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Biber Newcomer Dezember 2019

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MEINUNG

Edel-Trash

Stellt euch vor, euer Vater macht

einen auf Amateur-Erotikautor und

veröffentlicht schlecht geschriebene

Schmuddelromane auf Amazon. Genau

das passierte nämlich Jamie Morton.

Doch anstatt das einfach zu ignorieren

(wie wahrscheinlich jeder normale

Mensch), hat Jamie sich zwei seiner

besten Freunde geschnappt und 2015

den Podcast „My dad wrote a porno“

gestartet. Ich bin süchtig danach.

Jede Folge liest Jamie ein Kapitel aus

der Reihe „Belinda Blinked“ vor und

kommentiert das Ganze mit seinen

Kumpels. Gerne verkürze ich mir mit

dem Podcast die Zeit im Fitnessstudio,

was dazu führt, dass ich mich auf

dem Crosstrainer manchmal ziemlich

zusammenreißen muss, um nicht

wie eine Verrückte loszuprusten. Der

„Prince of Puke“ John Waters sagte

einmal: „There’s good bad trash and

bad bad trash“. Ich schätze, dass die

schwindligen Sexfantasien von Jamies

Vater zur besseren Sorte Müll gehören.

Und für Edel-Trash bin ich immer

zu haben. Immerhin veröffentlicht der

Papa den Schund unter dem vielversprechenden

Pseudonym „Rocky

Flintstone“. Unbedingt reinhören!

el-azar@dasbiber.at

KULTURA NEWS

Klappe zu und Vorhang auf!

Von Nada El-Azar

Suspense-Tipp

Ausstellungstipp

SPIONIEREN ODER REBELLIEREN?

FÜR TRUE-CRIME-FANS

Jetzt, wo die Tage kürzer werden, könnte

ein Besuch im Wiener Kriminalmuseum

genau das Richtige für euch sein. Im alten

Seifensiederhaus im 2. Bezirk kann man

sich in 20 Räumen über den mittelalterlichen

Strafvollzug, unfassbare Mordfälle

und Attentate samt historischer Dokumente

und Tatortfotos informieren.

Täglich (außer montags) geöffnet,

10 bis 17 Uhr. An Feiertagen geöffnet!

Große Sperlgasse 24, 1020 Wien

Etwa 15 Minuten entfernt

vom St. Pöltner Hauptbahnhof

befindet sich

das Museum Niederösterreich,

das gleich

mehrere spannende

Ausstellungen zeigt. Im

Haus der Geschichte läuft

die Schau „Spionage! 39

Fälle“, wo man über die

Geschichte der Spionage

von der Antike bis heute

einiges erfahren kann.

Abhöranlagen gab es

bereits zu Barockzeiten?

Wie wickelte Doppelagentin

und Tänzerin Mata Hari

(siehe Foto) einflussreiche

Männer um den Finger?

Mit welchen technischen

Gadgets konnte die

Stasi in der DDR aufwarten?

Diesen und vielen

anderen Fragen widmet

sich die Ausstellung. Wer

genug von Intrigen und

Komplotten hat, kann sich

in der Ausstellung „Meine

Jugend, deine Jugend“

über Subkulturen und

Erwachsenwerden damals

und heute informieren:

Smartphone vs. Telefonzelle?

Internet vs. Bravo-

Zeitschrift? Über 100

Jugendliche haben 13

Themenbereiche für die

Ausstellung vorbereitet,

in denen verschiedene

Generationen in Kontakt

treten.

Beide Ausstellungen laufen

noch bis 19. Jänner

2020.

Tropen Verlag, Alisa Aslanova, Belvedere Wien, Museum NÖ

3 FRAGEN AN…

LIUDMILA

KONOVALOVA

Die russische Primaballerina

Liudmila Konovalova tanzt

bereits ihre zehnte Saison an

ihrem „zweiten Zuhause“:

der Wiener Staatsoper.

Warum ist das Ballett so

untrennbar mit der

russischen Kultur

verbunden?

In Russland wurde das

Vaganova-System von

der gleichnamigen

Tänzerin begründet.

Alle großen Werke wie

Schwanensee, Raymonda,

Dornröschen

und viele mehr wurden

zudem in Russland choreografiert.

Das Ballett

spiegelt verschiedene

Epochen in Russland

wider. In der Zarenzeit

wurde zu besonderen

Anlässen wie Taufen

und Krönungen immer

ein Ballett aufgeführt.

Aber auch in der Sowjetunion hatte eine sehr reiche

Tradition und wurde gefördert.

Welchen Herausforderungen musst du dich täglich als

professionelle Balletttänzerin stellen?

Ich kann nie in einer Komfortzone bleiben. Sobald

man beginnt, sich Dinge leichter zu machen, verliert

man automatisch an Qualität. Ich erlaube mir nicht,

mich auf einem Ziel auszuruhen. Mein Beruf benötigt

viel Zeit und Energie, aber ich habe inzwischen auch

erkannt, dass mein Körper keine Maschine ist und

Pausen gut für Leib und Seele sind.

Welche Unterschiede stellst du zwischen Russland und

deiner zweiten Heimat Österreich fest?

Ich denke, dass es da mehr Gemeinsamkeiten gibt.

Beide Länder waren einmal große Imperien und es

gab einen regen kulturellen Austausch. Russische

Künstler waren in Wien an der Akademie der Bildenden

Künste, während gleichzeitig in Petersburg

Johann Strauß und Walzer tanzen sehr gefragt

waren. Auch heute gibt es an der Staatsoper in Wien

viele russische Produktionen und in Russland sind

die Wiener Philharmoniker hoch geschätzt. Die Kunst

verbindet uns sozusagen

Liudmila Konovalova ist am 5., 7. Und 9. Dezember in

der Ballett-Trilogie „Jewels“ zu sehen.

Yalla Feminismus!

„Meine Klitoris Klasse wie S von Mercedes“ rappte Reyhan

Şahin, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen

Lady Bitch Ray, noch im vorigen Jahr. Jetzt ist sie wieder

zurück. Diesmal aber nicht mit einem scharfzüngigen

Rap-Album, sondern einem Buch.

„Yalla Feminismus!“ spannt einen

Bogen über die Deutschrapszene,

Sexismus, muslimischen Feminismus

und viele weitere Themen

unserer Gesellschaft – aus der

Sicht einer promovierten Linguistin

und Tochter alevitischer Eltern. Auf

sprachlich humorvolle und klare

Weise teilt sie ihre Ansichten in

unserem heutigen unüberschaubaren

Diskurs-Dschungel. Große

Empfehlung auch für alle Rap-Muffel

(wie mich), die über die Szene

lernen wollen.

„Yalla Feminismus“ ist

erschienen im Tropen Verlag.

Inspiration - Vermächtnis

Richard Gerstl.

Das Wiener Leopold Museum widmet dem

österreichischen Künstler Richard Gerstl

(1883 – 1908) eine große Werkschau.

Obwohl er zu den Vorreitern des Expressionismus

in Österreich zählte, wurden seine

Gemälde bis jetzt nur einige wenige Male

ausgestellt. Er war ein Weggefährte des

Komponisten Arnold Schönberg und führte

diesen auch an die Malerei heran. Leider

endete die Freundschaft zwischen den beiden

Künstlern, als die Affäre zwischen Gerstl und Schönbergs Frau

Mathilde ans Licht kam. Mit nur 25 Jahren nahm er sich das Leben

und beendete so jäh seine vielversprechende Karriere als Maler.

Bis 20. Januar im Leopold Museum

Im Kabelnetz von Magenta,

A1 TV, Kabelplus, SimpliTV,

R9-Satellit und auf W24.at

MONTAG

20:00

auf

82 / KULTURA /

/ KULTURA / 83

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