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Statistisch gesehen gehen
Kinder aus Akademikerfamilien
öfter an die Uni, als
dass sie eine Lehre absolvieren.
Der 24-jährige Vincenc
Bauer ist die Ausnahme: Der
Akademiker-Sohn hat eine
Lehre in Elektro- und Gebäudetechnik
absolviert. Mit uns
spricht er über seinen Werdegang,
Vorurteile und das
Stigma rund um die Lehre.
Von Sueda Altinay und Florentina
Glüxam, Foto: Christoph Liebentritt
dung. Ich hab mich dann für den Beruf
entschieden. Mein Vater ist Geschäftsführer
und hat Wirtschaft studiert, meine
Mutter ist Pfarrsekretärin und studierte
Versicherungsmathematikerin.
Sie haben dich also nicht zu einem Studium
gedrängt?
Absolut nicht. Sie haben mir die absolute
Freiheit gelassen und mich in meinem
Vorhaben unterstützt.
Würdest du dich heute von selbst anders
entscheiden?
Es gibt schon Momente, in denen ich
mir denke, dass eine Matura zu haben
gut wäre. Andererseits nein, weil ich mit
meiner Wahl zufrieden bin.
Mit welchen Vorurteilen wirst du konfrontiert?
Die Lehre ist in der Gesellschaft allgemein
sehr stigmatisiert. Ich hatte damals
bei der Lehre relativ frisch eine Freundin,
deren Mutter ziemliche Vorurteile hatte,
„
Meine Eltern haben
mir die absolute
Freiheit gelassen
und mich in
meinem Vorhaben
unterstützt.
“
da ich Lehrling war. Leider erkennen die
Menschen eine Lehre nicht als gleichwertig
mit einer höheren Ausbildung an.
Was ich mir aber immer selbst gesagt
hab, wenn ich mit blöden Kommentaren
konfrontiert wurde: „Der Anwalt,
der mich jetzt als Idioten sieht, braucht
mich aber, wenn bei ihm zuhause der
Strom nicht funktioniert.“ Ich finde das
ganz wichtig, dass man sieht, dass diese
Berufe super wichtig für unser Allge-
meinwohl und unsere Gesellschaft sind.
Mittlerweile ist das ein bisschen untergegangen,
dass ich eine Lehre gemacht
hab. Die meisten glauben, ich habe eine
Matura und hätte studiert. Mir war aber
auch immer wichtig, dass ich nicht wie
dieser stigmatisierte Lehrlingstyp rüberkomme,
der nichts im Leben schaffen
will. Meinen Eltern war auch immer wichtig,
dass ich höflich bin und ein gutes
Auftreten habe.
Würdest du generell empfehlen, eine
Lehre zu machen?
Absolut! Wenn es Leuten so geht wie
mir, die in der Schule sitzen und eigentlich
keinen Sinn darin sehen. Mit meinem
jetzigen Job bei McShark bin ich sehr
glücklich.
„Auch ein
Anwalt
braucht
Elektriker“
BIBER: Vincenc, du kommst aus einer
Akademikerfamilie. Wieso hast du dich
so gesehen eher untypisch für eine Lehre
entschieden?
VINCENC: Das liegt daran, dass ich mit
16 einfach faul war. Ich habe gemerkt,
dass Lernen nichts für mich ist. Ich habe
gemerkt, dass ich unglücklich werde,
wenn ich die Schule weitermache. Deshalb
habe ich mich für etwas Praktisches
entschieden.
Und was genau war das?
Ich habe eine Doppellehre in Elektro- und
Gebäudetechnik bei der ÖBB absolviert.
Die Ausbildung war teils praktisch, dann
aber auch sehr viel Theorie neben der
Berufsschule. Ich bin also gelernter
Elektriker. Jetzt arbeite ich seit knapp
drei Jahren bei McShark als Vice Store
Manager.
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66 / KARRIERE /
Wie hat dein Umfeld darauf reagiert,
dass du eine Lehre machen willst?
Für meine Eltern gilt der Grundsatz: „Man
muss etwas machen im Leben.“ Zuhause
am Sofa sitzen und Film schauen ist
nicht. Somit war es von meinen Eltern
gewollt, dass ich entweder die Schule
fertig mache oder eine Berufsausbil-
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