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MEINUNG
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rund um meine
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SO SEHEN SCHULEN
IN SYRIEN AUS.
EIN STÜCK AUS
MEINEM HERZEN
Ich bin 13 Jahre alt und lebe seit vier Jahren in Österreich.
Da ich in Syrien sowohl am Land (Dorf in der Nähe von Idlib),
als auch in der Stadt die Schule besucht habe, möchte ich
euch kurz die Unterschiede erklären.
In der Stadt tragen sowohl Mädchen als auch Buben eine
Schuluniform. Mädchen tragen ein blaues Kleid und die
Buben eine blaue Hose. Dazu ein weißes Hemd. In der Stadt
gingen nur 20 Schüler in meine Klasse, im Dorf war das viel
schlimmer. Dort waren wir über 30. Wir mussten uns auch
zu dritt einen Tisch teilen und die Klasse war nicht so sauber
wie in der Stadt. Es gab keine Putzfrau, die sich darum
gekümmert hat. Meine Klassenkameraden trugen auch keine
Uniform. Wir hatten nie genug Bücher für alle Schüler, und
das war auch schon vor dem Krieg so. Wir saßen in unseren
Jacken im Unterricht und haben gefroren.
Ich habe einmal meine Hausübung in der Schule am Land
vergessen. Dann kam die Lehrerin mit einem Holzstock und
schlug mir fünf Mal auf die offene Hand. Ich habe geweint.
Aber ich hatte noch Glück. Meine Schwester bekam, weil
sie einen halben Punkt zu wenig beim Test hatte, ordentlich
Schläge. Ihre Hand war blau davon. Wir konnten aber keine
Anzeige machen, weil es im Dorf zu wenig Polizei gab.
Wir saßen im Dorf in der Mittelschule alle getrennt voneinander.
Buben und Mädchen. Es gibt keine männlichen Lehrer,
das war in der Stadt viel besser. Dort kann man viel besser
lernen. Es gibt genug Bücher für alle und die Klassen sind
immer sauber. Für jedes Fach gibt es Lehrer, die sich gut
auskennen. Sie würden uns auch niemals in der Stadt mit
Schlägen bestrafen, das finde ich viel besser. Wir hatten dort
Mathe, Englisch, Arabisch, Sport, Geografie und Geschichte.
Manchmal gingen wir auch raus, zum Beispiel in den Tiergarten
in Aleppo. Dort konnte ich mir die Löwen anschauen.
Was ihr wissen solltet: Bei uns in arabischen Ländern beginnt
die Schulwoche am Sonntag. Am Freitag ist unser großer Feiertag.
Die Menschen haben frei, gehen beten oder machen
Picknick. Das war einmal. Jetzt ist leider Krieg in Syrien und
die Schulen sind zerstört. Ich möchte hier mit meiner Familie
in Frieden leben.
Rama ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.
Ich bin sehr froh, dass ich nach Österreich gekommen bin.
Ich bin halb Kurde, halb Türke – ich bin in der Türkei geboren,
aber habe dann in Syrien gelebt. In Syrien bin ich auch
in die Schule gegangen. Wenn man keine Hausübung hatte,
wurde man sehr stark mit einem Holzstück geschlagen.
Der Lehrer nahm manchmal seinen Patschen und warf ihn
nach den Schülern – es war nicht so wie hier in Österreich,
hier macht das kein Lehrer, das finde ich toll. Dort war ich
auch etwas aggressiv, ich wurde beschimpft, weil ich Kurde
bin – deshalb hatte ich so ziemlich jeden Tag Schlägereien.
Aber als ich nach Österreich gekommen bin, hat sich alles
geändert. Hier in meiner Klasse kommt jeder aus einem
anderen Land – und meine Lehrer und Lehrerinnen haben
mir geholfen, Deutsch zu lernen. Am Anfang war ich aber
sehr schlecht und dachte mir, ich werde es nicht schaffen.
Eine Lehrerin und ein Lehrer haben mir gesagt, dass ich nie
aufgeben soll. Und wegen dieser schönen Worte habe ich
die Klasse geschafft. Und jetzt bin ich in der dritten Klasse
Hauptschule. Mein Traum ist es, dass ich ein professioneller
Fußballspieler werde. Ich möchte für die österreichische
Mannschaft spielen. Ich will übrigens nicht heiraten – kein
Bock. Jeden Tag würde meine Frau mich fragen, wo ich
war, ob ich mit Mädchen unterwegs war, und das würde mir
nur Kopfschmerzen bereiten. Ich würde lieber mit meinen
Freunden zusammenwohnen. Wir haben eine Idee für
unsere Zukunft: Wir fangen mit YouTube an und machen
Gamingvideos. Wenn wir dann reicht sind, werden unser
Lieblingsauto kaufen. Das ist ein Mustang GT – er kostet
170.000 Euro. Ich habe noch was vergessen: Mein Lieblingslehrer
ist Herr Prokob. Er ist wie ein Stück aus meinem
Herzen. Leider kann er dieses Semester nicht in die Schule
kommen, weil er einen ganz kleinen Sohn bekommen hat
und sich jetzt um ihn kümmern muss. Aber er kommt im
Februar zurück. Ich freue mich schon sehr auf ihn – ich
kann dank ihm so gut Fußball spielen, er war der Fußballtrainer
unserer Schule. Ich hoffe, dass ich einmal wie er
werde. Das ist mein Ziel.
Mustafa Hasan ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.
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