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Protestforschung am Limit

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an der „political correctness“ diagnostiziert, d.h., kritische Äußerungen zur Immigrationspolitikoder zu isl<strong>am</strong>ischen Einflüssen würden entweder in den falschen Kontext gerückt („PegidaDemonstrant als Nazi, Dummschwätzer“) oder aber verschwiegen („zensiert“). Insges<strong>am</strong>therrscht unter den befragten Pegida-Demonstrierenden großes Misstrauen gegenüber medialerBerichterstattung, da diese nur „festgelegte Meinungen“ präsentierten anstatt ihrerObjektivitätspflicht als vierter Gewalt nachzukommen. Diese Problemdeutung zeigt sich deutlichstärker in Bezug auf die persönlichen Anliegen der befragten Pegida-DemonstrantInnen. DerBewegung an sich wird Medienkritik weit seltener zugeschrieben. Das könnte auf eine starkausgeprägte emotionale Betroffenheit der Befragten hindeuten, da es Hinweise darauf gibt, dasssie sich persönlich durch die Berichterstattung angegriffen fühlen.Zus<strong>am</strong>menfassend lässt sich sagen, dass das Fr<strong>am</strong>ing von Pegida auf einer Trennung zwischenden Gruppen der Täter, Opfer und Helden beruht, ohne dass dabei immer explizit eindeutigenationalistische oder rassistische Stereotype propagiert werden. Durch die spezifischeAnordnung und Verknüpfung der Fr<strong>am</strong>es wird Unschärfe erzeugt. Als Täter werden vor allemdie PolitikerInnen und die Medien identifiziert, die die „wahren“ Probleme wie Überfremdungund Gefahren durch den Extremismus unter den Tisch kehren würde und so der drittenTätergruppe, den Isl<strong>am</strong>isten und kriminellen Wirtschaftsflüchtlingen, in die Hände spielten. Dasgehe vor allem zu Lasten der Alten, Kinder und Frauen, die auf besonderen Schutz und staatlicheHilfe (Altersarmut, westliche Werte, Bildung, Durchsetzung der Frauenrechte) angewiesen sind.Aber auch rechtschaffene und hilfsbedürftige Kriegsflüchtlinge zählen zu den Opfern, da auch sieauf staatliche Mittel und Schutz angewiesen sind. Die Befragten fühlen sich vomSendungsbewusstsein erfüllt, die empfundenen Missstände trotz der gemeins<strong>am</strong>enVerschleierungsbemühungen von PolitikerInnen und Medien erkannt zu haben bzw. den „Mut“zu haben, die eigentlichen Probleme beim N<strong>am</strong>en zu nennen. Das bestärkt die Befragten inihrem Gefühl, als einzige in der Lage zu sein, die Öffentlichkeit aufzurütteln und dieempfundenen Missstände zu beseitigen.Das stärkste Gewicht bei der Frage zu den Anliegen von Pegida (Tabelle 15) erhalten dieKategorien „Kontrolle Immigration“ (60) und „Politikversagen“ (49). Bei den persönlichenAnliegen (Tabelle 16) spielt zusätzlich die Kategorie „Medienversagen“ (31) eine wichtige Rolle.Zudem wird „Politikversagen“ (48) bei den persönlichen Anliegen häufiger thematisiert als„Kontrolle Immigration“ (38).51

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