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Protestforschung am Limit

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während dem 44,5% eher widersprachen. Diese Ergebnisse, so betonen wir erneut, sind nichtauf die Ges<strong>am</strong>tmenge der Demonstrierenden übertragbar.Neben der beachtlichen Anzahl von Fragen mit vorgegebenen („geschlossenen“)Antwortkategorien haben wir auch zwei offene Frage gestellt, bei der die Antwortenden ihreeigenen Formulierungen eintragen konnten. Der weitaus größte Teil der Befragten hat vondieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Der Wortlaut der ersten Frage lautet: „Für welcheAnliegen stehen Ihrer Meinung nach die Pegida-Demonstrationen?“ Die zweite Frage zielte aufdie persönliche Motivation für das Engagement: „Welches Anliegen wollen Sie persönlich durchIhre Teilnahme an den Pegida-Demonstrationen zum Ausdruck bringen?“Die detaillierte Auswertung der dieser beiden Fragen ist im Abschnitt 12 zu finden. Insges<strong>am</strong>tergab sich ein starkes Gewicht von Antworten, die sich als eine Kritik an etablierter Politik, alseine umfassende Systemkritik und als Forderungen nach einer Reform der Demokratieverstehen lassen. Wenig überraschend spielt auch der Themenkomplex Einwanderungs-, AsylundIntegrationspolitik eine wichtige Rolle, während die ansonsten so präsente Medienkritiknur gelegentlich zum Ausdruck gebracht wird.7 Positionen zum RechtsextremismusDa Pegida öffentlich vorgehalten wurde, die Proteste seien zur extremen Rechten hin offen,enthielt der Fragebogen zusätzlich zur Selbsteinordnung auf der Links-Rechtsskala und zurFrage nach der letzten Wahlentscheidung Elemente des „Fragebogens zur rechtsextremenEinstellung – Leipziger Form (FR-LF)“, auf dem die Studien zum „Rechtsextremismus der Mitte“aufbauen. Aus diesem Instrument wurden fünf von sechs zentralen Dimensionen rechtsextremerWeltbilder ausgewählt 17 (Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur, Chauvinismus[=übersteigerter Nationalismus], Antisemitismus, Verharmlosung des Nationalsozialismus,Ausländerfeindlichkeit) und anhand der Zustimmung zu jeweils zwei Aussagen (eine zumAntisemitismus) gemessen (Tabelle 11).Die Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen liegt im Großen und Ganzen über der in derGes<strong>am</strong>tbevölkerung. Nur bezüglich zweier Aussagen („Wir sollten einen Führer haben, derDeutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert“, „Der Nationalsozialismus hatte auchseine guten Seiten“) liegt die Zustimmung der Online-Befragten leicht unter demBevölkerungsdurchschnitt. Besonders hoch ist die Zustimmung der Online-Befragten zu derAussage „Wir sollten endlich wieder Mut zu einem starken Nationalgefühl haben“ – diese ist mit81% mehr als doppelt so hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt. Auch die Zustimmung zu denausländerfeindlichen Aussagen liegt deutlich über dem der Ges<strong>am</strong>tbevölkerung. Die Anzahlderjenigen, die auf die ausländerfeindlichen Aussagen ausweichend mit „ich stimme teilszu/teils nicht zu“ antworten, ist sehr hoch (53,8% und 37,1%). Dies lässt vermuten, dass die17 Weggelassen wurde die Dimension Sozialdarwinismus. Aus den ursprünglich drei Aussagen pro Dimension wurdenjeweils die beiden ausgewählt, die die Dimension nach einer Faktorenanalyse <strong>am</strong> besten repräsentieren. OliverDecker, Andreas Hinz, Norman Geißler und Elmar Brähler (2013): Fragebogen zur rechtsextremen Einstellung -Leipziger Form (FR-LF). In: Decker, Kiess und Brähler, Rechtsextremismus der Mitte. (FN 29), S. 208.29

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