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Biber Newcomer Dezember 2019

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MEINUNG

Wer hilft mir

rund um meine

Ausbildung?

SO SEHEN SCHULEN

IN SYRIEN AUS.

EIN STÜCK AUS

MEINEM HERZEN

Ich bin 13 Jahre alt und lebe seit vier Jahren in Österreich.

Da ich in Syrien sowohl am Land (Dorf in der Nähe von Idlib),

als auch in der Stadt die Schule besucht habe, möchte ich

euch kurz die Unterschiede erklären.

In der Stadt tragen sowohl Mädchen als auch Buben eine

Schuluniform. Mädchen tragen ein blaues Kleid und die

Buben eine blaue Hose. Dazu ein weißes Hemd. In der Stadt

gingen nur 20 Schüler in meine Klasse, im Dorf war das viel

schlimmer. Dort waren wir über 30. Wir mussten uns auch

zu dritt einen Tisch teilen und die Klasse war nicht so sauber

wie in der Stadt. Es gab keine Putzfrau, die sich darum

gekümmert hat. Meine Klassenkameraden trugen auch keine

Uniform. Wir hatten nie genug Bücher für alle Schüler, und

das war auch schon vor dem Krieg so. Wir saßen in unseren

Jacken im Unterricht und haben gefroren.

Ich habe einmal meine Hausübung in der Schule am Land

vergessen. Dann kam die Lehrerin mit einem Holzstock und

schlug mir fünf Mal auf die offene Hand. Ich habe geweint.

Aber ich hatte noch Glück. Meine Schwester bekam, weil

sie einen halben Punkt zu wenig beim Test hatte, ordentlich

Schläge. Ihre Hand war blau davon. Wir konnten aber keine

Anzeige machen, weil es im Dorf zu wenig Polizei gab.

Wir saßen im Dorf in der Mittelschule alle getrennt voneinander.

Buben und Mädchen. Es gibt keine männlichen Lehrer,

das war in der Stadt viel besser. Dort kann man viel besser

lernen. Es gibt genug Bücher für alle und die Klassen sind

immer sauber. Für jedes Fach gibt es Lehrer, die sich gut

auskennen. Sie würden uns auch niemals in der Stadt mit

Schlägen bestrafen, das finde ich viel besser. Wir hatten dort

Mathe, Englisch, Arabisch, Sport, Geografie und Geschichte.

Manchmal gingen wir auch raus, zum Beispiel in den Tiergarten

in Aleppo. Dort konnte ich mir die Löwen anschauen.

Was ihr wissen solltet: Bei uns in arabischen Ländern beginnt

die Schulwoche am Sonntag. Am Freitag ist unser großer Feiertag.

Die Menschen haben frei, gehen beten oder machen

Picknick. Das war einmal. Jetzt ist leider Krieg in Syrien und

die Schulen sind zerstört. Ich möchte hier mit meiner Familie

in Frieden leben.

Rama ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.

Ich bin sehr froh, dass ich nach Österreich gekommen bin.

Ich bin halb Kurde, halb Türke – ich bin in der Türkei geboren,

aber habe dann in Syrien gelebt. In Syrien bin ich auch

in die Schule gegangen. Wenn man keine Hausübung hatte,

wurde man sehr stark mit einem Holzstück geschlagen.

Der Lehrer nahm manchmal seinen Patschen und warf ihn

nach den Schülern – es war nicht so wie hier in Österreich,

hier macht das kein Lehrer, das finde ich toll. Dort war ich

auch etwas aggressiv, ich wurde beschimpft, weil ich Kurde

bin – deshalb hatte ich so ziemlich jeden Tag Schlägereien.

Aber als ich nach Österreich gekommen bin, hat sich alles

geändert. Hier in meiner Klasse kommt jeder aus einem

anderen Land – und meine Lehrer und Lehrerinnen haben

mir geholfen, Deutsch zu lernen. Am Anfang war ich aber

sehr schlecht und dachte mir, ich werde es nicht schaffen.

Eine Lehrerin und ein Lehrer haben mir gesagt, dass ich nie

aufgeben soll. Und wegen dieser schönen Worte habe ich

die Klasse geschafft. Und jetzt bin ich in der dritten Klasse

Hauptschule. Mein Traum ist es, dass ich ein professioneller

Fußballspieler werde. Ich möchte für die österreichische

Mannschaft spielen. Ich will übrigens nicht heiraten – kein

Bock. Jeden Tag würde meine Frau mich fragen, wo ich

war, ob ich mit Mädchen unterwegs war, und das würde mir

nur Kopfschmerzen bereiten. Ich würde lieber mit meinen

Freunden zusammenwohnen. Wir haben eine Idee für

unsere Zukunft: Wir fangen mit YouTube an und machen

Gamingvideos. Wenn wir dann reicht sind, werden unser

Lieblingsauto kaufen. Das ist ein Mustang GT – er kostet

170.000 Euro. Ich habe noch was vergessen: Mein Lieblingslehrer

ist Herr Prokob. Er ist wie ein Stück aus meinem

Herzen. Leider kann er dieses Semester nicht in die Schule

kommen, weil er einen ganz kleinen Sohn bekommen hat

und sich jetzt um ihn kümmern muss. Aber er kommt im

Februar zurück. Ich freue mich schon sehr auf ihn – ich

kann dank ihm so gut Fußball spielen, er war der Fußballtrainer

unserer Schule. Ich hoffe, dass ich einmal wie er

werde. Das ist mein Ziel.

Mustafa Hasan ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.

Soza Jan

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