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Biber Newcomer Dezember 2019

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„Kartoffelsalat verstehe ich nicht!“

ANTM-Gewinnerin Taibeh Ahmadi im Interview

Von Ivana Cucujkic-Panić, Foto: Soza Jan

LEHRERINNEN

Ehrlich, anständig, von reinlichem Charakter

– das bedeutet ,Taibeh‘ auf Arabisch.

Einen treffenderen Namen hätten

die Eltern der Gewinnerin von Austria’s

Next Topmodel 2019 nicht geben können.

Das biber trifft beim Foto-Shooting

auf eine schüchterne, sehr zurückhaltende

23-Jährige, die ihre Worte aufrichtig

wählt und nur zögerlich ausspricht.

Dabei wollen wir nur ein Interview mit

dem Model-Shootingstar Österreichs

führen. Mehr über sie erfahren. Ihre

Hobbies, Persönliches. Was Journalisten

eben so fragen.

Doch genau darauf hat Taibeh

Ahmadi nur wenig Lust. Zu viele Informationen

gäbe es schon über sie und ihr

Leben. Die mehrwöchigen Dreharbeiten

zur Puls4-Show ‚Austrias Next Topmodel‘,

die im November über Österreichs

Bildschirme lief, waren sehr lehrreich,

aber auch anstrengend und teilweise

belastend. Das ganze Land wisse nun,

dass sie vor vier Jahren von Afghanistan

nach Österreich geflohen ist, ihre Familie

in der Heimat zurücklassen musste.

Das im Iran geborene Model möchte

ihre Vergangenheit hinter sich lassen

und nach vorne sehen. In ihre Zukunft

als Model. Natürlich juckt es uns in den

Fingern, nachzubohren. Biber respektiert

den Wunsch natürlich und wird die

quotensteigernde Flüchtlingsstory nicht

weiter penetrieren. Dazu spuckt Google

eh genug aus. Apropos Ausspucken:

Das würde Taibeh mit Kartoffelsalat,

einer kulinarische Unart, mit der sich die

Neo-Wienerin so gar nicht anfreunden

kann….

BIBER: Taibeh, was ist denn so schlimm

an Kartoffelsalat?

TAIBEH: Das ist doch kein Salat. Da ist ja

kein Gemüse drin. Es sind Kartoffeln. Das

verstehe ich einfach nicht. Leberkäse

und Wurst mag ich auch nicht.

Was fehlt dir an der österreichischen

Küche?

Mir fehlt die Vielfalt an Lebensmitteln

aus meiner Heimat, die Süßigkeiten. Am

meisten vermisse ich die frischgepressten

Säfte wie Mangosaft oder Wassermelonensaft.

Als du nach Wien gekommen bist, gab

es etwas, das dich an der Stadt überrascht

hat?

Die Stadt Wien kümmert sich um Arme

und Obdachlose. Das ist in meiner Heimat

nicht so. In Österreich gibt es keine

Kinder, die auf der Straße leben müssen.

Das hat mich überrascht.

Was ist für dich typisch Wien?

Auf jeden Fall die Laune der Wiener, die

sich mit dem Wetter ändert. Wenn die

Sonne scheint, sind alle happy. Wenn es

regnet oder schneit, sind die Leute sehr

grantig und gar nicht gut gelaunt. Das

hat leider abgefärbt. Da bin ich auch eine

typische Wienerin.

Ist Wien deine neue Heimat?

Ich würde schon sagen, dass Wien mittlerweile

mein Zuhause ist.

Was macht es zu deinem Zuhause?

Das Heimweh. Nach den Dreharbeiten in

Monaco konnte ich es kaum erwarten, in

Wien zu landen und durch die Stadt zu

spazieren. Zum Donaukanal zu gehen,

wo die jungen Leute sitzen, trinken, sich

unterhalten. Es erinnert mich sehr an

meine alte Heimat.

Erinnert dich Wien an deine alte Heimat?

Ja, sehr. Ich treffe oft auf dieselbe Kultur

und Mentalität. Dadurch fühle ich mich

frei hier.

Auch nach deinem Sieg bei Austrias Next

Topmodel und der Öffentlichkeit, in der

du nun stehen wirst?

Ich werde total oft auf der Straße

erkannt, die Leute wollen Fotos mit mir

machen. Ich bekomme viele Komplimente.

Das freut mich sehr. Aber die

Menschen wollen auch viel von mir

erfahren. Das ist mir dann zu viel.

Was wollen die Leute wissen?

Viele fragen mich, welche Religion ich

habe, wo ich wohne, was ich arbeite.

Woher mein Freund kommt, oder was

er arbeitet, werde ich auch gefragt. Das

belastet mich. Ich bekomme da viele

Nachrichten dazu auf Social Media.

Wie geht es dir damit?

Taibeh: Ich finde das sehr komisch und

belastend. Es ist einfach zu privat. In

der Sendung wurde genug über mein

Privatleben geredet, was mir passiert

ist, meine Flüchtlingsgeschichte. Ich hab

das zwar selber erzählt, aber irgendwann

war das zu viel. Jetzt wissen alle,

wo und wann ich geboren bin, wo ich

gelebt habe, was mit meiner Familie ist.

Das hab ich alles selber preisgegeben.

Und jetzt möchte ich einfach nicht mehr

darüber reden. Ich möchte hier jetzt

eine Grenze ziehen und in die Zukunft

schauen. Das Fluchtthema ist für mich

abgeschlossen.

Alles klar. Was würdest du als Model

niemals machen?

Nackt-Shootings!

Dein großes Ziel als Model?

Mein Traum wäre, auf der Londoner

Fashion Week zu laufen!

Wir drücken dir die Daumen dafür. Danke,

dass du trotzdem mit uns geplaudert

hast!

Christoph Liebentritt

AUFGEPASST!

Durchs Reden kommen die Leute

zusammen – egal wo sie herkommen.

Aus diesem Grund möchte biber Sie

zusammen mit AsylwerberInnen an

Ihrer Schule besuchen!

Dort werden SchülerInnen und

die geflüchteten Menschen in lockerer

Atmosphäre über Flucht, Krieg und das

Leben in Österreich diskutieren.

Damit sollen Vorurteile abgebaut und

Gemeinsamkeiten aufgezeigt werden.

Wenn Sie mit Ihrer

Klasse teilnehmen

möchten, bitte eine

kurze E-Mail an

rajkovic@dasbiber.at

Das Angebot gilt für alle AHS,

HAK, NMS-Schulen in Wien! Die

Besuche sollen von März bis

Juni 2020 stattfinden.

56 / FASHION /

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