alkohol oder Hunde mitführen – eine Missachtung dieser Verbote wurde nur inden seltensten Fällen beobachtet. Auch während des „Spaziergangs“ sorgen die OrdnerInnenbeispielsweise dafür, dass die Demonstrierenden nur auf der Straße gehen oder keine lautenSprechchöre anstimmen. Die etwa alle 30 bis 50 Meter aufgestellten OrdnerInnen gebenAnweisungen, beispielsweise zum Tempo; jedoch ist auch hier vereinzelt zu beobachten, dassnicht als OrdnerInnen gekennzeichnete Personen Anweisungen an die Demonstrierenden geben.Diese Personen wirken offensichtlich mit den OrdnerInnen zus<strong>am</strong>men und scheinen die Abläufezu kennen. Der Kontakt zwischen den Demonstrierenden und OrdnerInnen ist freundlich undvertraut; auch darin kommt das Gemeinschaftsgefühl unter den Pegida-AnhängerInnen zumAusdruck.Der überwiegende Teil der BeobachterInnen unterstrich den freundlichen Kontakt mit denOrdnerInnen, von denen ca. acht bis zehn hinter der Bühne vers<strong>am</strong>melt waren. Das Vertrauenmusste allerdings erst durch den Verweis auf die eigene Neutralität gesichert werden; so war esausschlaggebend, zu betonen, kein/e VertreterIn der Presse zu sein. Nach Aussage derOrdnerInnen besteht die Angst, man könnte mit den so gewonnenen Informationen gegen diePegida „hetzen“. Als Begründung verwiesen die OrdnerInnen häufig darauf, dass es wichtig seiherauszustellen, dass nicht die Pegida, sondern die Gegendemonstration aggressiv sei.DemographieSowohl die Gruppe, die mit der Aufgabe betraut war, Eindrücke über die demographischeZus<strong>am</strong>mensetzung der Pegida-Demonstration zu s<strong>am</strong>meln, als auch die überwiegende Mehrheitder Beobachtungsprotokolle stimmen darin überein, dass in allen Altersgruppen der Anteil vonMännern dominiert. Dabei wurden folgende weitere Tendenzen ausgemacht:Je jünger die Demonstrierenden waren, desto auffälliger erscheint die Männerdominanz.In der Altersgruppe bis Ende 30 können bis zu 80 Prozent Männer beobachtet werden.Mit zunehmendem Alter nimmt dieses Missverhältnis etwas ab. Ab einem Alter von etwa50 Jahren beträgt der Frauenanteil ca. ein Drittel.Generell gilt, dass geschlechterhomogene Gruppen sich ausschließlich aus Männernzus<strong>am</strong>mensetzen. Es wurde nur eine Gruppe aus Frauen gesichtet.Die Gruppen sind zudem tendenziell nach dem Alter sortiert – eine Ausnahme bilden diewenigen F<strong>am</strong>ilien.Paare verschiedener Altersgruppen nehmen an der Demonstration entweder einzelnoder in losen Gruppen teil. Je älter die Paare, desto kleiner werden diese Gruppen. Paareab einem Alter von über 50 Jahren kommen tendenziell alleine zur Demonstration. Paaremachen insges<strong>am</strong>t etwa 20-25 Prozent der Teilnehmer aus.Je größer eine Gruppe, desto stärker von Männern dominiert und desto jünger ist diese.So sind Gruppen von über acht Personen fast immer ausschließlich männlich und jüngerals 40 Jahre. Solche Gruppen fallen durch einen ähnlichen Kleidungsstil auf(Bomberjacke, schwarze Mützen/ Kapuzen, dunkle Hosen). Eindeutige Szenesymbole(Thor Steinar, Bulldogge, etc.) sind aber auch hier selten. Meist kann aufgrund desVerhaltens (Rufe wie „Lauter, wir hören nichts“ etc.) oder von Fanartikeln (Dyn<strong>am</strong>o-Schals etc.) auf die Fußballszene rückgeschlossen werden. Diese Gruppen reagieren <strong>am</strong>stärksten auf die Gegendemonstrierenden. Sie sind es auch, die von denOrganisatorInnen zurückgehalten werden müssen, als es den Versuch einer Blockade39

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